Emily Diamand: Flutland / Flood Child / Raiders' Ransom

  • Kurzbeschreibung
    Im Jahr 2216. England steht unter Wasser und ist dreigeteilt. In den Sümpfen hausen gefährliche, blutrünstige Piraten. Einfache Fischer bewohnen die Letzten Zehn Grafschaften. Und technikgläubige Schotten leben im Norden. Ein instabiles Gebilde, das zusammenbricht, als die Tochter des Premierministers entführt wird. Ausgerechnet Lillys Fischerdorf soll dafür zur Verantwortung gezogen werden. Und das bedeutet den Tod. Also fasst Lilly einen Plan. Sie wird zu den Piraten segeln und ihnen einen geheimnisvollen Juwel als Lösegeld anbieten. Doch der Juwel ist ganz und gar nicht, was er vorgibt zu sein. Dann kreuzt auch noch Zeph ihren Weg. Und der ist der Sohn des Piratenbosses ...

    Meine Meinung:

    Ganz England ist überflutet, von der Zeit vor dem "Kollaps" weiß keiner mehr was. Lilly Melkun lebt in einem Fischdorf von vielen. Doch gerade hier lebt auch die Schwester des Premierministers und seine Tochter. Piraten überfallen das Dorf, nehmen diese mit und richten noch weitere schlimme Dinge an. Hilfe kommt von nirgendwoher und da sich Lilly nicht ihrem Schicksal beugen will und glaubt, die Tochter des Ministers retten zu können, da sie eine Schiffskatze ihr eigen nennt, macht sie sich auf den Weg zu den Piraten über London.


    Leider bleiben für mich noch viele Fragen unbeantwortet, die die Geschichte noch interessanter gemacht hätten oder auch vielschichtiger mit einer Verbindung in die Vergangenheit, z.b.

    Als Erstlingswerk ist es so lala geworden. Die Geschichte baut eine gewisse Spannung auf, die sich jedoch am Ende kaum entlädt.


    Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .

  • Der Roman "Flutland", Originaltitel "Reavers Ransom" von Emily Diamand, den ich freundlicherweise als Leseexemplar vom Chickenhouse-Verlag übersandt bekam, macht schon rein optisch einen guten Eindruck: das gebundene Buch hat ein glänzendes, vorwiegend blau gehaltenes Coverbild, das London - denn im Hintergrund ist die Spitze von Big Ben zu sehen - unter Wasser zeigt. Bei genauerem Hinsehen sieht man unter der Wasseroberfläche zerstörte Häuser und Autos. Im oberen Drittel bemerkt der Leser ein Segelboot mit einem Menschen und einer Katze darauf, das auf die Reste der Stadt zusteuert.


    Als nächstes fällt einem eine Karte von Großbritannien auf, die sich doch ziemlich von einer unterscheidet, wie wir sie heute zeichnen würden und die Jahreszahl auf der Landkarte: 2216! Demzufolge enthält die Südküste Englands die letzten zehn Grafschaften Englands, ein recht großes Piratengebiet und der restliche größte Teil wird von einem Gebiet eingenommen, das mit Großschottland bezeichnet ist.


    Im Entrée des Romans, der bei der Times/Chicken/Competition für Debüt-Autoren 2008 den ersten Preis gewann, schreibt Emily Diamand: "Aus Klimawandel und Plünderern habe ich versucht, so gut ich konnte, eine Geschichte zu erschaffen, die ihr spannend findet. Hoffentlich gefällt sie euch."


    Das fand ich zu der Autorin im Internet an Informationen:
    "Emily Diamand wuchs im ländlichen Oxfordshire auf und studierte Umweltwissenschaften. Sie ist seit langem als Umweltschützerin und Aktivistin bei "Friends of the Earth" tätig, einem internationalen Verband von Umweltinstitutionen. Mit Flutland begann sie, weil sie einen Roman schreiben wollte, der in einer von Klimawandel beeinträchtigten Zukunft spielt. Sie lebt mit ihrer Familie in Harrogate, Yorkshire und arbeitet gerade am zweiten Teil ihrer Flutland-Trilogie."


