Gottfried Hofmann-Wellenhof: Bleib kuhl, Papa!

  • Herr Gottfried Hofmann- Wellenhof ist
    Vater von 8 bzw. 9 (ein Adoptivkind) Kindern(!) und berichtet in diesem Buch
    über "55 Abenteuer von einem Familien- Planeten". Sein Name kommt
    manchen vielleicht bekannt vor, da er jeden Sonntag einen Artikel in der "Lebensart"
    der Kleinen Zeitung schreibt.


    Zitat

    "Auf einem Familienplaneten ist vieles echt fett, cool, krass, geil - Wahnsinn!"

    Viele der Geschichten drehen sich um
    seine Kinder, oder auch um seine eigene Kindheit. Ebenso zeigt er seine bzw.
    auch die Probleme vieler Erwachsener auf, die diese im Umgang mit der
    Jugendsprache haben. Folgende Geschichte:


    Zitat

    Was, bitte schön, heißt "abchillen"? Es war letzten Sonntag beim Mittagessen, da stellte ich Benedikt und Nikolaus die naive Frage, die Eltern seit Generationen bewegt: "Was macht ihr eigentlich bis drei Uhr in der Früh, wenn ihr weggeht?" Die erste Reaktion unserer Söhne: Sie lachten. Dann: "Einfach abchillen ..." Danach breites Grinsen. Darauf ich, immer noch gnadenlos naiv: "Was heißt bitte abchillen?" Ich glaube, was die Jugendsprache betrifft, nicht ganz ahnungslos zu sein. So konnte ich z.b. der Unterhaltung, die zwei junge Mädchen an einer Bushaltestelle neulich führten, einigermaßen folgen. Jacqueline: "Am Freitag woat i aufn Bus, steht da volle Lusa vor mir, mit ana depperten Geltackn, i wär' fost ausgflippt. (Am Freitag stand an der Bushaltestelle ein ausgeprägter Verlierertyp vor mir, mit einer unpassenden Frisur, mit sehr viel Gel im Haar. Ich hätte beinahe die Nerven verloren.) Baggert mi an, schleimt bei mir eini, moch a komplett pralle Ansag, der durchgeknallte Grufti. (Spricht mich an, raspelt Süßholz, gibt eine gänzlich unpassende Stellungnahme ab - ein völlig verrückter Senior!) Der hot einfach net checkt, dass er den Abflug mochn sull. (Er hatte nicht begriffen, dass er sich entfernen soll.) Sog i zu eam (Ich sagte zu ihm): Moch die Möldung und vatschüss di. (Verabschiede und entferne dich.) Sogt ear zu mia: Wüst fetzn? (Suchst du Streit?) Na, mea hob i net braucht. (Das war zu viel für mich.) Vuigas gregnet hots, von da Hock'n woa i brutal gschlaucht, und da labert mi der Vuikoffa so deppat an." (Es regnete in Strömen, die Arbeit hatte mir übermäßig viel abverlangt, und dann redet dieser verhaltensauffällige Mensch langweiliges und törichtes Zeug daher.) ... Soweit die Unterhaltung der beiden jungen Damen. Nur: Was "abchillen" heißt, weiß ich nach wie vor nicht. Möglicher Weise Musik hören, tanzen, Bier trinken, ein bisschen schmusen. Sollen das Söhne ihrem Vater sagen? Nein, sollen sie nicht. Deswegen sagen sie "abchillen". . Bleib kuhl, Papa!, Gottfried Hofmann- Wellenhof (2005), Styria Verlag, Seite 156 - 158


    Im Buch stehen viele kleine Geschichten, wie "Freude schöner Götterfunken, Brahms ist hier", "Papa, warst du eigentlich einmal fesch?" u.v.m.
    Sein jüngster Sohn Jakob gibt viele Themen in kurzer Zeit vor, in der es manchmal um Erdmänchen, manchmal aber auch um das Thema Christkind: "Existiert es oder nicht?". Auch viele Geschichten über das Auslandsjahr seines ältesten Sohnes Dominik werden erzählt. Er hat eine Stärke dafür, alle elektronischen Geräte außer Kraft zu setzen, sowie auch Geschichten von seiner Mutter, die immer in Tränen ausbrach, wenn sie an seinem leeren Zimmer vorbeiging, werden erzählt.


    Es ist ein sehr humorvolles Buch, das leicht zwischendurch zu lesen ist. :) :thumleft: :totlach:

    „Die Kindheit misst
    sich in Geräuschen und Anblicken, bevor das Dunkel der Vernunft heranwächst.“

    John Betzeman