Ian Kopacka - Kleine Fische

  • Kurzbeschreibung:
    Eigentlich sind alle zufrieden. Fisch und seine Freunde sind glücklich, weil sie immer genug Gras zum Rauchen haben. Der Drogendealer ihres Vertrauens ist glücklich, weil sein Geschäft gut läuft. Und seine rechte Hand auf der Straße ist glücklich, weil er von allen respektiert, ja sogar gefürchtet wird. Und dann passiert etwas. Ein Brandanschlag bringt die Drogenquelle zum Versiegen und den Drogendealer dazu, um sein Lebenswerk zu bangen. Fisch wird durch einen defekten Toaster unvermutet zum Privatdetektiv. Wird er dahinterkommen, wer für seine missliche Lage verantwortlich ist?


    Zum Autor:
    Ian Kopacka wurde 1980 in Graz geboren. Nach einem Jahr als mittelloser Gitarrist einer Rockband in London kehrte er nach Graz zurück und studierte dort Mathematik. Zurzeit rechnet er hauptberuflich und schreibt in seiner Freizeit. "Kleine Fische" ist sein erster Roman.


    Rezension:
    Stefan, Paul und Wolfgang, genannt Fisch, sind Freunde seit der Schulzeit. Alle drei verbindet die Leidenschaft des Kiffens und das, im wahrsten Sinn des Wortes, in vollen Zügen. Alles läuft seinen gewohnten Gang bis eines Tages die Drogenquelle versiegt: Karl Bess, dem örtlichen Drogendealer, wurde der Lagerraum mitsamt dem kompletten Cannabisvorrat angezündet und ausgerechnet Fisch soll herausfinden, wer Bess damit ans Leder will.


    Ferner lernt der Leser die beiden zwölfjährigen Willi und Thomas kennen, die beide aus zerrütteten Familien stammen und eine Freundschaft, die mehr auf Hassliebe beruht, verbindet. Beide haben nur Unsinn im Kopf und sind auf dem besten Weg, in eine Verbrecherkarriere abzudriften. Dann ist da noch Erich, unzufriedener Koch in einem Gasthaus, der sich für seinen homosexuellen Vater schämt und heimlich eine bestimmte Art von Pflanzen in seinem Gewächshaus züchtet...


    Wie all diese Personen zusammenspielen und was sie miteinander verbindet sollte man gelesen haben. Anfangs war ich etwas irritiert, da Ian Kopacka in kurzen, knackigen Kapiteln sehr viele Zeitsprünge miteinbaut, besser gesagt, jedes Kapitel spielt an einem anderen Tag, in einem Zeitraum vom 4. bis 7. Juli. Das jeweilige Datum wird glücklicherweise am Kapitelanfang abgedruckt, sonst hätte ich mich sicherlich heillos verheddert.


    Doch gerade diese Zeitsprünge macht "Kleine Fische" zu etwas Besonderem: Der Leser wird häppchenweise mit der Geschichte gefüttert, es werden einzelne Puzzlesteine zu einer am Ende stimmigen Gesamtgeschichte zusammengefügt und der Zufall spielt hierbei eine sehr große Rolle. Geht man anfangs noch davon aus, dass jemand Drogendealer Karl Bess ausbooten will, indem er sein Lager anzündet, darf man sich am Ende davon belehren lassen, dass es ganz anders war.


    Sehr gut gelungen sind auch die Perspektivwechsel, die die Geschichte noch einen Tick interessanter machen. Abwechselnd wird aus den Blickwinkeln sämtlicher Charaktere berichtet und man lernt ihre Sichtweise auf die Dinge kennen. Auch kommen (schwarzer) Humor und Skurrilität nicht zu kurz, vieles wirkt überzeichnet, doch passt das glänzend zur Geschichte.


    "Kleine Fische" konnte mich sehr gut unterhalten und ich bin auf weitere Werke von Ian Kopacka gespannt. Sein Debütroman verspricht einiges für die Zukunft und ich kann ihn besten Gewissens empfehlen. Wer allerdings meint, es hier mit einem Kriminalroman zu tun zu haben, der wird enttäuscht. Vielmehr ist "Kleine Fische" eine Geschichte, in der Drogen die Hauptrolle spielen, aber auch Freundschaft, Gewalt und vor allem der Zufall nicht zu kurz kommen.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover zeigt einen rot-weiß karierten, ausgeblichenen Hintergrund, im Vordergrund steht ein alter Toaster, aus dem eine Scheibe Toastbrot, in die eine Cannabispflanze eingebrannt ist, herauslugt.


    Fazit: "Kleine Fische" ist ein gelungenes Romandebüt, das sich mit den Themen Drogen, Freundschaft, aber auch Gewalt und Brutalität auseinandersetzt - aber nie ohne ein Augenzwinkern. Eine wirklich erfrischende Antihelden-Geschichte!