Evelyn Waugh: Tod in Hollywood

  • Originaltitel: The Loved One (1948 )

    Dennis Barlow, englischer Poet in Hollywood, lebt von seinem Status als englischer Lebemann. Seit er in der Traumfabrik angekommen ist, hat er keine Zeile geschrieben und arbeitet für das Haustierbestattungsunternehmen “Happier Hunting Grounds”.


    Als sein Vermieter Sir Francis Selbstmord begeht, wird ihm von der englischen Gemeinschaft vor Ort aufgetragen, dem alten Herren mit Glanz und Gloria die letzte Ehre zu geben. Dadurch führt ihn sein Weg zu “Whispering Glades”, eine Art Beerdigungsfreizeitpark in Los Angeles. Berufsbedingt nimmt Dennis dieses Spektakel unter die Lupe, in der Hoffnung etwas von dem Glamour in dem ihn beschäftigenden Institut umzusetzen.


    Er lernt die Kosmetikerin Aimee kennen. Sie fühlen sich zueinander hingezogen und verloben sich bald. Aimee wacht jedoch auf, als sie feststellen muss, dass der junge Engländer in gewissen Belangen nicht aufrichtig ist und ihr diese Entscheidung berufliche Nachteile bringt. Ihr Vorgesetzter Mr Joyboy ist zutiefst getroffen – hatte er doch angenommen, sie selbst vor den Traualtar zu fuehren. Hin und her gerissen zwischen dem Charme und der Chuzpe des englischen Dandys und dem Traum nach einem bodenständigen amerikanischen Familienlebens bleibt sie emotional auf der Strecke. Der Machtkampf der beiden Männer führt zur Katastrophe...


    Für mich ist diese Novelle nicht Waughs bestes Werk und ich hatte mir mehr versprochen. Atmosphärisch dicht und insbesondere die Beschreibungen von “Whispering Glades” bieten obskure und bunte Bilder für das Kopfkino.
    Tod als Abzocke; Spiel mit Träumen, Ehrgeiz, Prunk – alles um noch ein wenig mehr Geld aus den Trauernden zu drücken. Dabei unmanipulativ scheinend und doch gerade wegen der heraufbeschworenen Idylle und Pietaet beeindruckend suggestiv. Es liess mich echt schaudern, was Waugh sicher auch beabsichtigt hat.


    “Whispering Glades” bietet z.B. eine angebliche alte englische Kirche, verschiedene Bestattungszonen, in denen Berufs- und Konfessionsgruppen unter “ihresgleichen” ruhen können. An alles ist gedacht – eine gut geölte Maschinerie. Und doch – zum Romanende ist es das wenig imposante “Happier Hunting Grounds” das effektiv funktioniert...


    Waugh hat einen bitterbösen Humor, wenn er es darauf anlegt und hier rechnet er eiskalt mit menschlichen Eitelkeiten ab, sei es mit dem pompösen Verhalten von Engländern im Exil oder Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftsgefühl, das dann endet, wenn sich die Anfuehrer bedroht fühlen.


    Am Ende gewinnt doch die menschliche Eigensucht und geht über Leichen, um den eigenen Komfort zu maximieren. Ethik, Anstand und Naivität werden hinlänglich begraben. Alles und jeder hat seinen Preis...

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +