David Grossman - Eine Frau flieht vor einer Nachricht (ab 28.06.2010)

  • Da ich mich schon auf die Leserunde freue, eröffne ich gleich einmal den Thread.


    Es lesen mit:


    Conor
    Wirbelwind
    Farast
    Karthause




    Kurzbeschreibung


    Ora erzählt: von ihrer Liebe zu zwei Männern, von Wut und Zärtlichkeit, Verzweiflung und Leidenschaft und von ihrem Sohn Ofer, der sich freiwillig für einen Militäreinsatz im Westjordanland meldet. Seine Mutter hofft, das drohende Unglück zu bannen, indem sie ihrem Jugendfreund Avram, der im Sechstagekrieg selbst Soldat war, von Ofers Vorhaben berichtet. Und unerreichbar zu sein, falls das Schreckliche geschieht ... Autor und Friedensaktivist David Grossman spiegelt die großen Fragen in den kleinen Erlebnissen des Alltags. Er zeigt, wie in Israel das Schicksal der Menschen unauflöslich mit Politik verbunden ist. Ein mitreißendes, unvergessliches Buch und ein Protest gegen den Krieg.


    Über den Autor


    David Grossman, 1954 in Jerusalem geboren, ein dezidierter Verfechter einer friedlichen Lösung des Nahostkonflikts, gehört wegen seiner differenzierten politischen Haltung und ungewöhnlichen Erzählphantasie
    zu den herausragenden Schriftstellern der jüngeren Generation.

  • Hallo zusammen!
    Ich freu mich auf diese Runde! Wollte mich auch nur mal schnell zur Stelle melden. Habe heute Morgen die ersten Seiten gelesen, und denke, dass ich das in den Nachmittagsstunden vertiefen kann. Erster Kommentar folgt dann.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Hallo zusammen,


    ich habe mich sehr auf diese LR mit euch gefreut. Ich muss gestehen, ich habe mittlerweile mit dem Buch begonnen. (Ja, ich weiß Schande über mein Haupt :uups: ) und ich würde so gerne ausführlich über das berichten was mir bereits durch den Kopf geht. Allerdings habe ich hier zur Zeit einen sehr ungnädigen kleinen Herrn Farast, aber ich versuche trotzdem so viel zu schreiben, wie es mir nur gelingen mag.


    Gekommen bin ich bis Seite 102. Ich benutze normalerweise keine Spoilerfunktion, weil ich (ausgenommen bei Krimis) nicht zwingend der Meinung bin, dass man eine braucht. Ganz wichtiges würde ich spoilern, falls ihr es wünscht. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es momentan nicht nötig ist, aber wie gesagt, kein Problem, ich würde auch spoilern. :D


    So, und jetzt zu dem Buch. Bis ungefähr Seite 83 lernen wir die wichtigsten Personen des Buches kennen. Ora, Avram und Ilan. Die Art der Vorstellung empfand ich als sehr interessant. Ich stelle mir die ganze Zeit vor, wie sich die 3 jungen Leute fühlen müssen. Ganz alleine (bis auf eine Krankenschwester, die aber ihre eigenen "Ängste" durchstehen muss) auf sich gestellt, nachts in der Iso-Station, noch von Fieberkrämpfen geschüttelt und während eines Krieges. Diese Gespräche die Ofra und Avram miteinander führen, ich glaube, sie sind alleine schon deshalb so ehrlich und so aufrichtig zueinander, weil sie von der Dunkelheit quasi "geschützt" sind. Bis auf die Male, wo Ofra (neugierig geworden) ihre Streichhölzer benutzt. Ich denke, dass es, im Schutze der Dunkelheit, viel leichter fällt, offen miteinander zu sein. Zumindest am Anfang. Als sich Ofra und Avram näher kennenlernen, ist es für beide so, als ob sie sich (im Dunkeln) sehen könnten.


    Ich muss gerade an Ofra denken. An ihre Trauer über den Tod ihrer allerbesten Freundin, Ada. Ada war ein ganz wichtiger Punkt in ihrem Leben. Wie schwer Trauerarbeit schon für einen Erwachsenen ist, wie schwer musste es erst für Ofra sein, Ada loszulassen.


    Was mich begeistert ist, wie Grossman seine Personen darstellt, so greifbar, so verletzlich und vielschichtig. Ofra in ihrer doch eher unsicheren Art. Ich denke, dass sie ein bildhübsches Mädchen ist, entsprechend beliebt, aber in Wirklichkeit sehr einsam. Avram, der sich am liebsten mit dem aufnehmen von Hörspielen beschäftigt. Und auch Ilan ist (obwohl er im Grunde fast gar nichts von sich erzählt) erfährt man immer wieder Kleinigkeiten. Von seinen Verlusten, in dem Fall, wo sein Vater sich scheiden ließ, Ilan von allem trennte was er liebte (Jazz).


    Ich muss auch gerade an die Krankenschwester und was man von ihr erfährt denken. Das ist das erste Mal, wo man im Buch mit der ganz besonderen politischen Lage konfrontiert wird. Ich empfinde übrigens Israel, politisch gesehen, als sehr schwierig. Die Konflikte zwischen Israeliten und Arabern schwellen so lange, sind mit so viel gegenseitigem Haß und Vorurteilen begleitet. Ich mag mich da fast gar nicht komplett reindenken. Es ist eine ziemlich schwierige Ausgangslage und man kann nur mehr als hoffen, dass es zu einer guten, für beide Seiten akzeptable, Lösung kommen möchte. Es sind doch Menschen, keine Gegenstände, die man hin- und herschieben kann.


    Und dann, ab Seite 84, ein kompletter Szenenwechsel. Stück für Stück erfährt man mehr. Es muss ein ziemlicher Zeitsprung sein. Ofra, mittlerweile von Ilan, geschieden, muss ihren Sohn zu einem Kriegseinsatz bringen. Ich denke, da braucht es keiner Worte, wie sich Ofra fühlen muss. Was ihr alles durch den Kopf gehen muss. Wie unendlich schwierig es für sie sein muss. Als Mutter versucht man jedes Stückchen an Erinnerung an ihr Kind noch bis zur letzten Minute aufzubewahren. Noch so viel einzusaugen, wie nur irgendwie geht. Es könnte ja das schrecklichste passieren...


    Und wir lernen Sami kennen. Ein bewundernswerter Mann, wie er trotz aller Anfeindungen, sich nicht von all dem negativen was er erlebt, erleben muss, brechen lässt. Ich würde da ganz reagieren. Ich wäre da wohl viel verletzlicher. Das Ofra ausgerechnet ihn dazu gebeten hat, sie und ihren Sohn zu fahren war wohl nicht gerade das was man Feinfühlig nennt. Man kann es ihr höchstens zu Gute halten, dass sie in diesem Moment wohl mit ihrem eigenen Problemen beschäftigt war. Auch zugute halte ich ihr, dass es ihr schlagartig klar geworden war, als sie die Gesamtsituation überblicken konnte. Das macht sie sehr sympathisch.


    Fast schon schlucken musste ich, als ich mir vorzustellen versucht habe, als Ofer in seiner Uniform und bereits mit seiner Waffe, die Treppe hinunter zu dem Taxi ging. Eine für uns doch sehr befremdende Vorstellung. Auch der ganze Konvoi, der zu dem Sammelplatz führte.


    Eine interessante Szene mag ich noch herausstellen, als die Waffe von Ofer die Innenverkleidung des Taxis beschädigte. (S. 99) Die Sitzbezüge aus synthetischem Tigerfell, mit ziemlicher Sicherheit sehr häßlich, sind für Sami, so ein klein wenig Protest. Diese Sitzbezüge könnten im direkten Zusammenhang mit einem Vorfall (S. 100 beschrieben) in Ostjerusalem zusammenhängen. So als würde die Waffe noch viel mehr kaputtmachen, als nur das Dach der Innenverkleidung. Vertrauen wurde angekratzt, vielleicht sogar zerstört?


    Ich muss wirklich schreiben, mich begeistert dieses Buch bis jetzt wirklich sehr. So, und jetzt höre ich auf und freue mich schon auf eure Eindrücke.

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  • Danke für die Links, Conor. Ich wolle noch einen Link zum Sechstagekrieg setzen, vielleicht in dem Zusammenhang nicht ganz uninteressant.

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  • Auch dir Dank für den link, Farast.
    Soweit wie du bin ich natürlich noch nicht - am Wochenende hatte ich Besuch, da war nichts mit lesen. :wink:


    Zitat

    Zitat Farast:
    So, und jetzt zu dem Buch. Bis ungefähr Seite 83 lernen wir die wichtigsten Personen des Buches kennen. Ora, Avram und Ilan. Die Art der Vorstellung empfand ich als sehr interessant. Ich stelle mir die ganze Zeit vor, wie sich die 3 jungen Leute fühlen müssen. Ganz alleine (bis auf eine Krankenschwester, die aber ihre eigenen "Ängste" durchstehen muss) auf sich gestellt, nachts in der Iso-Station, noch von Fieberkrämpfen geschüttelt und während eines Krieges. Diese Gespräche die Ofra und Avram miteinander führen, ich glaube, sie sind alleine schon deshalb so ehrlich und so aufrichtig zueinander, weil sie von der Dunkelheit quasi "geschützt" sind. Bis auf die Male, wo Ofra (neugierig geworden) ihre Streichhölzer benutzt. Ich denke, dass es, im Schutze der Dunkelheit, viel leichter fällt, offen miteinander zu sein. Zumindest am Anfang. Als sich Ofra und Avram näher kennenlernen, ist es für beide so, als ob sie sich (im Dunkeln) sehen könnten.


    Der Einstieg ins Buch empfand ich als ein wenig "merkwürdig", aber interessant - es ging gleich mit Dialogen los -und zwar ohne dass man die Sätze zuordnen konnte - erst nach einigen Seiten erfährt man die Namen von Ora, Avram und Ilan. Aber dieser Einstieg bringt eine bestimmte "Atmosphäre" rüber.
    Die Dunkelheit hat ihnen sicher geholfen, offen miteinander zu reden. Ora fasst Vertrauen zu Avram - fühlt sich ihm nahe, wie schon lange nicht mehr zu einer anderen Person. Traurig empfand ich die Geschichte mit Ada, ihrer besten Freundin. Ora leidet sicher sehr unter diesem Verlust.
    Das Krankenhaus ist ruhig, sie fühlen sich wie im Grab - aber drumherum heulen Krankenwagensirenen und sie hören aus der Ferne die Explosionen (S. 43)
    Von der neuesten politischen Lage erfahren sie durch die Krankenschwester, die in der Isolierstation das Regiment führt.


    Ich bin gespannt, was mit Ilan ist: In der Schule hat er mit niemandem geredet, aber jetzt im Krankenhaus spricht er unaufhörlich im Schlaf. Ob man da noch mehr erfährt?


    Liebe Grüße
    (- S. 44)

  • Hallo, ihr Lieben,


    nun ist es endlich soweit. Auf diese Leserunde hatte ich mich schon gefreut. Gestern habe ich auch schon ein wenig gelesen und bin inzwischen auf Seite 45.


    Vielen Dank für die Links. Ich finde sie sehr interessant und werde sicher noch öfter zu ihnen zurück kehren. Denn nach diesem Buch habe ich schon ein anderes, dass sich auch dem Nahostkonflikt widmet, bereit liegen.


    Als ich mit diesem Buch begann, wusste ich ersten Moment so gar nicht, was ich davon halten soll bzw. wie ich das Gelesene einordnen kann. Merkwürdig trifft dieses Empfinden auch für mich am ehesten. Erst nach und nach hat sich ein erster Eindruck verfestigt. Was ich lese, macht mich neugierig auf die nächsten Seiten. Eine Kapiteleinteilung gibt es wohl nicht. Das ist schon ein bisschen ungewöhnlich. Besonders fand ich auch, dass manche Dialoge mit direkter Rede geführt wurden, andere wieder nicht. Aber ich bin optimistisch, an den Äußerlichkeiten will ich mich nicht stören und die Geschichte scheint eine gute zu werden.


    Habt ihr eine Vorstellung, wie alt Ora, Avram und Ilan sind? Die Dunkelheit und die Einsamkeit im Krankenhaus fand ich zu Beginn sehr beklemmend. Aber wie Farast schon schrieb, gerade die Dunkelheit ermöglicht erst das Sich öffnen. Die Personen fand ich bisher sehr interessant. Ora, die um Ada trauert, hat natürlich sofort meine Gefühle auf ihrer Seite. Ich bin gespannt, wie es nun weiter geht.


    Jetzt habe ich alles was nötig ist erledigt und kann zum Buch greifen.

  • Hallo zusammen!
    Ich sehe ihr seid schon alle eifrig am Lesen. :)
    Ich muß gestehen, ich fand den Einstieg etwas ungewöhnlich. Mußte mich im Dunkeln selbst erst zurecht finden, aber von Seite zu Seite kamen Lichtschimmer. :wink: Alles ein bißchen unheimlich und beängstigendIch bin jetzt auf Seite 80 und lese gleich weiter.



    Habt ihr eine Vorstellung, wie alt Ora, Avram und Ilan sind?


    Also wenn ich richtig verstanden habe, sind Ora und Avram 16 und 16 1/2 Jahre alt. Somit müsste Ilian im gleichen Alter sein oder?


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

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  • Danke, Wirbelwind. Ich habe es auch gerade gelesen. Ada war 14 als sie verunglückte und seit dem sind gut 2 Jahre vergangen. Da war ich wohl wieder mal sehr ungeduldig. :wink:

  • Avram hat anscheinend Talent, im falschen Moment zu gehen - da will Ora ihm von Avner erzählen und Avram steht auf und geht. (S. 53)
    Ihr Verhältnis zu Avner ist einseitig - sie sieht ihn als Freund an und muss feststellen, dass sie für ihn aber nur eine Seelenfreundin ist.
    Wie sehr Ora unter dem Verlust von Ada leidet, kann man auch darin sehen, dass sie seit zwei Jahren "schläft", dass sie an einem "Nichtort" war.(S.64)


    Zitat

    Zitat Farast:
    Und dann, ab Seite 84, ein kompletter Szenenwechsel. Stück für Stück erfährt man mehr. Es muss ein ziemlicher Zeitsprung sein. Ofra, mittlerweile von Ilan, geschieden, muss ihren Sohn zu einem Kriegseinsatz bringen. Ich denke, da braucht es keiner Worte, wie sich Ora fühlen muss. Was ihr alles durch den Kopf gehen muss. Wie unendlich schwierig es für sie sein muss. Als Mutter versucht man jedes Stückchen an Erinnerung an ihr Kind noch bis zur letzten Minute aufzubewahren. Noch so viel einzusaugen, wie nur irgendwie geht. Es könnte ja das schrecklichste passieren...


    Diese Taxifahrt war interessant zu lesen.
    Ora war gedankenlos und nimmt Sami, einen Araber, als Fahrer. Ausgerechnet er soll Ofer in Uniform zu dessen Einsatz fahren. Da hat es ihr an Feinfühligkeit gefehlt, ausgerechnet gegenüber Sami, der sie schon seit Jahren fährt, mit dem sie sich unterhalten hat. Sami wird als witzig, spritzig und feinfühlig beschrieben.
    Zugute halten kann man ihr - wie schon Farast geschrieben -, dass sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt war und dass sie ihren Fehler im Laufe der Fahrt sieht.
    Sami ist seit Jahren der Fahrer der Familie und nach der Trennung wurde er Ora zugeteilt. Seine Meinung dazu: " Wir Araber,....., wir haben uns seit dem Teilungsplan von 47 dran gewöhnt, dass ihr uns aufteilt."(S. 86)
    Ora macht sich während der Taxifahrt so einige Gedanken: über die Vergangenheit, über die Situation Juden-Araber.
    Bei der Ankunft und dem Näherkommen des Abschiedes vergleicht sie die Situation mit dem Darbringen von Menschenopfern, das Hinführen zur Schlachtbank (S. 102)
    Für Ora war das sicher eine schwierige Situation - sie muss ihren Sohn "loslassen" - weiß, dass es nie mehr so sein wird wie vorher. Der Ausflug, auf den sie sich so gefreut hatte, fällt aus und der Albtraum geht weiter - Ofer hat sich gar freiwillig gemeldet.(S.105)


    Liebe Grüße
    (- S. 108

    So many books so little time.

    (Zappa)

    2 Mal editiert, zuletzt von Conor ()

  • Hallo zusammen,


    gestern bin ich bis zur :arrow: Seite 136 gekommen.


    Sami ist seit Jahren der Fahrer der Familie und nach der Trennung wurde er Ofa zugeteilt. Seine Meinung dazu: " Wir Araber,....., wir haben uns seit dem Teilungsplan von 47 dran gewöhnt, dass ihr uns aufteilt."(S. 86)

    Danke Conor, dass du diesen Satz noch mal explizit geschrieben hast. Es gibt so etliche Stellen in dem Buch, manche überliest man ja schon fast, die die Lebenssituation, die besonderen Schwierigkeiten der politischen Situation, der Menschen hervorheben. Und natürlich entsprechend kritisieren.



    Ofa macht sich während der Taxifahrt so einige Gedanken: über die Vergangenheit, über die Situation Juden-Araber.
    Bei der Ankunft und dem Näherkommen des Abschiedes vergleicht sie die Situation mit dem Darbringen von Menschenopfern, das Hinführen zur Schlachtbank (S. 102)

    Und sogar noch mit einem Rummel wird das Ganze verglichen. Entsetztlich fand ich ja noch, als die Kamera auf Ofer und Ora gerichtet wurden und er seine Mutter regelrecht "präsentierte". Ich möchte wissen, welchen Satz er ihr zugeflüstert hatte. Es muss schon was ziemlich heftiges gewesen sein. Naja, wir werden es bestimmt noch erfahren.



    Für Ofa war das sicher eine schwierige Situation - sie muss ihren Sohn "loslassen" - weiß, dass es nie mehr so sein wird wie vorher. Der Ausflug, auf den sie sich so gefreut hatte, fällt aus und der Albtraum geht weiter - Ofer hat sich gar freiwillig gemeldet.(S.105)

    Doch noch eine kleine Zwischenbemerkung. Juchhu, ich bin nicht die Einzige die ständig Ofa schreibt. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich das hier schon korrigiert habe. Ich habe eh ein verhältnismäßig schlechtes Namensgedächtnis bei Roman, aber hier halte ich schon meinen Rekord inne. Danke Conor, dass es dir anscheinend ähnlich geht, ich dachte schon ich wäre die Einzige :kiss:


    Zurück zur Szene, ich stelle es mir extrem schwierig vor, den eigenen Sohn buchstäblich für einen Krieg loszulassen, sogar noch hinzufahren. Mir sträuben sich da bei den Gedanken alle Nackenhaare. Zumal sie (Ora) mit Ofer schon einen wunderbaren Ausflug nach Galiläa geplant hatte. Sozusagen als "Belohnung" dafür, dass seine Dienstzeit endlich zu Ende war. Da musste es für sie ja wie ein Tritt gewesen sein, als Ofer sich freiwillig gemeldet hatte.


    S. 112 Was für ein seltsames Interview. Der Reporter ist derartig unsensibel, dass man nur noch staunt. Dieser Satz "Und wie er zu Hause war, da haben Sie ihn auch schön gestillt?", sollte wohl scherzhaft gemeint sein, mit einer gewissen Spitze, aber völlig daneben. Sieben (!) Soldaten der Einheit waren bei diesem Einsatz ums Leben gekommen. Alles Freunde (!) von dem jungen Soldaten. Die Mutter musste doch unendlich froh gewesen sein, ihren Sohn lebendig und unverletzt in ihren Armen halten zu dürfen. Es ist doch völlig klar, dass da ein unglaubliches Verwöhnungsprogramm gestartet wird!


    Ora macht zu ihrer Beruhigung (?) ein opulentes Essen. Ständig stellt sie sich vor, wie es wäre, wenn jetzt die Nachricht käme, dass Ofer... Sie erinnert sich an ihre eigene Dienstzeit, wie Botschaften übermittelt wurden...


    S. 115 Die Übertragung im Fernsehen. Und wieder die Andeutung, wie sehr die Bemerkung Ofers Ora verletzt hatte.


    S. 118 Ofer ruft an. Ist begeistert von dem Fernsehauftritt. Ganz plötzlich trifft Ora für sich eine Entscheidung, sie wird alleine die Wanderung nach Galiläa antreten. Als eine Art Talisman für ihren Sohn. Einfach auch weil sie nicht alleine und völlig aufgelöst zu Hause sein möchte. Für Ofer ist das plötzlich wie ein Schlag. Eine Mutter hat zu Hause auf ihren Sohn zu warten. Muss ständig erreichbar sein. Für ihn, wie auch für die schlimmste aller Botschaften. Fast schon wahnwitzig ist die Idee, dass sich Ora vorstellt, auf diese Art keine schlechten Botschaften erhalten zu können, wenn sie nicht erreichbar wäre. Eine Art Vogel-Strauß-Taktik, die nicht funktionieren kann, da nicht praktikabel. Und ehrlicherweise, ich kann sie sowas von gut verstehen...


    S. 128 Und wieder ein Telefongespräch. Und noch mal eine interessante Wendung. Diesmal ist es Avram, der am Telefon ist. Aus den Andeutungen zwischen den beiden schließe ich mal, dass Ofer eigentlich sein leiblicher Sohn ist. Was meint ihr?
    Avram ist völlig fassungslos, dass Ofer wieder bei einem Einsatz ist. Ora versucht so feinfühlig wie irgend möglich zu ihm zu sein. Und noch mal ein kurzer Entschluss von Ora, sie fährt zu Avram, bevor sie ihren Ausflug nach Galiläa antritt.
    Ich kann mir vorzustellen, dass sie wenigstens bei einem Menschen etwas Rückhalt finden könnte.


    S. 135 Und wir erfahren noch mal etwas von der Taxifahrt. Sami muss wohl unendlich verletzt von dieser echten Dummheit gewesen sein. Wenn ich mir die politische Lage vorstelle, die aufgeheizte Situation dort bei dem Treffpunkt vorstelle, dann grenzt es an ein Wunder, dass er da ungeschoren weggekommen war. Die Entschuldung Oras ist da mehr als angemessen, aber die Wunde wird wohl nicht so schnell verheilen.
    Ob sich Ora da wohl nicht verschätzt hatte, als sie der Meinung war, dass diese "Feuerprobe der Wirklichkeit" zusammengeschmiedet worden sind? Man wird lesen.


    Bitte entschuldigt meinen Telegrammstil, Klein-Farast hatte während des Schreibens bei mir auf dem Schoss gesessen und so ein kleiner "Kampf" um die Tastatur lässt einem etwas :geek: zurück :lol: Wir werden jetzt auch rausgehen, im Sand buddeln und wie es ausschaut auch noch eine Runde im Plantschbecken abkühlen :winken: (Ich bleibe auch schön im Nichtschwimmerteil :mrgreen: ).

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  • Diese Taxifahrt war interessant zu lesen.


    Ora merkt zu spät, dass es ungeschickt war Sami für die Fahrt zu rufen. Auffallend fand ich auch Orfes Verhalten, wie die Axt im Walde. Doch provozierend waren auch Samis Sitzbezüge.



    Bei der Ankunft und dem Näherkommen des Abschiedes vergleicht sie die Situation mit dem Darbringen von Menschenopfern, das Hinführen zur Schlachtbank (S. 102)


    Genau genommen ist es das ja auch. Nur dass es auch freiwillige Opfer gibt. Wie Ora reagiere ich fassungslos als ich lese, dass man Orfes nicht angerufen hat, sondern er um eine Verlängerung bat. Er hatte den Entlassungsschein schon quassi in der Tasche. Doch er wollte nichts verpassen, die Gewissheit, dass die vergangenen Monate mit Wache schieben und Kontrollen einen Sinn gehabt haben. Er wollte bei seinen Kameraden sein, das Öl des Panzers riechen. Welch dumme Argumente, eine Verabredung mit dem Abenteuer Tod.


    Für Ora war das sicher eine schwierige Situation - sie muss ihren Sohn "loslassen" - weiß, dass es nie mehr so sein wird wie vorher


    Wenn er zurück kommt wird das Spuren hinterlassen, das Erlebte kann man nicht ungeschehen machen, wenn nicht, ist es endgültig.


    Ora flieht ohne Kontakt durchs Telefon, auch keine SMS. Verständlich, dass ihr Sohn das nicht begreifen kann, aber er müsste seine Mutter besser kennen. Und wieder ruft sie Sami, verfolgt dessen Streit in der Familie ohne zu wissen worum es geht. Das deckt sich für sie erst im Taxi auf als sie dort einen kleinen Jungen vorfindet.
    Und wieder wird die Taxifahrt zu einem gefährlichen Manöver. Automatisch wird Ora zum Verbündeten - das ist sie Sami schuldig. Vielmehr ist sie sich das als Mutter selber schuldig.
    Nun bin ich gespannt wie die Taxifahrt weiter verläuft und wie sich das Treffen mit Avram gestaltet. Ich bin jetzt auf Seite 160.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









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  • S. 135 Und wir erfahren noch mal etwas von der Taxifahrt. Sami muss wohl unendlich verletzt von dieser echten Dummheit gewesen sein. Wenn ich mir die politische Lage vorstelle, die aufgeheizte Situation dort bei dem Treffpunkt vorstelle, dann grenzt es an ein Wunder, dass er da ungeschoren weggekommen war. Die Entschuldung Oras ist da mehr als angemessen, aber die Wunde wird wohl nicht so schnell verheilen.



    Nun ich denke die Wunde sitzt tief, schwimmt nicht nur an der Oberfläche. Plötzlich hat die Freundschaft einen Riß, ist nicht mehr bedingungslos, aber Ora erkennt, dass sie nie in die Tiefe seiner Familie einblicken konnte. Durch den Schmuggel des kleinen Jungen kamm sie wenigstens wieder etwas gut machen.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

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  • Zitat

    Zitat Farast:
    Doch noch eine kleine Zwischenbemerkung. Juchhu, ich bin nicht die Einzige die ständig Ofa schreibt


    :lol: - ja, furchtbar, so ein kurzer Name und trotzdem. :roll::wink:
    Allerdings konnte ich es noch ausbessern, da ich es noch mal überlesen habe nach dem Abschicken.


    Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Doch provozierend waren auch Samis Sitzbezüge.


    Stimmt, die Sitzbezüge sind eine Provokation.


    Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Wie Ora reagiere ich fassungslos als ich lese, dass man Orfes nicht angerufen hat, sondern er um eine Verlängerung bat.


    Da habe ich auch den Kopf geschüttelt - da ist Ofer frei, muss nicht mehr dienen und was macht er?
    Sicher war auch einfach sein männlicher Stolz verletzt - bisher durfte er nur an Straßensperren dienen, ist Patrouille gefahren und jetzt will er mal richtig teilnehmen (S. 105)
    Dumme Argumente - wie wahr.


    Liebe Grüße

  • Nun ich denke die Wunde sitzt tief, schwimmt nicht nur an der Oberfläche. Plötzlich hat die Freundschaft einen Riß, ist nicht mehr bedingungslos, aber Ora erkennt, dass sie nie in die Tiefe seiner Familie einblicken konnte. Durch den Schmuggel des kleinen Jungen kamm sie wenigstens wieder etwas gut machen.


    Das mit der Tiefe hast du sehr schön ausgedrückt, Wirbelwind. Ich bin schon gespannt was es mit dem kleinen Jungen auf sich haben wird.

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  • Zitat
    Zitat Wirbelwind:
    Doch provozierend waren auch Samis Sitzbezüge.



    Stimmt, die Sitzbezüge sind eine Provokation.

    Ja, das trifft es viel besser als Protest. Es ist eine Provokation.

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  • Zitat

    Zitat Farast:
    Ora macht zu ihrer Beruhigung (?) ein opulentes Essen. Ständig stellt sie sich vor, wie es wäre, wenn jetzt die Nachricht käme, dass Ofer... Sie erinnert sich an ihre eigene Dienstzeit, wie Botschaften übermittelt wurden...


    Diese Kocherei kam mir schon ein wenig manisch vor - sie kocht, weil sie damit rechnet, dass das Telefon jederzeit klingeln könnte und Ofer nach Hause kommen könnte und dann will er ja frisches Essen. Anschließend wirft sie das Essen fort.
    Außerdem hat sie einen "Tick" - sie glaubt, das Telefon klingelt bei bestimmten Bewegungen (S. 111).


    Zitat

    Zitat:
    ie Übertragung im Fernsehen. Und wieder die Andeutung, wie sehr die Bemerkung Ofers Ora verletzt hatte.


    Ich bin auch gespannt, was Ofer ihr ins Ohr geflüstert hat - Ora hat sich ja sehr erschrocken.



    Liebe Grüße

  • Wahrscheinlich war es keine Verletzung, die Ofer Ora ins Ohr geflüstert hat -eher eine Bitte, sollte was mit ihm passieren.


    Zitat

    Zitat Farast:
    S. 128 Und wieder ein Telefongespräch. Und noch mal eine interessante Wendung. Diesmal ist es Avram, der am Telefon ist. Aus den Andeutungen zwischen den beiden schließe ich mal, dass Ofer eigentlich sein leiblicher Sohn ist. Was meint ihr?


