Der vorliegende Roman erschien in der VR China in gekürzter Form erstmals im Jahr Es handelt sich dabei um das Buch, das Mo Yans weltweiten Ruhm begründen sollte und das 1988 von dem bekannten Regisseur und Choreographen Zhang Yimou verfilmt wurde – dem Jahr, in dem auch die ungekürzte Fassung auf dem chinesischen Markt erschien, die dieser Bearbeitung zugrunde liegt.
Das Buch erzählt die Familiengeschichte des Ich-Erzählers und versteht sich dabei als eine Verneigung vor den Vorfahren, die in viel härteren Zeiten viel heroischer gewesen sein sollen, als es die Menschen heutzutage sind.
Beginnend kurz vor dem Zweiten Weltkrieg erzählt das Buch in immer wieder wechselnden Zeitebenen, wie die Einwohner der Provinz Nordost-Gaomi sich den Herausforderungen des Lebens in der damaligen Zeit gestellt hatten und vor allen Dingen auch, wie sie sich in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den einmarschierenden japanischen Truppen bewährt habe.
Doch die Japaner sind nicht die einzige Bedrohung der Menschen in dieser Zeit. Auch das alte Kulturdenken – z.B. das Binden der Frauenfüße -, rebellische Boxer, die sich für unverwundbar halten, böse Nachbarn und riesige Rudel wilder und verwilderter Hunde machen den Menschen das Leben überaus schwer und fordern ihnen alles ab, das sie nur geben können. Und auch ihre eigenen Leidenschaften werden ihnen oft genug zum Verhängnis.
Die Darstellung des ländlichen Lebens ist in diesem Roman bereits überaus „plastisch“, so dass man sich auch die unangenehmsten Momente nur allzu gut von der Beschreibung her vorstellen kann. Das gilt sowohl für die damaligen Lebensumstände auf dem Land, wie auch für die Darstellung von Körpergerichtsbarkeit und den kriegerischen Auseinandersetzungen der Menschen untereinander und auch mit den Hunden. Das sollte man wissen, bevor man sich irgendein Buch von Mo Yan zulegt, denn diese sehr deutliche Form der Darstellung stellt gewissermaßen sein Markenzeichen dar.
Die Geschichten – und die Geschichte – die dieses Buch ausmachen sind interessant und zeigen den Leserinnen und Lesern sehr eindringlich, wie sehr die Welt in China zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch anders gewesen ist, als wir sie uns normalerweise vorstellen können.
Die Zeitsprünge innerhalb der Geschichte sind ziemlich gewöhnungsbedürftig, auch weil innerhalb dieser Sprünge immer wieder auch Bezüge zu anderen Zeiten hergestellt werden, so dass man „Das rote Kornfeld“ noch mal einfach so nebenher lesen kann. Man muss sich auf den Titel und auf die verschiedenen Zeitstufen – und auf ein umfangreiches Personal - einstellen um mit dem Buch wirklich zu recht zu kommen. Dies zeigt sich besonders gegen ende des Buches deutlich, wenn man stellenweise das Gefühl bekommt, dass die ganze Geschichte ein wenig zerfasert. Abgesehen davon ist „Das rote Kornfeld“ aber weitestgehend narrativ und informativ eine bereichernde Leseerfahrung – wobei die neueren Werke Mo Yans deutlich zeigen, dass er sich noch weiter entwickelt hat. :thumright: