Jon Stock - Der Marathon-Killer

  • Jon Stock – Der Marathon-Killer


    Titel der Originalausgabe: Dead Spy Running
    55 Kapitel, 415 Seiten

    Klappentext

    MI6-Agent Daniel Marchant läuft das Rennen seines Lebens: Denn wenn einer der Teilnehmer am London Marathon das Tempo verringert, wird eine Bombe hochgehen und mit ihr der US-Botschafter. Die atemberaubende Rettungsaktion gelingt, und Marchant ist der Held des Tages – bis er der Mittäterschaft verdächtigt wird. Beim Versuch, seinen Namen reinzuwaschen, muss er jedoch entdecken, dass die Folgen eines sehr persönlichen Verrats die Sicherheit der ganzen westlichen Hemisphäre gefährden könnten …

    Über den Autor

    Jon Stock studierte Englisch in Cambridge, schrieb nach dem Studium für fast alle renommierten Tageszeitungen Großbritanniens und war Radioredakteur bei der BBC. Seit 1998 ist er beim Daily Telegraph angestellt. Drei Jahre lang war er deren Auslandskorrespondent in Indien; seit seiner Rückkehr nach London ist er fester Mitarbeiter der Telegraph-Wochenendredaktion. Er lebt mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern in Wiltshire. »Der Marathon-Killer« ist sein dritter Roman, der erste allerdings, der in Deutsch erscheint.


    David Marchant, Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes M16, steckt in einer tiefen Krise. Vor einigen Wochen ist sein Vater, der langjährige und hoch angesehene Chef des M16, gestorben, kurz nachdem er wegen angeblichen Landesverrats entlassen worden war. Marchant, der seitdem vom Dienst suspendiert ist, glaubt fest an die Unschuld seines Vaters, doch all seine Bemühungen, etwas über die Hintergründe seiner Entlassung zu erfahren, bleiben vergebens. Immer öfter bekämpft er seinen Frust mit Alkohol.
    Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, überredet ihn seine Freundin und Kollegin Leila, am Londoner Marathonlauf teilzunehmen. In der Menge fällt ihm ein ausländisch aussehender Mann auf, der merkwürdigerweise noch keins von den vielen Trinkpäckchen in seinem Gürtel angerührt hat, obwohl er stark schwitzt. Als Marchant die übergroße Uhr des Läufers bemerkt, die verdächtig nach einem GPS-Sender aussieht, wird ihm schnell klar, dass er es mit einem Selbstmordattentäter zu tun hat, der den einige Meter weiter vorn laufenden US-Botschafter in die Luft sprengen soll. Mit Hilfe Leilas gelingt es Marchant in letzter Minute, ein Blutbad zu verhindern.
    Doch anstatt wieder in Ehren aufgenommen zu werden, wird Marchant verdächtigt, mit den Terroristen zusammenzuarbeiten. Er gerät zwischen alle Fronten, wird verhört, verschleppt und gefoltert, bis er schließlich fliehen kann. Mittlerweile dämmert ihm, dass jemand aus den eigenen Reihen ein falsches Spiel spielt. Um sich zu retten und den Namen seines Vaters rein zu waschen, muss er den Verräter unbedingt entlarven. Die Spur führt zu einem Top-Terroristen der Al-Quaida, der sich in Dehli aufhält, wo Marchant einst seine Kindheit verbracht hat. Dort bereitet man sich gerade auf hohen Besuch vor.


    Es ist alles vorhanden, was in einen Agententhriller reingehört: Internationaler Terrorismus, Bombenanschläge, Doppelspionage, Verrat, Verfolgungsjagden und eine Liebesgeschichte. Doch dem Autor ist es nicht gelungen, daraus eine fesselnde Story zu machen. Die Figuren sind zu flach, die Dialoge zu hölzern und die Spannung kann man nur als gebremst bezeichnen. Selbst noch die gefährlichsten Situationen wirken unspektakulär und wenig aufregend. Gegen einen ruhigen Thriller wäre gar nichts einzuwenden, wenn er mit einem pfiffigen, durchdachten Plot aufwarten würde. Leider ahnt man aber sehr schnell, wer der Verräter ist, und das Ende kommt ebenfalls nicht überraschend. Es gibt einige durchaus interessante Passagen in dem Roman, wenn es zum Beispiel um das mitunter groteske Kompetenzgerangel zwischen den Geheimdiensten geht oder um die Rücksichtslosigkeit, mit der die Amerikaner ihre Interessen gegenüber dem britischen Partner durchsetzen. Auch die zweifelhaften, nach wie vor Folter miteinschließenden Verhörmethoden des CIA werden beschrieben und die wachsende Zahl der Zwangsrekrutierungen von Selbstmordattentätern durch islamische Terroristen angesprochen. Doch das reicht nicht aus, um dem insgesamt recht blassen und vorhersehbaren Thriller den nötigen Schwung zu verleihen.


    Fazit: Ein flüssig zu lesender, aber eher mittelmäßiger Agententhriller, dem es an Spannung und Raffinesse fehlt.


    mofre

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