Barbara Erskine - Die Königin des Feuers

  • Um es gleich vorweg zu schicken: bei der Einordnung in die Kategorie "Historische Romane" bin ich nicht ganz sicher. Da wir in diesem Roman aber sehr viel über das Leben der Kelten in der Eisenzeit erfahren, ist es hier zumindest nicht völlig falsch angesiedelt. :wink: (in meinem Regal heißt die Kategorie "Historisches und Mythologie" - da passt es wunderbar rein).


    Klappentext:
    Zweitausend Jahre ist es Her, da herrschte die junge keltische Königin Cartimandua über ihr Reich. Kämpferisch und willensstark folgte sie ihrer politischen Überzeugung und setzte dafür sogar ihre Liebe aufs Spiel. Vivienne Rees, Dozentin für keltische Geschichte an der Universität Edinburgh, ist von dieser starken jungen Frau fasziniert. Jahrelang hat sie an einem Buch über Königin Cartimandua gearbeitet und der Vorwurf ihres Professors, Teile daraus seien allein ihrer Fantasie entsprungen, trifft sie schwer. Das Zerwürfnis ist unausweichlich. Enttäuscht zieht sich Vivienne zurück, nicht jedoch ohne einen Racheakt zu verüben: sie stiehlt die Brosche der Cartimandua, ein Schmuckstück von unschätzbarem Wert, das sich im Besitz der Universität befindet. Doch von der Brosche geht etwas Böses aus. Mit jedem Tag kommt Viv der keltischen Königin näher, bis sie schließlich vollends in Cartimanduas Leben eintaucht. Unversehens gerät sie in ein gefährliches Netz aus Habgier, Verrat und verzweifelter Liebe, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.


    Mein Eindruck:
    Vivienne ist schwer enttäuscht von Hugh, ihrem Professor, dessen Meinung ihr doch so wichtig ist, der ihr Buch aber so vernichtend kritisiert. Unwissenschaftlich sei es, von Fakten könne keine Rede sein. Und er weigert sich, Viv die Brosche der Cartimandua für ihren Fernsehauftritt zu leihen. Wütend nutzt Viv einen Moment der Unachtsamkeit und nimmt die Brosche an sich. Damit beginnt das Verhängnis…
    Es wird schnell klar, dass die Brosche eine unheimliche Kraft hat. Jeder, der sie berührt, hat plötzlich auf irgendeine Weise Zugang zu den längst vergangenen Ereignissen rund um Carta (wie Viv die junge keltische Königin nennt). Viv träumt von ihr – im Schlaf, aber auch in Tagträumen, in denen sie Seite um Seite an ihrem Computer füllt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Hugh hört das alte keltische Kriegshorn und fühlt sich verfolgt. Dann tritt Patt auf den Plan, die Vivienne bei der Produktion eines Hörspiels über Cartimandua helfen soll, und auch sie hat einen unheimlichen Einfluss auf Viv. Auf ihr Betreiben hin, taucht Viv immer weiter in die Geschichte ein.


    Der Roman ist spannend und unterhaltsam geschrieben, wenn sich die Handlung auch an einigen Stellen sehr in die Länge zieht. Wir erfahren viel über die Kelten zur Zeit der römischen Eroberung kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung. Historische Fakten werden mit viel Fiktion vermischt, was ich aber nicht schlimm finde, denn es ist von Anfang an klar, dass die Handlungen sich in den Köpfen der Protagonisten abspielen und somit auch von ihren Vorstellungen und ihrem Wissen geprägt sind. Und darum sei es Barbara Erkine auch verziehen, dass sie einen römischen Legionär "Beim Zeus" ausrufen lässt. :wink:
    Es ist spannend, immer tiefer in das Verwirrspiel einzutauchen und den wachsenden Einfluss der „Geister“ aus vergangener Zeit auf die einzelnen Charaktere zu erleben. Feden aus der Vergangenheit scheinen sich auf die Figuren der Gegenwart zu übertragen. Der Schluss hat mich dann allerdings doch ein wenig verwirrt. Die Wendung am Ende fand ich dann doch ein bisschen „erzwungen“, wenn auch bei genauerer Betrachtung logisch.


    Meine Lieblingsfigur ist der „moderne“ Druide Meryn. Er ist ein Freund von Hugh und wird von ihm um Hilfe gebeten, obwohl Hugh – durch und durch Wissenschaftler – eigentlich nicht an seinen „Hokuspokus“ glaubt. Ich will gar nicht näher auf seine Handlungen eingehen, sondern nur eine Aussage anführen, die ihn sehr gut charakterisiert:
    "Wir sind diejenigen, die unkultiviert sind. In den letzten Jahrhunderten ahben wir bei unserer wilden Jagd nach dem, was wir für rational und wissenschaftlich halten, einen Großteil des jahrtausendealten Wissens verloren, das aber unverzichtbar ist, wenn wir als Menschen überleben wollen."
    Dem ist nichts hinzuzufügen.


    „Die Königin des Feuers“ erhält von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: , weil Barbara Erskine es schafft, den Leser trotz einiger Längen doch immer bei der Stange zu halten und mit einem so von mir nicht erwarteten "Showdown" aufwartet.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Vielen Dank für die tolle Rezi, das schreit danach auf meiner Wunschliste zu landen :D
    Das Ganze ist ein abgeschlossener Roman, oder?

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

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    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Ja - Barbara Erskine schafft es tatsächlich, abgeschlossene Romane zu schreiben :D Eine Wohltat zwischen all den Serien und Fortsetzungen :thumright:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark