Claus Volz und Andreas Zimmermann: "...und ein bisschen stirbt man doch!" [mit Autoren] (ab 28.01.2010)

  • Ich kann Coco eigentlich nur zustimmen.


    Davon abgesehen, wie das Buch geschrieben wurde, und wie sehr ich diese Belehrungen ablehne ("Sie haben ja keine Ahnung von alledem", "WIR brauchen auch Geld und nicht nur einen feuchten Händedruck", "Es liegt in der Natur des Berufen, dass man abstumpft"), da ich nicht beim Lesen als dumm hingestellt werden möchte, lernt man doch so einiges.


    Ich habe das Glück, dass in meiner Familie noch nie Notfälle passiert sind und ich deswegen überhaupt keine Erfahrung damit habe (ich klopfe mal imaginär auf Holz). Aber durch das Buch kenne ich nun die verschiedenen Einsatzfahrzeuge, die kommen können und warum sie kommen. Bisher hätte ich wohl einfach mal 112 angerufen und hätte geguckt, was kommt.
    Ich kann nicht ausschließen, dass ich innerlich nicht auch vor Wut gekocht hätte, weil die Anfahrt, meiner Meinung nach, zu lange gedauert hat (ich wäre aber zu schüchtern deswegen die Leute anzupampen. Das mache ich nicht mal bei Vertretern am Telefon :D ). Aber ich denke, dass das Bewusstsein für den Beruf gestiegen ist.
    Egal, ob einem das Buch gefällt oder nicht, man erfährt und lernt so einiges (ich zumindest). Auch, wenn ich die Frage nach dem Wie nicht gerade positiv beantworten kann (Sorry!!!). Manchmal kommt es mir so vor, als ob ich in der Schule bin. Heute war von Glucose die Rede. Sebastian nur "Gluco was?" (So ähnlich zumindest). Manches hätte man galanter erklären können, da diese Art immer wieder vorkommt (obwohl ich echt erschüttert war, dass Sebastian Glucose nicht kennen sollte. Das hatte man doch schon im einfachsten Bio-Unterricht...). Oder auch diese Gedankenketten, die Sebastian immer vervollständigen muss ("Was passiert, wenn Sauerstoff nicht ins Gehirn kommt?" -> "..." -> "Genau, und dann?" -> "..." "Richtig, was resultiert daraus?"). Ich kann schon verstehen, dass es wahrscheinlich wirklich so praktiziert wird, aber trotzdem denke ich, dass man als Zivi 1 und 1 zusammenrechnen muss und vieles eigentlich klar sein sollte. Und wenn man es dann trotzdem dem Leser näherbringen will, hätte man das anders verpacken können. Aber das lässt sich ja nun nicht mehr ändern :D .


    Mit meinem frommen Plan, das Buch heute auszulesen, bin ich noch nicht viel weiter. Aber nachher im Bett, werde ich noch einiges lesen!

    "Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andere ihn begehen." (Lichtenberg)

  • Coco, ich bin bei deinem letzten Beitrag voll und ganz bei dir, auch wenn mir das Buch nicht so zusagt :wink: Ich kann gut verstehen, dass sich die Menschen, die im Rettungsdienst arbeiten, sich total angesprochen und verstanden fühlen. Und es braucht dir auch nicht Leid zu tun, die LR ins Leben gerufen zu haben. Es kann nicht immer allen gefallen. Auch wenn mir 3/4 des Buches weniger gefallen haben ( :uups: ), so hat mich das erste 1/4 wirklich sehr bewegt und nachdenklich gemacht. Auch wieder ein wenig sensibilisiert.

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

  • Ich bin ja so stolz auf mich. Wie ich es mir vorgenommen hatte, habe ich das Buch nun heute beendet.


    In meinem abschließenden Fazit möchte ich nicht nochmal alles bereits Gesagte neu aufrollen. Ich habe aber noch zwei neue Punkte :wink: .


    Leider konnte mich das letzte Kapitel nicht überzeugen. Gerade diese Diskussion über die Alkoholiker und gescheiterten Existenzen in den Ghettos war meiner Meinung nach zu wirr. Ich habe meistens nicht gewusst, wer redet. Außerdem hat dieses Gespräch für mich überhaupt nicht in den Ablauf des Buches gepasst. Ich verstehe ja, dass man das Erlebte reflektiert und auch gerade mit anderen, die das gleiche erleben darüber redet, aber das war mir dann irgendwie alles zu politisch und ehrlich gesagt auch unnötig.
    Zum anderen war ich etwas enttäuscht vom Ende. Die Reihe war ja von Anfang an als Trilogie, aber trotzdem hätte ich mir eine kleine Auflösung gewünscht.Ich hätte gerne das Gefühl gehabt, dass ich trotzdem ein abgeschlossenes Werk lese. Im Prinzip kommt mir das Buch jetzt eher wie eine überlange Einleitung vor.


    Alles in allem schließe ich mich den Bewertungen vor mir an und vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .

    "Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andere ihn begehen." (Lichtenberg)

  • Ich als einer der Autoren würde das Buch tatsächlich weniger als Roman denn als Erzählung betrachten und auch wenn es schwer ist, sich vorzustellen, wie nah wir an der Realität zu bleiben versucht haben ist es tatsächlich eine sehr lange Einleitung. Eine Erzählung wie Sebastian von der morbiden Faszination seines späteren Berufes eingefangen wird. Was das letzte Kapitel betrifft würde ich sagen - es wirkt wirr, weil die Jungs im Kopf wirr sind. Sie sind jung, glauben noch unsterblich zu sein, alles besser zu wissen und vieles besser zu können als die Älteren. Und mit Sicherheit erlernt man die hohe Kunst, Dialoge präzise zu schreiben nicht im ersten Anlauf richtig gut ;-)

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen anderen vorlesen...