Roger Rosenblatt - An jedem neuen Morgen

  • Klappentext:
    Sammy mag morgens Vollmilch mit FrootLoops, Jessie ein Glas Sojamilch, Bobbies, der Jüngste, liebt Toast über alles. Roger Rosenblatt und seine Frau übernehmen den Haushalt ihrer Tochter Amy, als sie völlig unerwartet stirbt und ihren Mann sowie drei kleine Kinder hinterlässt. Die Großeltern versuchen, das Unfassbare für die Familie erträglich zu machen. Entscheidend dabei ist das Funktionieren des Alltags, sind die kleinen Pflichten, die Halt und dem Leben einen Sinn geben. Der innigste Moment des Tages ist das gemeinsame Frühstück, das der Großvater zubereitet, berühmt für seinen wunderbaren Toast. Als säßen wir mit ihm und seinen Enkeln am Tisch, begleiten uns Roger Rosenblatts kluge Beobachtungen und die von Liebe, Hingabe und Demut getragenen Gedanken. Ein schmerzhaft schönes Buch über das Glück, eine Familie zu haben.



    Über den Autor:
    Roger Rosenblatt schreibt für das „Time Magazine“, und ist außerdem Autor von Theaterstücken, Sachbüchern und Romanen. Er wurde für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet, u. a. dem National Book Critics Circle Award. Seit 2008 ist er Professor für Englische Literatur an der Stony Brook University, New York.



    Allgemeines zum Buch:
    Mit seinen 196 Seiten ist „An jedem neuen Morgen“ ein dünnes Büchlein. Es gliedert sich nicht in Kapitel, sondern lediglich in viele Abschnitte, die teilweise nur wenige Zeilen, teilweise einige Seiten umfassen.


    Geschrieben ist „An jedem neuen Morgen“ aus der Sicht des Ich-Erzählers Roger Rosenblatt. Er springt oft zwischen den Zeitformen hin und her.


    Die amerikanische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel „Making Toast“.



    Meine Meinung zum Buch:
    Mit „An jedem neuen Morgen“ verarbeitet Roger Rosenblatt seine Trauer über den Verlust seiner Tochter. Daher habe ich das Buch auch in das Genre „Biographie“ eingeordnet.


    „An jedem neuen Morgen“ hat keine durchgängige Handlung. Das Buch besteht vielmehr aus vielen kleinen Episoden, die der Autor wahllos aneinanderreiht. Je nachdem, wie sie ihm gerade in den Kopf kommen. Darunter leidet meiner Meinung nach der Lesefluss sehr, denn der Leser springt mit den episodenhaften Erzählungen des Autors wahllos zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her und es ist kein roter Faden zu erkennen, der sich für einen angenehmen Handlungsverlauf durch ein Buch ziehen sollte.


    Rosenblatt lässt Amy in seinen Erinnerungen wieder lebendig werden und erzählt über ihr Leben und ihre Art, die Dinge zu nehmen, wie sie sind. Auch die anderen Familienmitglieder, insbesondere die Kinder, werden beleuchtet, aber auch Freunde und Nachbarn spielen in diesem Buch eine Rolle. Letztlich ist Amy diejenige, die alle miteinander verbindet. Und tragischerweise auch ihr Tod.


    Das Buch erzählt davon, wie Amys Familie deren Tod verarbeitet und lernt, ohne sie zurechtzukommen. Dabei legt der Autor viel Wert darauf, zu betonen, dass Amy immer in den Herzen ihrer Familienmitglieder weilt und nie in Vergessenheit geraten wird. Dies zu akzeptieren, fällt vor allem Amys Kinder schwer und die Szenen sind wirklich sehr emotional und sentimental.


    Rosenblatt erzählt von tragischen und traurigen Momenten ebenso wie von fröhlichen und lustigen Augenblicken. Dabei ist sein Schreibstil sehr sachlich und fast schon distanziert. Dennoch löst er beim Leser umso intensivere Emotionen aus.



    Mein Fazit:
    Ein biographisches Buch, das in zahlreichen Episoden von der Schönheit des Lebens und der Schmerzhaftigkeit des Verlusts eines Familienmitglieds erzählt.

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Die verstorbene Amy war eine wundervolle Frau: Perfekte Mutter, fürsorgliche Ärztin, beste Freundin. Dass ein Vater seine Tochter nach deren Tod verklärt, ist in Ordnung.


    Aber Harris, Amys Ehemann, ist ebenso perfekt. Und perfekt sind die anderen, Amys Mutter, Amys Brüder und alle andere Personen, die auftreten. Keiner der nicht wenigen Figuren hat irgendeine Macke oder einen Chrakterfehler und Ecken und Kanten. Ein Buch voller Gutmenschen. Alle sorgen sich um die Hinterbliebenen, alle kümmern sich umeinander, alle lieben sich.


    Ist es wirklich notwendig, gefühlte hundert Leute aufzuzählen, die Kondolenzkarten geschickt haben oder zur Beerdigung kamen? Muss man von allen Kindern einer Klasse, die nur an dieser einen Stelle erwähnt werden, das Kostüm für das Theater-Schulfest beschreiben?
    Das Buch enthält ein paar zu Herzen gehende Momente ... aber daraus allein entsteht kein ansprechender Familienroman.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)