Miguel Oliveira: Vom Scheitern eines Traums John Dos Passos und Migration

  • Klappentext:


    "Miguel Oliveira analysiert scharf und kritisch das Verhältnis von Migration im Leben und Werk von John Dos Passos. - Eine neue und interessante Studie die in der Dos-Passos-Forschung nicht fehlen durfte." Susana de Abreu


    John (Roderigo) Dos Passos ist am 14. Januar 1896 geboren. Er hat an der berühmten Choate School, später an der Universität Harvard studiert. Während des Ersten Weltkrieges ist er in Frankreich und Italien dem freiwilligen Sanitätsdienst als Ambulanzfahrer zugeteilt worden. Von der Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges beeinflusst, hat Dos Passos den wohl repräsentativsten, modernen Anti-Kriegsroman geschrieben. Weltruhm jedoch hat Dos Passos erst mit seinen Romanen Manhattan Transfer und der Trilogie U.S.A. erlangt. 1957 ist ihm die Gold Medaille des National Institute of Arts and Letters verliehen worden. Sein Oeuvre umfasst Romane, Theaterstücke, Gedichte, Aufsätze und journalistische Beiträge, historische Abhandlungen über Portugal und Brasilien, ein Drehbuch für einen Hollywoodfilm, sowie verschiedene Reiseberichte. Neben der Schriftstellerei hat sich Dos Passos auch der Kunst gewidmet. Mehr als 400 Bilder hat Dos Passos in seinem Leben angefertigt. John Dos Passos ist am 28. September 1970 an Herzversagen in Baltimore gestorben.


    Kritik:


    Miguel Oliveiras Dos Passos-Monographie, die emotionale beziehungsweise politische und soziale Aspekte der Migration in den Vordergrund rückt, hat zu einer Erweiterung meines kulturhistorischen Bewusstseins beigetragen. Zum einen muss ich Farbe bekennen und mich hinsichtlich des Schaffens Dos Passos, dem Oliveira zu Recht eine große Bedeutung beimisst, als Noch-Ignorant zu erkennen geben - diese Bildungslücke möchte ich bei Gelegenheit schließen. Zum anderen sind mir die Prämissen damaliger Einwanderungspolitik der USA vor dem geschilderten Hintergrund bis dato (teilweise) verborgen geblieben, beziehungsweise habe ich mich nie intensiver mit jener staatlich verordneten Willkür gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen auseinandergesetzt. Da erschließen sich eine Reihe von Kausalitäten, deren diskriminierenden Auswüchse bis hin in unsere Gegenwart wuchern; nicht zuletzt bezogen auf die Identität und das Selbstempfinden eines Bürgers der Vereinigten Staaten und dessen ursprünglicher Abstammung.
    Des Weiteren ist es dem Autoren vorzüglich gelungen, den aufrechten Charakter Dos Passos mittels eines wohl formulierten klaren Schreibstils sachlich und dennoch höchst engagiert widerzuspiegeln. Somit finden "Schüler und Meister" auf einer humanitären Ebene ein Zusammenspiel, das einem aufmerksamen und lernfähigen Leser beträchtlichen Respekt abverlangt.
    Meiner anfänglichen Skepsis zum Trotz vermochte Oliveira innerhalb seines "nur" hundertseitigen Werkes (inklusive Anhang) punktgenau eine Botschaft zu vermitteln, die soziale Ungerechtigkeiten bedingungslos zutage fördert, und eine Mission auszuführen, welche dem Andenken Dos Passos auf einfühlsame Weise gerecht wird. Ein empfehlenswerter und bereichernder Essay.



    (c) Peter Pitsch