Jutta Oltmanns - Tochter der Insel

  • Klappentext:
    Aufbruch in ein fernes, weites Land


    Wangerooge 1854: Von ihrer herrischen Großmutter nur geduldet, führt die junge Lea ein freudloses Leben auf der Insel. Sie sehnt sich nach ihrer Zwillingsschwester, die vor zwei Jahren nach Amerika ausgewandert ist und von der sie seitdem nie wieder gehört hat. Einzig ihre schwärmerische Liebe zu ihrem Jugendfreund Immo belebt ihren Alltag. Als ihre Großmutter stirbt, erfährt Lea, dass diese monatelang Rebekkas Briefe unterschlagen hat. Lea beschließt, ihre Schwester in Amerika aufzuspüren. Sie begibt sich auf die Reise nach New Orleans, von dort aus den Mississippi hinauf bis nach St. Louis und schließlich in das Präriestädtchen Quincy. Dort wird sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen und muss feststellen, dass das Leben in der Fremde nicht einfach ist. Doch Lea gibt nicht auf...


    Über die Autorin:
    Jutta Oltmanns, geboren 1964, schreibt neben ihrer Tätigkeit bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest historische Romane. Ostfriesland ist zugleich Inspiration und Schauplatz ihrer Bücher. Sie lebt mit ihren zwei Söhnen in Warsingsfehn, wo sie an ihrem nächsten großen Roman arbeitet.


    Allgemeines zum Buch:
    „Tochter der Insel“ umfasst 399 Seiten und gliedert sich in einen Prolog, fünf Teile mit insgesamt 33 Kapitel sowie einen Epilog. Mit durchschnittlich elf Seiten haben die Kapitel eine angenehme Länge. Zum bequemeren Lesen sind sie teilweise zusätzlich in Abschnitte unterteilt. Als Überschrift tragen die fünf Teile jeweils eine Orts- und Zeitangabe, die Kapitel sind lediglich mit ihrer jeweiligen Kapitelnummer überschrieben.


    Das Buch umfasst einen Handlungszeitraum von drei Jahren und spielt zunächst auf der Insel Wangerooge, anschließend in Amerika und letztlich wieder auf Wangerooge. Geschrieben ist „Tochter der Insel“ aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform.


    Abgerundet wird der Roman durch eine sympathische Danksagung der Autorin sowie einer Liste mit hilfreicher Literatur rund um das Thema „Auswandern“.


    Das Cover des Buches ist sehr auffällig und stimmungsvoll gestaltet und passt hervorragend zu der Atmosphäre, die von der Romanhandlung ausgeht.


    „Tochter der Insel“ ist im Dezember 2011 im Heyne Verlag erschienen.


    Meine Meinung zum Buch:
    Mit „Tochter der Insel“ begibt sich der Leser auf eine Reise in die Mitte des 19. Jahrhunderts, wo er zunächst der jungen Lea und ihrer Zwillingsschwester Rebekka begegnet. Beide sind ein Herz und eine Seele, doch Rebekka verlässt die Insel Wangerooge, um mit ihrer großen Liebe nach Amerika auszuwandern. Lea bleibt einsam und traurig zurück. Fortan muss sie sich allein mit ihrer herrischen und bestimmenden Großmutter rumschlagen, die keine Widerrede duldet. Bei ihr sind die Zwillingsschwestern aufgewachsen, nachdem ihre Mutter bei der Geburt gestorben ist und der Vater bei einem Schiffsunglück ums Leben kam. Die Beziehung zwischen Großmutter und Enkelkindern stand von Anfang an unter keinem guten Stern, da die Mutter der beiden Mädchen es nicht sonderlich genau mit der Treue genommen hat und sich mit einem farbigen Mann eingelassen hat, was sich nach der Geburt der Kinder nicht mehr verheimlichen ließ, da diese ebenfalls farbige Haut haben. Diesen Fehltritt konnte die Großmutter nie verzeihen und lässt ihre Enttäuschung an den Enkelkindern aus.


    Sehnsüchtig wartet Lea auf Briefe von ihrer Schwester, doch sie erhält keine Nachricht. Ablenkung bringt ihr Jugendfreund Immo, in dem sie schon lange mehr als nur einen guten Freund sieht. Doch Leas Hoffnungen auf eine Beziehung werden enttäuscht. Als schließlich die Großmutter stirbt und Lea erfährt, dass diese sämtliche Briefe ihrer Schwester abgefangen hat, ist die Enttäuschung so groß, dass Lea nur noch einen Ausweg sieht: Sie muss nach Amerika reisen und wieder mit ihrer Schwester zusammen sein.


    Bis zu diesem Moment ist das Buch ziemlich oberflächlich. Ereignisse aus zwei Jahren werden auf wenigen Seiten zusammengerafft und es mangelt dem Buch eindeutig an Tiefgründigkeit. Die Charaktere lernt man nur grob kennen, es besteht kaum Gelegenheit, sich in sie hineinzufühlen. Dazu ist das Buch sehr klischeebehaftet. Dass Immo Leas Liebe nicht erwidert, war von vornherein klar. Dazu kommt ein schmieriger Erbschaftsverwalter mit bösen Absichten, was ebenfalls nicht überrascht.


    Eine bedeutende Wende nimmt das Buch mit Leas Abreise von Wangerooge. Der Leser bekommt nun Gelegenheit, sie als freundlichen, aufgeschlossenen und vor allem aufgeweckten Menschen kennenzulernen. Sie freundet sich mit Bell an, einer jungen Frau mit einem ebenfalls besonderen Charakter. Die beiden Frauen liegen auf einer Wellenlänge und zusammen meistern sie die lange Reise nach Amerika.


    Dort trennen sich ihre Wege wieder und vor Lea liegen einige bedeutende Wendungen. So klischeebehaftet der Anfang des Buches war, so überraschend und gut konstruiert sind die folgenden Seiten. Jutta Oltmanns hat sich für ihre Protagonistin ein abenteuerreiches und bewegtes Schicksal ausgedacht, Lea begegnet in ihrem neuen Leben vielen Schwierigkeiten. Doch sie entwickelt sich zu einem starken Charakter, der lernt, mit Problemen umzugehen. Lea lernt Joris kennen, den Bruder von Rebekkas Ehemann, der sie auf der Farm in Quincy nicht sehen möchte und mit dem sie einige Kämpfe auszutragen hat. Insgesamt ist das Leben in Amerika ganz anders als das Leben auf Wangerooge, doch Lea lernt es, sich anzupassen. Sie übernimmt Arbeiten auf der Farm und trägt Verantwortung für andere Menschen und Tiere. Sie freundet sich mit den Einwohnern Quincys an und behauptet sich in dem fremden Land Amerika.


    Doch Lea kann dort nicht glücklich werden. Das Schicksal hält Anderes für sie bereit. Am Ende schließt sich der Kreis, denn Lea kehrt nach Wangerooge zurück. Leider verfällt die Autorin dadurch wieder in die klischeebehaftete Handlung des Buches, die zu Beginn des Romans ihren Lauf war. Denn natürlich trifft Lea Immo wieder...


    Das Buch ist durchaus spannend und der zudem sehr angenehme Schreibstil der Autorin sorgt für ein angenehmes Leseerlebnis.


    Mein Fazit:
    Ein stimmungsvoller Roman, der Fernweh weckt, aber bewusst macht, dass es zu Hause doch am schönsten ist.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • 399 Seiten



    Meine Meinung:
    Die 17-jährigen Zwillingsschwestern Rebekka und Lea leben 1852 auf Wangerooge bei ihrer Großmutter. Die Mutter ist bei der Geburt der beiden gestorben, den Vater kennen sie nicht und die Großmutter tyrannisiert sie, wo es nur geht. Die beiden Schwestern sind wie Tag und Nacht. Rebekka ist temperamentvoll und eine Träumerin und Lea ruhig und bodenständig. Rebekka hat die Nase voll und flieht mit ihrem Freund Arne nach Amerika. Sie verspricht Lea, sie bald nachzuholen.


    Zwei Jahre später hat Lea noch immer nichts von Rebekka gehört und dann stirb die Großmutter. Der Finanzbeamte teilt ihr mit, dass ihre Großmutter sich mit ihrem Vermögen verkalkuliert hat und ihr somit nichts mehr gehört. Lea liebt ihren Jugendfreund Immo, der hat sich aber in eine andere Frau verliebt und ist somit auch außer Reichweite. Was soll sie jetzt noch auf Wangerooge?


    Sie beschließt, Rebekka in Amerika zu besuchen. Zu ihrer großen Überraschung fallen ihr die Briefe von Rebekka in die Hände, die ihre Großmutter unterschlagen hat. Das ist eine Fügung des Schicksals, denn Rebekka schickt ihr im letzten Brief ein Schiffsbillett, damit sie zu ihr kommen kann.


    Lea bricht alle Brücken hinter sich ab und fährt nach Amerika, über New Orleans und St. Louis bis in das kleine Präriestädtchen Quincy. In Quincy ist leider nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hat. Es ist ein kleines Dorf und sie wird nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Das Leben ist nicht einfach, sie muss hart arbeiten, um überleben zu können, aber sie ist unabhängig und selbstbewusst. Auch wenn es mit der Zeit besser wird, die Sehnsucht nach Wangerooge bleibt immer.


    Ein schöner Auswandererroman, den man ganz locker zwischendurch lesen kann. Man erfährt einiges über das harte und einsame Leben in der Prärie, aber leider blüht auch der Sklavenhandel und es gibt viele Flüchtlinge. Die Personen sind mir etwas zu oberflächlich dargestellt und die Geschichte selbst könnte auch mehr Tiefgang haben, aber für ein paar unbeschwerte Stunden ist es genau richtig.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

    Einmal editiert, zuletzt von Helga ()