Andreas Montag - Mannestreu

  • Klappentext:
    Es ist ein Herbst, der wie ein Sommer ist. Eine Frau und drei Männer in einer Klinik an der Ostsee. Was sie verbindet, ist ein Herzproblem. Karin ist seit fünf Jahren Witwe. Maroffke, Eberding und Kühn sind harte Brocken, hoffnungslose Fälle sind sie nicht. Jeder bemüht sich auf seine Weise um die Frau, die ihnen zuhört, sie durchschaut und geschickt den Abstand wahrt.
    Im Wechselspiel von Nähe und Distanz, Betrug und Selbstachtung, Sehnsucht und Liebe steuert am Meer, fern der gewohnten Verstecke, alles auf eine letzte Frage zu …


    Meine eigene Inhaltsangabe:
    Vier Menschen treffen aufeinander, vier grundverschiedene Menschen, drei Männer und eine Frau. Ihre Gemeinsamkeit liegt in der Ursache ihres Zusammentreffens: aufgrund eines Herzleidens kommen die vier zu einem Kuraufenthalt an der Ostsee zusammen.
    Bei Eberding, dem gesundheitlich schwächsten der vier, scheint seine Vergangenheit derart auf seinem Gewissen zu lasten, dass er sich bereits seit Jahren nicht mehr wohl fühlt, körperlich wie auch seelisch. Kühn leidet sehr stark unter einem unaussprechlichen Geheimnis aus seiner Gegenwart. Maroffke erscheint als der körperlich kräftigste der drei Männer, ein Macher, ein Gewinner im Leben, in Sachen Geld genauso wie in Sachen Frauen. Die Vierte, Karin, leidet am Herzen seit dem Tod ihres Mannes fünf Jahre zuvor.
    Alle vier werden im Laufe dieses Kuraufenthaltes an der Ostsee mit einer unausweichlichen Veränderung in ihrem Schicksal konfrontiert, ob nun durch sie selbst herbeigeführt oder ohne ihr Zutun über sie hereingebrochen.
    Andreas Montag beschreibt in „Mannestreu“, wie der Kuraufenthalt zum gemeinsamen Moment für eine entscheidende Wendung im Leben eines jeden der vier ansonsten voneinander losgelösten Personen wird.


    Kommentar:
    Ich habe mich vom Klappentext im Zusammenhang mit der Gestaltung des Buchdeckels dazu verleiten lassen, in „Mannestreu“ eine romantisch-melancholische Geschichte zu erwarten. Weit gefehlt: bis kurz vor Ende des Buches wusste ich nicht, wohin die Geschichte führen würde – und dann schließt Andreas Montag seine Erzählung ziemlich abrupt und mit fast brutaler Traurigkeit ab.
    „Mannestreu“ ist kein aufregendes Buch, man treibt beim Lesen seltsam unbeteiligt durch die Kapitel. Es findet sich keine einzige wörtliche Rede im Buch wieder. Kapitel und Absätze handeln zum Teil von kleineren Begebenheiten, die die Handlung beinahe wie zufällig voranzutreiben scheinen, zum Teil spiegeln sie Gedankenfetzen der vier Hauptpersonen in der Erzählung wider. Umso erstaunlicher erscheint es mir, dass ich mich nach dem Schließen des rückwärtigen Buchdeckels doch von der Geschichte irgendwie berührt fühlte.
    Bleibt noch zu erwähnen, dass auf mich persönlich die Figuren der Männer viel besser und eindringlicher skizziert scheinen als einige der weiblichen Personen in der Erzählung, wie Karin oder Annegret; diese wirken auf mich persönlich inkomplett, ein bisschen wie beschrieben von jemandem, der sich nicht sonderlich gut in das Wesen einer Frau einfinden kann.

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog