Martine Leavitt: Keturah - Gefährtin des Todes

  • Keturah - Gefährtin des Todes



    Kurzbeschreibung von amazon.de

    Die junge Keturah hat sich im Wald verirrt, erschöpft erwartet sie ihr Ende. Doch der Tod gewährt ihr eine Frist: Wenn sie innerhalb eines Tages die große Liebe findet, von der sie in ihren Geschichten immer erzählt, darf sie leben. Keturah macht sich auf die Suche, doch nicht einmal die Dorfhexe Sor Lily vermag ihr zu helfen. Verzweifelt handelt Keturah erneut mit dem Tod und kommt ihm dabei immer näher. Als der junge Lord Temsland ihr schließlich eine Liebeserklärung macht, scheint sich alles zum Guten zu wenden. Bis Keturah begreift: Das Entgegenkommen des Todes hat einen hohen Preis. Eine magische Liebesgeschichte der vielfach ausgezeichneten Autorin aus Kanada.



    Eigene Meinung
    Als eine der ältesten Formen der Fantasy verzaubern Märchen die ganz Kleinen und lassen sie in Welten eintauchen, in denen Träume wahr werden. Aber nicht nur die Kleinen haben ihre Freude an solchen Geschichten, sondern auch mach Großer unter uns findet in einem Märchen etwas, was sie verzaubert – so ist es auch bei „Keturah – Gefährtin des Todes“ der Fall.


    Die Grundhandlung des Buches ist einfach: ein armes Mädchen ist auf der Suche nach der einen wahren Liebe und muss dafür Hürden nehmen, die ihr nach und nach die Augen öffnen. Aber in „Keturah“ geht es nicht nur darum, den Märchenprinzen zu finden, der das Herz der Schönen voll und ganz ausfüllt, sondern es erzählt auch davon, dass wir die Dinge, die wir haben, erst zu schätzen wissen, wenn wir dabei sind, sie zu verlieren. Es erzählt von Freundschaft, die selbst vor dem größten Opfer nicht zurückschreckt, wenn es darauf ankommt, davon, dass das, was wir für böse halten, nicht immer böse ist und es erzählt vom Tod, der nicht Feind, sondern Freund ist, der als Teil des Lebens zu uns gehört, wie die Luft zum atmen.
    Dieser Tiefsinn ist auch einer der Hauptgründe, wieso mit dieses Buch gefallen hat. Natürlich weist Keturah noch mit einigem mehr auf, wie zum Beispiel mit Charakteren, die noch einfache Träume haben, Aberglauben, die Liebe zu kleinen Dingen und dem stets präsenten Tod und doch sind es die kleinen Botschaften, die mir den größten Genuss bereitet haben.


    Keturah selbst wollte mir zu Beginn gar nicht gefallen. Ständig wurde ihre Schönheit erwähnt und auf ihrer Suche nach der wahren Liebe erweist sie sich teilweise als oberflächlich. Nach und nach bessert sich das jedoch und das Mädchen scheint zu begreifen, dass es um weitaus mehr als nur ums Aussehen geht. Allerdings hat die häufige Anspielung auf Keturahs Erscheinungsbild dazu geführt, dass ich mir nicht hundertprozentig sicher sein kann, dass der Tod sich nicht deshalb in sie verliebt hat – was ich jedoch bezweifle, denn das würde die Linie, die die Autorin in diesem Buch verfolgt und die klugen Worte, die sie in ihrer Geschichte verpackt hat, weniger glaubwürdig erscheinen lassen.
    Als Charaktere haben mit hier besonders sowohl Sor Lily, John, als auch der Tod selbst, der mit Melancholie und geheimnisvollem Verhalten ohne Zweifel zum interessantesten Charakter des Buch wurde. Keturahs Freundinnen, Greta und Beatrice hingegen wirkten auf mich größtenteils etwas eintönig. Jeden Tag haben sie an Keturahs Seite verbracht und unterstützten sie, wo sie nur konnten und doch weiß ich über sie nur, welche besondere Gabe sie besitzen und für wen ihr Herz schlägt.


    Die Geschichte selber wird von der Hauptprotagonistin erzählt, was dem Leser ermöglicht, hautnah am Geschehen teilzunehmen, Keturahs Gedanken zu verfolgen und einen Einblick in ihr Wesen zu bekommen. Sprachlich zieht die Autorin den Leser völlig in ihren Bann. Keine komplizierten Satzbauten, keine übertriebene Wortwahl - mit einer Mischung aus kurzen und langen Sätzen schafft sie ein sprachliches Gleichgewicht in ihrer Erzählung, welches den Lesefluss fördert und so für eine angenehme Zeit in Keturahs Welt sorgt. Ohne viele Umschweife führt Martine Leavitt durch ihr Buch, sagt, was gesagt werden muss, schweigt, wo mehr Informationen nicht unbedingt von Nöten sind und bedient sich dabei an einer breiten Paletten von Möglichkeiten, die Dinge wohlklingend und verblümt an den Leser zu bringen.



    Fazit
    Wer nach einem Buch sucht, welches vor Action und Spannung nur so strotzt, der wird in Keturah nicht das Richtige für sich finden. Wer allerdings gerne träumt und sich verzaubern lassen möchte, der wird Freude an diesem Buch haben!



    Ich gebe dem Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; arm ist nur, wer nie geträumt hat
    (Marie v. Ebner-Eschenbach)


    :flower:

  • Das hört sich nach einem Muss für meine Wunschliste an, vielen Dank für die tole Rezi!

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

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    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Danke für die Rezi! Ich hatte schon vor einiger Zeit von dem Buch gehört und hätte es fast wieder vergessen. :D Ich finde das Cover einfach super!

  • Klappentext
    "Eine Geschichte von Zauberei und Liebe, von Tod und Tapferkeit, und eine, die das Herz wärmt. Es wird die wahrste Geschichte sein, die ich je erzählt habe."
    Die junge Keturah hat sich im Wald verirrt. Sie ist dem Tode nah - und der steht mit einem Mal leibhaftig vor ihr: dunkel, schön und dazu bereit, über Keturahs Schicksal zu verhandeln. Gelingt es Keturah, innerhalb eines Tages die große Liebe zu finden, von der sie in ihren Geschichten immer erzählt, darf sie leben. Keturah macht sich auf die Suche nach dieser Liebe. Aber wird sie es schaffen, den Einen, den Richtigen zu finden und dem Tod zu entkommen?


    Meine Meinung
    Keturah ist sechzehn Jahre alt, als sie dem Tod begegnet. Da sie eine gute Geschichtenerzählerin ist, beginnt sie damit eine dem Tod zu erzählen. Sie träumt von der wahren Liebe und macht eben diese zu ihrem Thema. Um sich einen weiteren Tag zu erbitten, will sie ihm das Ende am nächsten Tag erzählen. Er geht den Handel ein, bietet aber auch einen eigenen an. Sollte sie es schaffen an diesem einen Tag ihre große Liebe finden, lässt er sie weiter leben. Auch wenn sie jetzt diesen Tag gewonnen hat, weiß Keturah, dass man dem Tod niemals entkommen kann. Ihre Freudinnen, Beatrice und Greta, wollen sie unterstützen, auch wenn sie dadurch die Männer verlieren könnten, die sie lieben.
    Doch ist es überhaupt möglich die wahre Liebe innerhalb eines Tages zu finden, oder passiert so etwas nur in Märchen?


    Als ich zum ersten Mal die Beschreibung des Buches gelesen habe, war mein Interesse sofort geweckt. Ein Mädchen, das einen Handel mit dem Tod schließt um die Chance auf wahre Liebe zu erhalten. Ich kenne bisher kein Buch, in dem der Tod so personalisiert wurde, wie hier. Ihm wurde ein Charakter und Gefühle gegeben, was eine äußerst faszinierende Seite von ihm aufzeigt.


    In Keturahs Augen ist der Tod ein wunderschöner junger Mann. Da er der Herr der Toten ist, ist er zwar überall, doch eigentlich ist er immer allein. Einsam durchstreift er die Jahrtausende, hat Anteil an allen Leben, doch ein eigenes bleibt ihm verwehrt.
    Ist er tatsächlich dazu bestimmt für immer allein zu sein?
    Darf der Tod sich überhaupt verlieben?
    Die wahrscheinlich größte Frage hierbei ist doch, ob ein übermenschliches Wesen wie der Tod überhaupt Gefühle haben darf?
    Keturah muss feststellen, dass der Tod wirklich so etwas Gefühle besitzen muss. Erst seine Neugier über ihre Geschichte, macht den Handel zwischen ihnen möglich. Je öfter sie sich begegnen, desto mehr wird ihr klar, dass der Tod sich in sie verliebt hat. In ihr hofft er die Gefährtin gefunden zu haben, die ihn durch die Ewigkeit geleiten wird.
    Keturah beweist sehr viel Mut dem Tod immer wieder die Stirn zu bieten, doch noch mehr, in dem sie sich den Dorfbewohnern stellt.
    Tide-by-Rood ist ein kleines Dörfchen, dessen Bewohner äußerst abergläubisch sind. Eine andere Zeit eben und damit auch ein anderer Glaube als wir ihn heute kennen. Da Keturah sich mit dem Tod eingelassen hat, wird sie als Ausgestoßene behandelt, man fürchtet sie. Einzig der Sohn des Lords hört ihr zu und akzeptiert sie.
    Könnte er möglicherweise ihre wahre Liebe sein?


    Die Begegnungen zwischen Keturah und dem Tod machen den Reiz dieses Geschichte aus. Ähnlich wie Scheherazade in 1001 Nacht, hängt auch Keturahs Leben an ihrer Fähigkeit Geschichten zu erzählen. Doch Keturah kämpft nicht allein um ihr eigenes Leben, sie setzt sich für alle Dorfbewohner ein.
    Es ist bewundernswert, wie die Autorin es geschafft hat, dem Tod Leben einzuhauchen und ihm eine Persönlichkeit zu geben. Der Tod wurde zu jemandem, der sich nicht scheut hart zu sein, aber gleichzeitig auch nett und liebenswert sein kann.
    Als Gegenstück zu ihm wurde in Keturah eine Heldin geschaffen, die den Mut besitzt dem Tod immer wieder ins Auge zu blicken ohne wirklich mutig zu sein. Obwohl er immer da ist, gibt sie ihren Willen zu Leben nicht auf.


    Im Buch gibt es diese eine Stelle, an der der Tod mit Keturah spricht. Thema des Gesprächs ist der Glaube der Bewohner, dass er weit weg, doch er versichert, dass er immer da ist.
    Die besagte Stelle trifft vollkommen zu, denn niemand von uns will glauben, dass der Tod uns so nahe ist. Würden wir die ganze Zeit daran denken, könnte sicherlich niemand mehr ein Leben vorweisen, die Angst wäre zu groß um überhaupt etwas zu machen.


    "Sie glauben, mein Reich ist weit weg. Würden sie nachts ruhig schlafen, wenn sie wüssten, wie nahe ich bin? Würden sie so munter am Feuer singen, wenn sie wüssten, dass ich in ihren kalten Betten auf sie warte? Würden sie sich so sehr ihrer Ernte freuen, wenn sie wüssten, dass ich in ihrem Rübenkeller ruhe?"
    Der Tod. (S.145)


    Fazit
    Eine mutige Heldin, die für ihre Vorstellung von wahrer Liebe kämpft und deshalb sogar dem Tod die Stirn bietet. Ein junger Mann, der alles tut um das Herz des Mädchens zu gewinnen und schließlich der Tod persönlich, der eine Gefährtin sucht. Eine Geschichte, die viel Wahrheit in sich trägt, diese aber mit dem Mantel der Fantasie umschließt.
    Ein Buch, das es sicherlich zu lesen lohnt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Viele Jahre ist dieses Buch unbemerkt an mir vorbeigegangen und nur die Berichte und Erwähnungen hier im BT lenkten meine Aufmerksamkeit auf dieses Werk. Der Klappentext machte mich neugierig und so war der Einzug bei mir im Bücherregal auch schnell getan, obwohl ich das Cover alles andere als ansprechend finde. Es ist ein recht kurzes Werk, mit 235 Seiten schnell zu bewältigen, auch deshalb, weil es einfach und eingängig geschrieben ist.
    Es erzählt eine außergewöhnliche Geschichte, die es mir aber am Anfang nicht leicht machte sie zu mögen. Was aber wohl vor allem daran lag, dass ich das Gefühl hatte die Geschichte schon zu kennen, weil manche Rezensionen mir zu informativ waren. Danach aber habe ich es nicht mehr aus der Hand gelegt, bevor ich es nicht auch beendet hatte.
    Aufgrund der "Kürze" der Geschichte bleiben die Charaktere eher oberflächlich, aber das machen die Szenen zwischen Keturah und Gevatter Tod wieder wett. Alle Personen sind aber so klar umrissen, das man weiß um wen es geht und keine Verwechslungen entstehen.
    Letztendlich ein Werk bei dem ich froh bin, dass sich unsere Wege endlich gekreuzt haben! Empfehlenswert!


    Ich vergebe gerne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    “Einen Erwachsenen nennt man jenes Krüppelwesen,
    das in einer entzauberten Welt sogenannter Tatsachen existiert.”
    Michael Ende