    Daran habe ich auch schon gedacht.
    Avrams Reaktion auf Oras Telefonat lässt doch darauf schließen - er schreit, nimmt mehr Anteil, als wenn er nur irgendein Freund wäre.(S.129/130)
    Aber anscheinend hat er Ofer zumindestens länger nicht gesehen.


    Oras Idee, vor der Nachricht zu fliehen, ist doch eigentlich aberwitzig.Sie steht auf dem Standpunkt, dass es immer Zwei geben muss für eine Nachricht: einen, der sie übermittelt und einen, der sie empfängt. Also will sie unauffindbar sein und Ofer wird nicht verwundet, ihm passiert dann nichts. (S. 125)
    Im Grunde ist das ja nur ein Weglaufen vor der Realität.


    Das Verhältnis zu Sami ist gestört - Sami verhält sich eher abweisend. Ora sagt ihm, dass sie in seiner Schuld steht.
    Auf der Fahrt nach Tel Aviv nimmt Sami einen kranken, arabischen Jungen mit - er muss in Tel Aviv behandelt werden. Der Junge ist ein Illegaler. Das dortige "Krankenhaus" entpuppt sich als Schule, welche nachts als Krankenhaus für Illegale genutzt wird.
    Beklemmend war die Situation mit der Straßenkontrolle - ein junger, nervöser Polizist kontrolliert sie und schaut in den Kofferraum.
    Während dieser Taxifahrt kümmert sich Ora um den kranken Jungen.
    Sami grenzt sich ihr gegenüber ab - er sagt "ihr" und "eure" und legt den israelischen Akzent ab. Zudem glaubt Ora Verachtung aus seiner Stimme zu hören.( S.148 )


    Später mehr :wink:


    Liebe Grüße
    (- S. 194)

  • S. 128 Und wieder ein Telefongespräch. Und noch mal eine interessante Wendung. Diesmal ist es Avram, der am Telefon ist. Aus den Andeutungen zwischen den beiden schließe ich mal, dass Ofer eigentlich sein leiblicher Sohn ist. Was meint ihr?


    Als ich das gelesen habe, kam mir auch gleich der Verdacht, und später (Seite habe ich jetzt nicht notiert) bestätigt das Ora auch. Doch welch merkwürdiger Vater. Er bekennt sich nicht zum Sohn, will auch nicht über ihn reden. Trotzdem führt er eine Strichliste an der Wand von dessen Militärzeit.
    Aus Avram werde ich eh nicht schlau. Sein ganzes Denken ist mir so fremd. Er ist ein sehr ängstlicher Mensch, dem Tode mehr zugewandt als dem Leben. Seine langjährige Freundin möchte gerne eine feste Bindung und sie will Kinder. Wieder schreckt er davor zurück. Gleichgültig ist sie ihm aber nicht, denn er macht sich Sorgen um sie, weil sie wochenlang verschwunden ist, sich nicht meldet.
    Zu gerne wüßte ich, ob Ilan bescheid weiß und Ofer weiß, dass er nicht Ilans Sohn ist (denke eher nicht).
    Zurück zu Avram. Er hatte noch nie ein Kind auf dem Schoß. Als man das fremde Baby bei ihm ablegte und es ihn berührte, öffnet sich eine kleine Tür bei ihm. Vielleicht hätte Ora das auch tun sollen. Nun läßt er es wenigstens zu, dass Ora über Ofer erzählt, belangloses und doch so wichtig. Er antwortet ihr nicht, aber er hört zu oder tut zumindest so und rennt nicht wieder weg.



    Das Verhältnis zu Sami ist gestört - Sami verhält sich eher abweisend.


    Sie nähern sich wieder ein Stückchen an, aber die Vorsicht auf Samis Seite ist unübersehbar. Und dann läßt sie sich von Sami zu Avram fahren, bringt ihn mit zum Taxi ohne sich vorher mit Sami zu besprechen. Sein mehr als gammeliger Aufzug ist Sami ein Dorn im Auge. Und dann pinkelt Avram ihm auch noch ins Auto.Kein Wunder, dass er beide auf offener Straße rauswirft.
    Inzwischen bin ich auf Seite 260 und mir geht so manches im Kopf herum, aber ich will erst mal warten und hören bis wohin ihr gelesen habt.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

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  • Leider bin ich gestern Abend überhaupt nicht mehr zum lesen gekommen. Ich hoffe morgen mehr beitragen zu können.

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