Cem Yildiz - Fucking Germany

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    „Cem ist ein professioneller Escort. Er lässt sich für Sex bezahlen. Knapp 100 Euro kostet es, sich eine
    Stunde lang die Bedürfnisse nach schnellem Sex, nach Erniedrigung und
    Autorität, nach Zuwendung und Hingabe befriedigen zu lassen. Manager,
    Messebesucher, die Parfümverkäuferin, Hartz-IV-Empfänger oder der konservative
    Nachbar – sie alle sind seine Kunden. Cem Yildiz erzählt aus einer Welt, in der
    Exzesse, Gewalt, Drogen und grenzenlose Hoffnungslosigkeit herrschen – und in
    der Menschen verzweifelt auf der Suche sind nach Geborgenheit und Liebe.“




    Meine Meinung
    Cem ist 30, halb Türke und Escort, was bedeutet, dass man ihn für gewisse Stunden
    buchen kann. In diesem Roman erzählt er uns seine Geschichte, wie er in diese
    Szene kam, was er erlebt hat und wie er von seinen Kunden denkt.


    Als Einleitung erfährt der Leser einige Dinge, welche Escort und Stricher
    voneinander unterscheiden. Cem steht nicht auf dem Straßenstrich und wirft sich
    Männern oder Frauen um den Hals, sondern er präsentiert sich auf Internetseiten
    und früher in Clubs mit seiner Handynummer, um immer überall erreichbar zu
    sein. Die meisten seiner Kunden sind Männer, schwul, bi und hetero, meistens
    versteckt schwul, mit Ehefrau und Kinder, das „typische“ Klischee eben.



    Seine Abenteuer und Erlebnisse sind erschreckend und realistisch zu gleich. Cems
    Schreibstil ist direkt und offen, er nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht
    alles an und aus, was er erlebt hat.

    Natürlich geht es hier in erster Linie um Sex und meistens um welchen, der nicht dem
    Alltäglichen öffentlich bekannten entspricht. Oftmals war ich doch leicht
    geschockt, obwohl mich kaum etwas wirklich überrascht hat. Details bleiben hier
    außen vor, die Dinge werden zwar beim Namen genannt, allerdings nicht zu genau
    beschrieben.

    Die Kapitel sind demnach auch recht kurz, was das Lesen sehr angenehm machte. Jedes
    Kapitel beinhaltet auch ein anderes Thema bzw. Erlebnis und springt mit sehr
    provokativen Überschriften ins Auge, wie z.B. „Fick mit Migrationshintergrund“,
    „Ficken 2.0“ oder „Mal unter uns Nutten“.

    Man kann natürlich darüber streiten, ob diese Art von Titeln passend und gut sind, oder
    eher niveaulos und schlecht. Ich für meinen Teil fand sie passend, denn es geht
    nun mal um käuflichen Sex und diverse sexuelle Auslebungen jenseits der
    Otto-Normal-Verbrauchervorstellung. Wobei ich hier auch erwähnen möchte, dass
    nicht jedes Kapitel von einem Extrem ins nächste übergeht. Ein paar Dinge sind
    schon recht hart und nichtmal mehr an der Grenze des Vorstellbaren, allerdings
    hatte man das meiste schon mal irgendwo gelesen, gesehen oder gehört.

    Interessant fand ich es einfach mal hinter die Kulissen eines Escort zu blicken. Natürlich
    bleiben auf Drogen und Straßenstrich nicht außen vor. Natürlich geht es auch in
    den etwas härteren Bereich und ja, auch in den ganz harten Bereich. Aber ich
    denke, dass der Leser weiß, worauf er sich einlässt und dass es hier nicht um
    Blümchensex geht.

    Wieder mal erschreckend, weil nicht neu, sondern eher ein offenes Tabu, war für mich
    die Tatsache, wie viele verheiratete Väter scheinbar fremdgehen bzw. ihre
    homosexuelle Seite bei Strichern oder in diesem Fall Escorts ausleben.

    Ebenso verstörend waren Wünsche wie „sich vergewaltigen lassen“. Was geht in solchen
    Menschen vor?


    Ein tabubrechender, kurzweiliger Roman, der einen kleinen Einblick in den
    käuflichen Escortsex bietet. Empfehlenswert für zwischen durch, wenn man sich
    für diese Thematik interessiert.
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