John Irving: Das Hotel New Hampshire (ab 22.05.2010)

  • Elftes Kapitel:


    Der erste Teil des Kapitels wird von Frannys Plan geprägt, die Obsession zu besiegen die sie und ihren Bruder zu
    zerstören droht. Sie richtet klare Worte an ihn:

    Zitat

    Ein Unterschied zwischen uns besteht darin, dass ich über dich hinwegkommen werde, irgendwie, sagte mir Franny.
    So bin ich nun mal: ich komme über alles weg, auch über dich. Aber du wirst nicht über mich hinwegkommen, warnte
    mich Franny. Ich kenne dich mein Bruder, mein Liebster, sagte sie zu mir. Und du wirst nicht über mich hinwegkommen -
    jedenfalls nicht ohne meine Hilfe.

    Frannys Hilfe besteht aus einer, sagen wir mal sehr extremen Methode. Wir ersparen uns hier nun den moralischen Zeigefinger,
    denn Frannys Lösung ist wie bei ihr anzunehmen sehr ungewöhnlich. Sie veranstaltet mit John so etwas wie einen Sex-Marathon,
    der sich so lange hinzieht, das beide am Ende praktisch um Gnade betteln. Franny macht gleichzeitig klar das dies das Ende,
    das letzte Mal ist:

    Zitat

    Es ist das letzte Mal, mein Liebster. Stell dir nur mal vor, wir versuchten jeden Tag so zu verbringen, sagte Franny und
    drückte mich so fest an sich, dass ich keine Luft mehr bekam.....damit lässt sich nicht leben, flüsterte sie. Los komm,
    du musst es zu Ende bringen, sagte sie mir ins Ohr.

    Und John versteht, was seine Schwester ihm vermitteln will:

    Zitat

    ...sie war die Autorin die festlegte, was aus unserer Beziehung werden würde - sie übernahm dafür eine mütterliche
    Verantwortung. Sie ging zuweit - was sie mit mir machte, war zuviel. Sie machte mir bewusst, dass das was zwischen uns
    war in jeder Hinsicht zuweit ging.

    Nachdem mit Hilfe aller der Plan Chipper Dove für seine Tat zahlen zu lassen gelungen ist haben sie sich von ihren selbstzerstörerischen
    Obsessionen weitgehend befreit. Sogar Susie verzichtet auf ihre Bärenverkleidung. Franny drückt es so aus:

    Zitat

    Hier kommt der Rest unseres Lebens, sagte Franny mit ehrfürchtiger Rührung, wie es schien. Der Rest unseres
    verfickten Lebens kann endlich losgehen, sagte sie.

    John drückt es so aus:

    Zitat

    An dem Tag , als Chipper Dove aus dem Stanhope zu seiner Firma zurückging, sah es so aus als würden wir alle überleben-
    diejenigen, die noch übrig waren; es sah so aus, als hätten wir es geschafft.

    Aber leider heisst es auch: Kummer schwimmt obenauf, Liebe auch, und - letzten Endes - auch das Unheil. Es bleibt obenauf.
    Im letzten Kapitel werden wir daran sehr schmerzlich erinnert.


    lg taliesin :winken:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Susie wird von Nastassja Kinski dargestellt - da frage ich mich, ob sie nicht zu hübsch ist

    Huch, ich hab mir Susie GANZ anders vorgestellt.
    Sorry, ich häng ein bisschen mit dem Lesen und werden nun zur Aufholjagd ansetzen. Ich hatte den Kopf in den letzten paar Tagen nicht frei für so ein Buch wie dieses, bei dem man mitdenken muss. :uups:

  • Sorry, ich häng ein bisschen mit dem Lesen und werden nun zur Aufholjagd ansetzen.

    Wollte gerade mit dem finalen Kapitel beginnen. Dann warte ich jetzt mal bis die Aufholjagd beendet ist. 8) :bounce:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Zitat

    Zitat Taliesin:
    Dann warte ich jetzt mal bis die Aufholjagd beendet ist.


    Und ich habe noch Zeit, mir zu überlegen, ob mir noch was zu deinen Ausführungen einfällt. :wink:


    Auf S. 499 sagt Lilly, dass es sinnlos ist, ein Buch anzufangen, wenn man keinen perfekten Schluss schreiben kann.
    Ob Irving wohl aus diesem Grund immer zuerst den Schluss-Satz schreibt? :-k

  • Ich bekomme von einer Freundin den Film ausgeliehen! Ich würde euch alle so gerne einladen zu einem gemeinsamen Filmabend mit "Hotel New Hampshire", befürchte aber, dass euch der Weg zu weit ist....!?

