Nathalie Schweighoffer - Ich war zwölf ...

  • Kurzfassung:
    Nathalie ist gerade zwölf und liest begeistert Mickymaus-Hefte. Ein ganz normales junges Mädchen, das stolz ist, wenn es vom Vater gelobt wird. Nur eines kann Nathalie nicht verstehen: dass der Vater auch nachts zu ihr kommt, wenn schon alle anderen schlafen. Er streichelt sie dann und bedrängt sie, Dinge mit ihm zu tun, die man doch nicht machen darf.
    Lange Zeit schweigt Nathalie - aus Verwirrung, Angst und Scham. Eines Tages aber faßt sie Mut und beginnt zu sprechen ...


    Meine Meinung:
    Ein Buch über Inzest.
    Ein Buch, das mich sehr bewegt hat und mich hilflos gemacht hat. Hilflos gegenüber den Kindern und dem ganzen Geschehen.
    Ich kann nachvollziehen, wie sich Nathalie gefühlt hat und warum sie nichts gesagt hat. Aber die "lauten" Rufe, die sie ausgesendet hat, ob jetzt bei Bekannten oder in der Schule, dass sich da niemand gefunden hat der das wahrnimmt - das finde ich ganz schlimm.
    Was ich in diesem Fall überhaupt nicht verstehe ist die Ignoranz der Schule. Die schulischen Leistungen sind voll in den Keller gerutscht und niemanden fällt das auf, keine fragt nach was da los ist.
    Eine Freundin der Mutter hat versucht mit Nathalie zu reden, aber sie hat nichts gesagt. Und somit war das Thema vergessen. Abgeschlossen.
    Im Nachwort stehen einige Punkte, die aufmerksam machen, wenn ein Kindesmissbrauch vorliegen kann. Es ist sicher eine Gratwanderung, sicherlich, aber besser man irrt sich als man macht gar nichts.

    Ohne ein Wort :study: Linwood Barclay
    Mein SuB: 30

    Meine Bücher 2013: 56
    Seiten: 26.603

  • Damals, nach der Wende, war dies das erste Buch dieser Art, das ich gelesen habe. Und beim Lesen wurde ich immer wütender. Und heute bin ich immer noch wütend, besonders über die Urteile, die für Männer ausgesprochen werden, die sich an Kindern und Jugendlichen vergehen. Die spotten jeder Beschreibung.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)

  • Ich hab das Buch vor einigen Jahren gelesen.
    Und es hat mich - genauso wie Euch - erschüttert und wütend gemacht. So viel Hilflosigkeit, so viel Ignoranz.
    Und es ist so schwer sich soetwas vorzustellen, wenn man selbst in einer harmonischen, intakten Familie aufgewachsen ist.

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    Gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen,
    die ich nicht ändern kann.
    Gib mir den Mut die Dinge zu ändern,
    die ich nicht akzeptieren kann.
    Und gib mir die Weisheit
    zwischen beiden unterscheiden zu können!!!

  • Vielen Dank für die wunderbare Rezi. Das Buch wandert sofort auf meine Wunschliste.

    „Die Kindheit misst
    sich in Geräuschen und Anblicken, bevor das Dunkel der Vernunft heranwächst.“

    John Betzeman

  • Eine unfassbare Geschichte, die einfach grauenvoll ist! Doch solche Dinge passieren doch. Es könnte unser Nachbar sein, jemand im Supermarkt. Es könnte jeder Mensch sein, mit dem wir sprechen. Die Vorstellung ist einfach grauenvoll!!!


    Doch etwas ist mir aufgefallen: sie ist extremst sauer auf Gott und die Welt. Manachmal sind diese Passagen, in denen sie nicht verschweigt, wie sehr sie jeden hasst. Eigentlich ist es doch ihr gutes Recht.

    „Die Kindheit misst
    sich in Geräuschen und Anblicken, bevor das Dunkel der Vernunft heranwächst.“

    John Betzeman