Ich habe das Buch Nachtmahr (engl.: The Body Thief) für die Halloween-Lesenacht von JuleBule ausgeliehen bekommen.
Es ist der vierte Roman der Vampir-Chroniken von Anne Rice.
Zwar hab ich das Buch auf Deutsch gelesen (hatte die Reihe eigentlich auf Englisch angefangen), aber das tat der Geschichte keinen Abbruch. Sonntagabend war ich bereits mit dem Buch fertig und das, obwohl es mit 539 Seiten (gebundene Ausgabe) nicht gerade dünn zu nennen ist (und ich derzeit auch nicht so schnell bin, wie ich es mal war)!
Jedenfalls hat mich die Geschichte um den Vampir Lestat, der seinem menschlichen Dasein nachtrauert, zum Einen sehr berührt, zum Anderen aber auch, Dank der Verwicklungen und Komplikationen, stark gefesselt. Erneut versteht es die Autorin Anne Rice, ein realistisches Bild aller Charaktere und ihrer jeweiligen Gefühlslagen zu zeichnen, keinen zu kurz kommen zu lassen und so ein tolles und detailliertes Bild vor den Augen des Lesers zu kreieren.
Besonders gefallen hat mir der Vergleich zu
Goesthe's Faust. Den gab es doch oder hab ich mir das nur eingebildet?! Nicht nur, dass die Krankenschwester Gretchen hieß, wie auch die Protagonistin in Faust, sondern auch die Tatsache, dass sie sich mit Lestat einlässt (OK, in Faust lässt sich Gretchen mit Faust ein und nicht mit dem Teufel, den Lestat wohl eher verkörpert , aber trotzdem sah ich da Parallelen). Und die Unterhaltungen, die die beiden dann immer wieder führen (von den "intimeren" Momenten ganz zu schweigen), fand ich große Klasse. Rein erzähltechnisch ist es außerdem auch schon ein sehr aussagekräftiges Mittel! So viel philosophischen bzw. fast religiösen Tiefgang gab es in den anderen Büchern eher nicht oder?
Außerdem toll fand ich überhaupt
diesen inneren Konflikts des ach so perfekten Wesens der Nacht (wie man sich Vampire nunmal vorstellt) und die von der Autorin geschaffene Möglichkeit, dass er noch einmal das menschliche Leben haben kann. Vielleicht fand ich genau deshalb die Beziehung zwischen Lestat und Gretchen so mitreißend.
Und dann natürlich nicht nur die Möglichkeit des-wieder-mensch-seins, wenn auch nur für kurze Zeit, sondern das plötzliche Problem, dass es eben nicht nur für kurze Zeit ist, weil der sogenannte "Body Thief" nicht auftaucht und den Tausch auch nicht rückgängig machen will.
Was ich die Leute, die die Vorgänger-Bücher gelesen haben, fragen wollte: Kommt David Thalbot da auch schon vor bzw. spielt er auch da schon so eine wichtige Rolle? Hab ich eventuell diese wichtige Figur vergessen?
Jedenfalls bekommt das Buch von mir . Nur vier Sterne deshalb, weil mir dieses "Mitleidsgetue" von Lestat am Anfang doch ein klitzekleines bisschen auf die Nerven gegangen ist.