    Ich würde mich auf den laaangen Weg zu dir machen... :wink:

    Frannys Hilfe besteht aus einer, sagen wir mal sehr extremen Methode. Wir ersparen uns hier nun den moralischen Zeigefinger,
    denn Frannys Lösung ist wie bei ihr anzunehmen sehr ungewöhnlich. Sie veranstaltet mit John so etwas wie einen Sex-Marathon,
    der sich so lange hinzieht, das beide am Ende praktisch um Gnade betteln. Franny macht gleichzeitig klar das dies das Ende,
    das letzte Mal ist:

    Das war typisch Franny. Bei ihr erwartet man auch eine extreme Methode. Alles andere würde nicht zu ihr passen. Es hat mich übrigens nicht überrascht, dass alle in der Familie geahnt haben, was zwischen den beiden Geschwistern steht, bis auf den Vater, der auch schon vor seiner Blindheit für so vieles blind war.

  • Auf S. 499 sagt Lilly, dass es sinnlos ist, ein Buch anzufangen, wenn man keinen perfekten Schluss schreiben kann.
    Ob Irving wohl aus diesem Grund immer zuerst den Schluss-Satz schreibt?

    Ich glaube da liegst du richtig. Die Bewunderung die Irving z.b. für Scott Fitzgeralds Schluss im Großen Gatsby hegt, ist deutlich
    zu spüren. Er erwähnt diesen Schluss noch einige Male in den letzten Kapiteln. Am Ende seines Romans beweist er aber auch, dass
    er sehr wohl fähig ist ebenfalls einen einen guten Schluss zu schreiben.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Zitat von »Conor«
    Susie wird von Nastassja Kinski dargestellt - da frage ich mich, ob sie nicht zu hübsch ist


    Huch, ich hab mir Susie GANZ anders vorgestellt.

    Genau! Ich dachte das auch, sie ist viel zu hübsch für meine Susie-Vorstellung. Aber meine Freundin meinte, wenn sie mit verzottelten Haaren aus dem Bärenkostüm käme, sähe sie schon furchterregend aus. Ich habe aber immer noch Zweifel und bin mal gespannt!



    Ob Irving wohl aus diesem Grund immer zuerst den Schluss-Satz schreibt? :-k

    Tut er das? Das finde ich super! Ich war schon so oft bei eigentlich guten Büchern vom Schluss enttäuscht!

    Zitat von »cheriechen«
    Ich bekomme von einer Freundin den Film ausgeliehen! Ich würde euch alle so gerne einladen zu einem gemeinsamen Filmabend mit "Hotel New Hampshire", befürchte aber, dass euch der Weg zu weit ist....!?


    Ich würde mich auf den laaangen Weg zu dir machen... :wink:

    Jipiieh!



    Am Ende seines Romans beweist er aber auch, dass
    er sehr wohl fähig ist ebenfalls einen einen guten Schluss zu schreiben.

    Stimmt!
    (Wobei wir da noch diskutieren können, wenn alle so weit sind....)

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Zwölftes Kapitel:


    Die Familie fängt nun, wieder zurück in den U.S.A, ein für ihre Verhältnisse geordnetes Leben an. Frank und Lilly leben
    in New York, Franny lebt zusammen mit Junior Jones und John betreut seinen Vater im neu erworbenen Arbuthnot by the sea.
    Die Kinder haben dem Vater sein letztes Hotel New Hampshire gekauft und er ist glücklich wieder da wo alles angefangen hat.
    Es ist zwar nur die Illusion eines gutgehenden Hotels, denn eigentlich ist es eine Anlaufstelle für vergewaltigte Frauen, aber
    für den Vater, der denkt er hätte endlich ein florierendes Hotel, wird diese Illusion aufrechterhalten.
    Und so könnte unsere Familiengeschichte nach all den Turbulenzen und Tragödien endlich einem ruhigen Ende zustreben.
    Aber wir sind in einer Irving Geschichte und Kummer schwimmt noch einmal obenauf.
    Lilly, die mit ihrem autobiografischen Roman und dem Drehbuch zum Film großen Erfolg hatte, schreibt ein zweites Buch und
    scheitert an der Aufgabe einen großen Roman zu verfassen. John sagt dazu:

    Zitat

    Ich glaube es war das Schreiben , das Lily umbrachte, denn Schreiben kann so etwas bewirken. Es hat sie einfach
    aufgezehrt; sie war nicht groß genug, den Raubbau den das Schreiben mit sich bringt,das ständige rumhobeln an
    sich selbst, zu ertragen.

    Bevor Lilly mit einem Sprung aus dem vierzigsten Stock ihres Hotels ihrem Leben ein Ende bereitet ruft sie Frank an und
    spricht ihm ganz leise eine Zeile aus einem Wiener Lied auf den Anrufbeantworter.

    Zitat

    Verkaufts mei G`wand, ich fahr`in Himmel.

    John findet ein Gedicht von Donald Justice, Lillys Lieblingsautor, in dem folgende Zeile unterstrichen ist. Vielleicht hat diese
    Zeile Lilly letztendlich in den Tod getrieben.

    Zitat

    Der Schluss kann, glaube ich, nie richtig sein.

    Lilly, für die das Schreiben der Mittelpunkt und Grund ihres Lebens war scheitert an ihren zu großen Erwartungen an sich selbst.
    Als sie erkannte, dass sie war niemals fähig sein würde einen Schluss wie Scott Fitzgerald im Gatsby oder einen wahren Satz wie
    Donald Justice zu schreiben, blieb ihr nur noch ein Ausweg. Meiner Meinung nach der traurigste und berührendste Teil des ganzen
    Romans. Da musste ich doch glatt mal ganz tief durchatmen. Ich plädiere dafür Lilly im Thread "Wer hätte nicht sterben dürfen"
    einen Platz einzuräumen. Sie hat es verdient.
    Aber die Familie wird auch diesen Schock verkraften. Sie wir überleben, wie sie immer überlebt hat. All die Irrungen und Wirrungen
    die sie miterlebt haben, ihre Obsessionen und Verrücktheiten haben ihnen eine Fähigkeit gegeben die sie niemals verlieren können.
    Die Kunst in jeder Situation auf die bestmögliche Art und Weise zu überleben. Und so bleibt uns nur diesen wunderbar verrückten
    Menschen zu wünschen, dass für sie Kummer nie mehr obenauf schwimmen wird.
    So liebe Hotelfreunde; abschließend möchte ich mich jetzt noch für diese wunderbare Leserunde bedanken. Es hat mir viel Spass
    gemacht eine zeitlang mit euch im Hotel New Hampshire zu logieren.
    Ach ja, ehe ich es vergesse, ihr Lieben.......

    BLEIBT IMMER WEG VON OFFENEN FENSTERN.


    lg taliesin :winken:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Zitat

    Zitat taliesin:
    Lilly, für die das Schreiben der Mittelpunkt und Grund ihres Lebens war scheitert an ihren zu großen Erwartungen an sich selbst.
    Als sie erkannte, dass sie war niemals fähig sein würde einen Schluss wie Scott Fitzgerald im Gatsby oder einen wahren Satz wie
    Donald Justice zu schreiben, blieb ihr nur noch ein Ausweg. Meiner Meinung nach der traurigste und berührendste Teil des ganzen
    Romans. Da musste ich doch glatt mal ganz tief durchatmen. Ich plädiere dafür Lilly im Thread "Wer hätte nicht sterben dürfen"
    einen Platz einzuräumen. Sie hat es verdient.


    Dem kann ich mich uneingeschränkt anschließen.
    Mich hat auch ihr Abschiedsbrief sehr berührt - in einem Satz hat Lilly eigentlich alles gesagt.

    Zitat

    Tut mir leid einfach nicht groß genug.S. 564


    Susie hat eine Aufgabe gefunden - sie braucht jetzt ihr Bärenkostüm nicht mehr und irgendwie rührend fand ich, dass Vater in den Frauen, die zu dem Notrufzentrum für Vergewaltigungsopfer kommen, Gäste sieht und so ein guter Berater wird, einfach weil er sich mit ihnen unterhält.


    Im übrigen hat Irving ein wunderbares Ende geschrieben.
    Mir hat der Roman sehr gefallen und auch mir hat die Leserunde Spass gemacht. :)

  • Ich plädiere dafür Lilly im Thread "Wer hätte nicht sterben dürfen"
    einen Platz einzuräumen. Sie hat es verdient.


    Meine Stimme hast du! Hätte man sie nicht retten können? Wirklich schlimm.... :cry:

    So liebe Hotelfreunde; abschließend möchte ich mich jetzt noch für diese wunderbare Leserunde bedanken. Es hat mir viel Spass
    gemacht eine zeitlang mit euch im Hotel New Hampshire zu logieren.
    Ach ja, ehe ich es vergesse, ihr Lieben.......


    BLEIBT IMMER WEG VON OFFENEN FENSTERN.

    Jetzt hast du mir mein Schlusswort geklaut! Diese beiden Sätze werde ich nie mehr vergessen:
    1) Kummer schwimmt immer oben auf!
    2) Bleib weg von offenen Fenstern!


    Diese Leserunde war wunderwunderschön! :study: :study: :study: :study: :study: :study: :study: :study: :study: :study: :study: :friends: :friends: :friends: :friends: :friends: :friends: :friends: :friends: :friends: :friends:


    Ich habe jetzt nicht nachgezählt.. ihr seid ALLE damit gemeint!


    Susie hat eine Aufgabe gefunden - sie braucht jetzt ihr Bärenkostüm nicht mehr und irgendwie rührend fand ich, dass Vater in den Frauen, die zu dem Notrufzentrum für Vergewaltigungsopfer kommen, Gäste sieht und so ein guter Berater wird, einfach weil er sich mit ihnen unterhält.

    Das Susie-Ende hat mir gut gefallen. Mit dem Baby, das Franny abgibt an die beiden bin ich nicht klargekommen. Wie fandet ihr das? Überflüssig, oder?
    Vielleicht bin ich zu inbrünstig Mutter um diese Lösung annehmen zu können...


    Aber, egal! Es war ein wunderbares Buch in toller Gesellschaft gelesen und schade, dass es vorbei ist!
    Wenn jemand etwas von Irving liest, könnte er sich vielleicht ja melden...?

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Wenn jemand etwas von Irving liest, könnte er sich vielleicht ja melden...?

    Wie wäre es denn, wenn wir zu beliebigem Termin eine Runde mit Irvings neuem Roman Twisted River starten.
    Wäre sofort mit Freude und viel Neugier dabei.......


    cheriechen: wollte dir deinen letzten Satz nicht stehlen. Ich wöllte zuerst ``Kummer schwimmt immer obenauf`` nehmen, dachte
    aber das dieses Zitat ein wenig zu pessimistisch wäre. Den nächsten "Irving Schluss" überlass ich natürlich dir.... :friends:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Zitat

    Zitat taliesin:
    Wie wäre es denn, wenn wir zu beliebigem Termin eine Runde mit Irvings neuem Roman Twisted River starten.
    Wäre sofort mit Freude und viel Neugier dabei.......


    Interesse hätte ich auch - und wenn es terminlich reinpasst, natürlich :)


    Liebe Grüße

  • Wie wäre es denn, wenn wir zu beliebigem Termin eine Runde mit Irvings neuem Roman Twisted River starten.
    Wäre sofort mit Freude und viel Neugier dabei.......


    Mit euch - immer wieder gerne! :cheers: Ich denke, wir finden einen Termin! :thumleft:


    cheriechen: wollte dir deinen letzten Satz nicht stehlen. Ich wöllte zuerst ``Kummer schwimmt immer obenauf`` nehmen, dachte
    aber das dieses Zitat ein wenig zu pessimistisch wäre. Den nächsten "Irving Schluss" überlass ich natürlich dir.... :friends:


    Es lag ja auf der Hand und zeigt doch nur eine gewisse geistige Verwandtschaft :wink: !

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Wenn ihr einverstanden seid, werde ich im Verabredungsthread zu Mini-Leserunden einen Eintrag
    für Irvings Twisted River starten. Als Starttermin würde ich Anfang Juli vorschlagen. Über das genaue
    Datum können wir uns ja im Thread noch einigen. Einverstanden, liebe Leut`? :friends:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Anfang Juli ist mir zu früh, weil eine LR am 28. Juni beginnt und ich da teilnehme. Aber an mir soll es nicht liegen - dann lese ich halt nur als stiller Teilnehmer eure Beiträge mit. :wink:


    Liebe Grüße

  • Können auch Ende Juli einsteigen. Habe Mitte Juli noch eine Leserunde zu -Das Haus-. Ende Juli /Anfang August
    ist auch ok. für den neuen Irving.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • Das wäre natürlich nett :) - und da wäre mir ca.Mitte August lieber. Ende Juli/Anfang August fahre ich ein wenig in Urlaub - die genaue Zeit steht noch nicht fest, jedenfalls um den 31. Juli.
    Die "Haus"-LR habe ich mir auch mal gemerkt - vielleicht passt das auch noch rein.
    Liebe Grüße

  • So, ihr lieben Hotelgäste, endlich habe ich aufgeholt. :) Und somit gebe ich jetzt - wenn auch etwas nachträglich - noch meine Meinung zum Besten. ;)

    Sehr schön finde ich, dass Frank sich auf anraten von Frau Schwanger der Volkswirtschaft zuwendet und dadurch später so eine Art Fels in der Brandung für die alltäglichen und finanziellen Belange der Familie darstellt. Aber die Kinder müssen auch die Verantwortung übernehmen, da der Vater immer mehr in seine Zukunftstraumwelt entgleitet.

    Das stimmt. Der Vater verliert sich zusehends. An einer Stelle steht dann ja auch, dass er immer dann, wenn er einen geliebten Menschen verliert, auch das verliert, was ihn am stärksten bei diesem geprägt hat. Bei der Mutter war es zum Beispiel die Überzeugungskraft und ihre Art, Dinge anzugehen. Ohne sie hätte er das erste Hotel nicht haben können.

    Besonders Lilly hat mich da beeindruckt - sie will wachsen, indem sie sich der Schriftstellerei zuwendet und versucht, große Werke zu schreiben.

    Das fand ich irgendwie auch total schön. Mehrfach betont John ja auch, dass Lilly und nicht er, die schriftstellerische Kraft der Familie ist. Lustig sind in dem Zusammenhang auch Irvings Anmerkungen dazu, dass es einen bestimmten Kreis von Lesern gibt, der denkt, Unverstämdliches sei bei Romanen Kunst. So scheitert Lillys zweiter Roman heftig, aber eine kleine, wenn auch etwas skurrile Fangemeinde bleibt ihr erhalten.
    In dem Zusammenhang: ich fand es lustig, dass John sagt, Fanny lebe unter einem Pseudonym in Hollywood und arbeite da und wir alle würden sie - eben nur nicht unter ihrem echten Namen - kennen. ;)

    Ich habe auch schon über John nachgedacht. Seine Persönlichkeit wird eher nebenher und dezent beschrieben. Er bleibt im Hintergrund, ist nicht so extravagant. Damit ist er aber auch der geeignete Erzähler und die anderen Figuren sind ja wahrlich exzentrisch genug.

    Das stimmt. Aber am Ende ist es John, der die komplette Geschichte der Familie beschreibt und erzählt. Und damit vollbringt er eigentlich ja - ohne es "zu wissen" auch etwas Großes. ;)

    Das der Vater jetzt wirklich blind ist, ist meiner Meinung nach nur eine Fortsetzung. Für mich war es, als ob er die ganze Zeit "blind" durchs Leben gegangen ist. Aber vielleicht kommt dieses Gefühl nur daher, weil er eher im "Hintergrund" agiert.

    Ich fand das auch stimmig, und ehrlich gesagt auch irgendwie schön, denn nur dadurch können ihm seine Kinder die Illusion erschaffen, dass er am Ende sein exklusives Hotel endlich hat!

    Es ist zwar nur die Illusion eines gutgehenden Hotels, denn eigentlich ist es eine Anlaufstelle für vergewaltigte Frauen, aber für den Vater, der denkt er hätte endlich ein florierendes Hotel, wird diese Illusion aufrechterhalten. Und so könnte unsere Familiengeschichte nach all den Turbulenzen und Tragödien endlich einem ruhigen Ende zustreben.

    Ja, an der Stelle fand ich es auch wirklich sehr versöhnlich. Irgendwie unerwartet und schön - und im Hinterkopf hatte man schon: da kommt noch was! Denn Kummer schwimmt ja immer obenauf! :(

    Ich plädiere dafür Lilly im Thread "Wer hätte nicht sterben dürfen" einen Platz einzuräumen. Sie hat es verdient.

    Auf jeden Fall!

    Das Susie-Ende hat mir gut gefallen. Mit dem Baby, das Franny abgibt an die beiden bin ich nicht klargekommen. Wie fandet ihr das? Überflüssig, oder?

    Ja, das hat für mich auch so gar nicht gepasst. Dann habe ich mich gefragt, ob das Kind ein Zeichen dafür sein soll, dass Franny und John immer auf ungewöhnliche Weise verbunden sein sollen...? Aber selbst dann, das hat mich einfach nicht ganz überzeugt.
    Übrigens, als Susie am Ende im Bärenkostüm um das Hotel läuft, um den Kindern die Illsusion zu erschaffen, dass da Bären seien, dachte ich kurzzeitig, dass nun bestimmt - wie bei State o'Maine nun ein Jäger käme um sie zu erschießen - aber zum Glück passiert das nicht.


    Danke für die tolle Leserunde, es war sehr sehr schön, meinen ersten Irving mit euch zu lesen! :friends:

  • Können auch Ende Juli einsteigen. Habe Mitte Juli noch eine Leserunde zu -Das Haus-. Ende Juli /Anfang August
    ist auch ok. für den neuen Irving.

    Ich bin Anfang August in Urlaub, aber nur die erste Woche..., mal sehn!

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Ich bin Anfang August in Urlaub, aber nur die erste Woche..., mal sehn!

    Hallo cheriechen: Schau mal in den Verabredungsthread. :winken:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country