Lia Hills - Leben ist auch keine Lösung

  • Kurzbeschreibung
    Seine Mutter verunglückt bei einem Autounfall. Auf ihrer Beerdingung verliebt er sich zum ersten Mal unsterblich in eine junge Frau. Tod – Liebe. Wie kann das eine so selbstverständlich neben dem anderen stehen? Will ist 17, als er sich, überfordert von den einschneidenden Ereignissen in seinem Alltag, auf die Suche macht. Auf die Suche nach Wahrheit und nach einem Leitfaden durch diesen Irrgarten, der sich Leben nennt. Nach einem Sinn, der die eigene Existenz rechtfertigt. Sterben kann ja wohl jeder. Aber wie um alles in der Welt lebt man?


    Meine Meinung
    Vorneweg muss ich sagen, dass ich ganz andere Erwartungen an das Buch hatte. Ich hatte mit einer leicht verrückten Geschichte gerechnet, in der es darum geht, dass ein Teenager seinen Weg sucht.
    Letzters stimmt zwar, Will sucht seinen Weg. Aber verrückt ist die Geschichte nicht. Eher tieftraurig. Denn nach dem Tod seiner Mutter ist Will hilflos. Sein Bruder Adam geht mit dem Tod der Mutter offensichtlich ganz cool um. Sein Vater stürzt sich erst in Arbeit, später in Alkohol. Und Will? Der stürzt sich in eine Bibliothek und in die Liebe.
    Er sucht die großen Philosophen, sucht Antworten auf die ihn ewig quälende Frage "warum". Und auch Taryn, seine Freundin, hilft und unterstützt Will auf seiner speziellen Suche. Am Ende findet er seinen Weg und auch die drei Männer der Familie können endlich gemeinsam über ihre Trauer reden.
    Das Buch ist für mich eins der ganz großen Emotionen. Aber der niederdrückenden. Lia Hills schreibt so beklemmend, dass mir teilweise der Atem beim Lesen gestockt ist. Man kann Wills Gefühlswelt richtig intensiv mit erleben, und da Will hilflos und trauernd ist, sind das keine schönen Gefühle. Das spricht natürlich zweifelsfrei für die Qualität des Buches, macht das Leseereignis aber an sich zu einer unangenehmen Sache. Schließlich wird man über 220 Seiten durch diese Trauer hindurchgezogen, durch all diese Verzweiflung.
    Viele philosophische Zitate kommen in dem Buch vor, klar, ist es auch das, was Will hilft. Aber dadurch wird das Buch noch schwerer, als es über die Grundstimmung eh schon ist. Es ist ein beklemmendes Buch, eins, dass zwar gut geschrieben ist aber genau dadurch unglaublich drückend wirkt.


    Nach diesem Buch hatte ich noch das Bedürfnis, mit meinem Freund zu reden. Weil es eben auch eigene Ängste hochspült: wie gehe ich mit dem Tod meiner Mutter um? Ich war nach der Lektüre regelrecht niedergeschlagen. Solche Emotionen hat bisher sehr selten ein Buch bei mir hervorgerufen. Am Ende des Gesprächs mit meinem Freund habe ich geweint. Irgendwie war es unterm Strich doch zu heftig für mich.
    Wie gesagt, ich hatte falsche Erwartungen. Vor allem das Cover, dieses unsäglich hässliche und auch irreleitende Cover! Hätte ich gewust, worum es in dem Buch geht, hätte ich es womöglich (noch) nicht gelesen. Es ist ein Thema, dem man gewachsen sein muss und Lia Hills versteht es, dieses Thema auf die richtige emotionale Basis zu bringen. War nicht leicht. Und am Ende wollte ich es einfach nur noch durch haben, um mich nicht ständig mit dieser Stimmung auseinander setzen zu müssen. Dennoch hätte ich es vielleicht nicht unbedingt vorm Schlafenlesen durchlesen müssen. Klar, dass am Ende auch der Traum das Thema hatte.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: für ein Buch, das zweifelsfrei sehr sehr gut ist. Ein Stern Abzug wegen der Falle, in die ich getappt bin (Cover und Klapptext).

  • Liebe Ziva,


    deine Rezi ist wirklich super! Erst mal Hut ab. Wirklich hervorragend auf den Punkt gebracht.
    Dem Cover des Buches entsprechend (wie es bei dir ja auch der Fall war), habe ich mir dieses mit ganz anderen Erwartungen gekauft und letztes Jahr dann durchgelesen. Naja was soll ich jetzt dazu schreiben? Du hast mir eigentlich schon aus der Seele "geschrieben" :-k.
    Was ich einfach nur irre fand, war das männliche Gefühl welches mich bei diesem Buch überkam. Noch nie habe ich mich in einen männlichen Protagonisten so stark hineinversetzt gefühlt. Der Schreibstil der Autorin hat mich in die gebrochene Seele eines Mannes hineinkatapultiert. Ich habe dies noch nie so intensiv verspürt. Ja ich weiß, hört sich komisch an. Aber bei anderen Romanen hatte ich das noch nie so sehr wie bei "Leben ist auch keine Lösung". Ansonsten kann ich Ziva nur zustimmen

    Zitat

    "Es ist ein Thema, dem man gewachsen sein muss und Lia Hills versteht es, dieses Thema auf die richtige emotionale Basis zu bringen. War nicht leicht. Und am Ende wollte ich es einfach nur noch durch haben, um mich nicht ständig mit dieser Stimmung auseinander setzen zu müssen"

    Meiner Meinung nach ebenfalls :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe ist nicht stark. Sie ist so verletzlich wie nur irgendwas. Und wenn wir nicht achtgeben, dann zerbricht sie wie Glas.


    Arkadien brennt

  • Danke für deine Rezi.


    Wie ihr beide schon sagtet, hatte ich bei dem Cover auch eine ganz andere Vorstellung über die Handlung des Buches.
    Aber nach der Rezi spricht es mich noch mehr an, denn wer kennt es nicht, die Arbeit mit Trauer, Liebe und dem Weg durch das Leben.
    Mir hilft es immer mit Menschen über ihre Erfahrungen zu sprechen, aber ein Buch mit fiktiven Personen ist manchmal besser um irgendwie - egal wie lebensnah der Autor geschieben hat - ein wenig Abstand von dem Thema zu bekommen und trotzdem für sich etwas lehrsames heraus zufiltern.


    Nochmal danke, dass Buch werd ich heute sofort in der Stadt suchen.

    Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war
    -Bertholt Brecht-


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