    Zum Inhalt des ersten Teils dieser Trilogie in Kürze: Lilly Melkun, ein dreizehnjähriges Mädchen einer zukünftigen Generation, die nach einer Umweltkatastrophe aufgrund des durch uns Menschen hervorgerufenen Klimawandels, im Buch als Kollaps bezeichnet, die u.a. die Überflutung weiter Teile Englands zur Folge hatte, in einem ärmlichen Fischerdorf an der Südküste Englands recht eigenständig um die nackte Existenz kämpft, kommt vom Fischfang nach Hause und findet ihr Dorf von Piraten überfallen und ihrer aller Existenzgrundlage, die Fischerboote nämlich, zerstört vor. Ihre Oma hat diesen Überfall nicht überlebt und, da keine anderen Verwandten mehr da sind, die Lilly aufnehmen könnten, soll sie umgehend verheiratet werden...und das ausgerechnet mit Lun Hindle, den sie schrecklich dumm findet, überhaupt nicht mag und der ihr schon immer das geneidet hat, was sie jetzt nur noch hat: ihre Schiffskatze nämlich, die als äußerst selten und dadurch besonders wertvoll gilt.


    Aber auch die siebenjährige Tochter des Premierministers Randall, Alexandra bzw. kurz Lexi genannt, die in Lillys Dorf bei ihrer Tante, Mrs. Denton, lebte, haben die Piraten bei ihrem Überfall entführt. Der Premierminister, der die Dorfbewohner durch seine Soldaten eigentlich vor Unbill schützen sollte, verhält sich allerdings völlig anders als man das vermuten würde. Randall gibt im Beisein des schottischen Botschafters Jasper, der in Lillys Dorf offenbar etwas Wichtiges sucht und sich auch sonst merkwürdig benimmt, was allerdings nur Lilly selbst zufällig mitbekommt, den Dorfbewohnern selbst die Schuld an der Entführung seiner Tochter, obwohl diese sich gegen die schwerbewaffneten Piraten gar nicht angemessen hätten wehren können, läßt alle jungen, kampffähigen jungen Männer, darunter auch Lillys besten Freund Andy in seine Miliz-Truppen einziehen, um die Piraten zu bekämpfen und die anderen Männer einsperren.


    Randall hat handfeste politische Gründe für sein Verhalten, denn er will es sich mit den Schotten, die als einzige noch über Technologie verfügen, nicht verderben und seine eigene Tochter ist ihm im Grunde ziemlich gleichgültig, weil politisch noch nicht verwertbar.
    Durch deren Tante, Mrs. Denton, die ein wertvolles Artefakt, das ihr verstorbener Ehemann Eustace bei einer seiner Forschungsreisen einst fand, gerne gegen ihre verschleppte Nichte bei den Piraten auslösen lassen wollte, kommt Lilly auf die Idee, diesen Austausch heimlich auf eigene Faust zu versuchen. Nur dann sieht sie eine Möglichkeit, ihr aller Leben im Dorf, ihre Träume auch von einem Leben mit Andy in Freiheit, wieder zu bekommen. Sie stiehlt daher das Artefakt, das sie für einen wertvollen Edelstein hält und macht sich, als Junge verkleidet, mit ihrer Schiffskatze, die deswegen so wertvoll ist, weil sie ihren Besitzer - den sie sich nach Katzenart selbst aussucht - auf See vor Gefahren warnen kann, nach London auf.


    Die Erzählperspektive wechselt anfangs im Roman immer wieder zu einem anderen Schauplatz. Zu den Piraten nämlich, die Lexy entführten und dem Sohn des Piratenbosses Medwin, Zephaniah oder kurz Zeph genannt, der ziemlich damit zu tun hat, seinem Vater ständig beweisen zu müssen, dass er ein ganzer Kerl und damit würdiger Nachfolger ist. Er kümmert sich seit ihrer Entführung um die recht verängstigte kleine Lexy. Natürlich begegnen sich Lilly und Zeph zwangsläufig und das eigentliche Abenteuer - denn diese Geschichte ist als Trilogie geplant - beginnt nun erst richtig. Mehr soll allerdings nicht zum Inhalt verraten werden, um die Freude am eigenen Leseerlebnis nicht zu verderben.


    Mir hat dieser Roman, der vordergründig eigentlich eine Mischung aus Science Fiction Abenteuer und Fantasy ist, gut gefallen. Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und bieten die ganze Palette menschlicher Stärken und Schwächen...und das keineswegs immer so ohne weiteres vorhersehbar. Doch, dieser Roman birgt eindeutig noch mehr. Für Jugendliche ab 12 - 13 Jahre geschrieben, spannend, actionreich und humorvoll gemacht, bietet er außerdem auch noch gehörig Stoff zum Nachdenken - von der Pointe am Schluß des ersten Teils, die ich natürlich ebenfalls nicht vorweg nehmen werde, ganz zu schweigen.
    Wie werden sich die Werte und Ethik entwickeln, wenn das, woran wir Menschen heute so hängen und meinen, nicht ohne dies auszukommen, ihren Sinn verlieren?
    Welche - oft schon jetzt in Vergessenheit geratenen - Tugenden kämen dann eventuell wieder zum Vorschein...oder auch nicht?


    Meine Bewertung des Romans: eindeutig lesenswert. Nicht nur für Jugendliche.

  • Ich habe dieses Buch auf englisch gelesen und bin begeistert vom Ideenreichtum der Autorin.


    Sie beschreibt eine Welt, in der die Zivilisation, wie wir sie kennen, nicht mehr existiert. Statt dessen haben sich verschiedene Formen des Zusammenlebens gebildet. In den zehn letzten Graftschaften Englands verdingen sich die Menschen als Fischer und Bauern ihren Lebensunterhalt. Sie werden von einem despotischen "Premierminister" beherrscht, der willkürliche und ungerechte Strafaktionen durchführt und sich nicht um das Wohl seiner Untertanen schert, sondern nur an sich und seine Macht denkt.
    Dann gibt es die "Reavers", die in Clanverbänden in den Marschen leben, Sklaven halten und wie Wikinger auf Raubzüge ausziehen. Das Leben dort ist brutal und von Machtkämpfen geprägt.
    Nur im freien Schottland haben sich Reste der früheren Technik erhalten.


    Die Handlung wird abwechselnd von Lilly Melkuns, einem Fischermädchen, und von Zeph, dem Sohn eines Reaver-Chefs, erzählt, was das ganze sehr abwechslungsreich macht und tiefere Einblicke in die jeweiligen Mentalitäten gewährt. Mir gefiel, wie die beiden Kinder sich schwer taten, das Leben und die Handlungsweise des jeweils anderen zu verstehen.


    Ich fand es sehr spannend, wie Lilly als Junge verkleidet versucht, ihr Dorf und damit ihren besten Freund zu retten, indem sie ein "Juwel" (einen alten Spielecomputer) als Lösegeld im Austausch gegen die Tochter des Premierministers zu den Reavern bringt.


    Für ein Jugendbuch fand ich es manchmal recht brutal, weshalb ich es nicht für zartbesaitete Jugendliche empfehlen würde. Auch die Altergrenze würde ich eher ab 14 Jahren setzen.


    Trotz dieser Abstriche gibt es eine dicke Lese-Empfehlung und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!

  • Oh, ich hab gerade gesehen, dass es eine Fortsetzung geben wird, vielleicht werden meine Fragen doch noch beantwortet. Ich werd mich mal überraschen lassen.


    @Tigerle es gibt schon seit 2011 eine Fortsetzung.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker: