Sjón - Schattenfuchs

  • Island im Winter 1883. Ein Mädchen ist gestorben und ein Mann geht auf die Jagd. Abba wird zu Grabe getragen, aber Fridrik will sie nicht dem Pastor überlassen. Denn der hütet ein dunkles Geheimnis und verfolgt in der eisigen Landschaft eine Füchsin, pirscht im Schneesturm an ihren Schatten heran.
    In einer poetisch klaren Sprache ertastet Sjón den schmalen Grat von Mensch und Natur und entführt uns in eine mythische Zwischenwelt am Rande des Polarkreises, wo an den existentiellen Abgründen der Mensch zeigt, wer er wirklich ist. Sjón ist der innovativste und aufregendste Autor Islands. Für "Schattenfuchs" erhielt er 2005 den Literaturpreis des Nordischen Rates.
    [Umschlagtext des Bandes]



    In einem Stil, der stark an das Erscheinungsbild seines Heimatlandes erinnert, beschreibt der Autor (der auch schon Songtexte für Björk verfasste) eine schöne aber zugleich tief todtraurige Geschichte.
    Ein Buch, welches unerbittlich das Vorankommen des Lesers erzwingt. Schwer nur kann man sich vom Schicksal der passiven Protagonistin Abba oder Hafdis losreißen, leidet sie doch in einer Zeit an Trisomie-21 in der ihr dies auch noch übel genommen wird. Ihr Vater, der spätere Pastor verkauft das Kind gegen Gewehr und Munition - ein Gewehr mit dem er Jahrzehte später auf Jagd geht. Doch findet er dabei etwas das man nicht fangen kann. Vergeltung, Gerechtigkeit könnte man auch sagen, wird zum späten Paradigma des Romans, der nicht nur sprachlich, sondern auch durch geschickten Einsatz von Leerstellen und Einschüben im Textverlauf, mitreißend und vielfältig gestaltet wurde. Inhalt und Form fließen in diesem Band so konsequent ineinander, wie es nur selten außerhalb der Lyrik der Fall ist.
    Wenn euch am Lesen die Sprache sogar noch über den Inhalt geht, seid ihr mit Sjóns "Schattenfuchs" bestens beraten. Natürlich lohnt auch die Geschichte die Anschaffung allemal. Übertroffen wird Sjóns Prosa nur noch von seiner Lyrik, die allerdings nur in einem (vergriffenen) Band auf deutsch zu haben ist, sieht man von einer Kostprobe in der Anthologie "Wortlaut Island" einmal ab.


    Euer Klappentext

  • Inhalt, lt. Klappentext:
    Island im Winter 1883. Ein Mädchen ist gestorben und ein Mann geht auf die Jagd. Abba wird zu Grabe getragen, aber Fridrik will sie nicht dem Pastor überlassen. Denn der hütet ein dunkles Geheimnis und verfolgt in der eisigen Landschaft eine Füchsin, pirscht im Schneesturm an ihren Schatten heran.


    In einer poetisch klaren Sprache ertastet Sjón den schmalen Grat von Mensch und Natur und entführt uns in eine mythische Zwischenwelt am Rande des Polarkreises, wo an den existentiellen Abgründen der Mensch zeigt, wer er wirklich ist.


    Über den Autor, lt. Klappentext:
    Der isländische Schriftsteller Sjón (eigentlich Sigurjón B. Sigurdsson), geboren 1962, schreibt Gedichte, Songtexte (z.B. für die Sängerin Björk), Romane und Drehbücher (seine Texte für Lars von Triers Film "Dancer in the Dark" wurden für den Oskar nominiert). Für "Schattenfuchs" erhielt er 2005 den Literaturpreis des nordischen Rates.


    Meine Meinung:
    Ein wirklich sehr poetisches Buch über den Mensch und seine Abgründe. Es geht auch nicht "nur" um die Jagd auf die Füchsin, sondern auch um Toleranz, um Natur und um viel mehr. Wie man erfährt (und damit verrate ich wirklich nichts im voraus und nehme auch keinerlei Spannung raus) hat Abba das Down-Syndrom. Zu der Zeit und dem Landstrich, in dem der Roman spielt, scheinbar eine -wie soll ich schreiben?- Besonderheit, die nicht akzeptiert wurde. Man ging sogar soweit, die neugeborenen Kinder zu töten. In manchen abgelegenen Höfen kam aber hin und wieder ein von Down-Sydrom "betroffenes" Kind zur Welt, das am Leben bleiben durfte.


    In dem Roman (oder sollte ich besser schreiben Kurzgeschichte?) von Sjón hat alles einen Zusammenhang und gegen Schluss wird ein Geheimnis gelüftet, das klar macht, warum Fridrik Abba nicht dem Pastor überlassen mochte.


    Ich empfand die Sprache wirklich als sehr poetisch, wenn mich die Geschichte selbst erst gar nicht so direkt gepackt hatte. Das kam erst Stück für Stück und wie bei jedem guten Buch, beschäftigt mich die Geschichte immer noch, denn immerhin liegt das Lesen bei mir schon ca. einen Monat zurück.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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