Arundhati Roy: Der Gott der kleinen Dinge (ab 27.07.2009)

  • So, meine Lieben, ws kann losgehen! :)
    Denkt daran, immer in die Überschriftenzeile zu schreiben, wie weit ihr seid! :friends:
    Ich fange erst heute Abend mit dem Buch an, denke ich, aber hiermit eröffne ich die Leserunde und freue mich auf den Austausch mit euch! :dance:

  • Ich freue mich auch, und bin schon ganz gespannt auf das Buch. :bounce: Anfangen werde ich auch heute Abend, denn noch sitze ich auf der Arbeit. :-$

    Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben.
    Jimi Hendrix

  • Moinmoin alle zusammen.
    Ich hab vorhin schon mal reingelesen, nicht weit, aber ein bischen.
    Viel Spaß beim Lesen :study: und bis später.

  • Also gut, dann mache ich mal den Anfang. Tataaaaaaa, mein erster Beitrag in meiner ersten Leserunde :loool:


    Das erste Kapitel habe ich jetzt gelesen und wenn ich ehrlich bin - ich bin verwirrt! :-s
    Den Einstieg fand ich ein bisschen schwierig, weil sich die Perspektiven ständig geändert haben und irgendwie, ist es in meinem Buch nicht wirklich ersichtlich, wenn es sich um einen neuen, anderen Abschnitt handelt. Und plötzlich liest man wieder von einer Person die vor 5 Abschnitten mal vorkam . :cyclopsani:
    Außerdem stolpere ich beim lesen ständig über die Städtenamen. Naja, ich werde mich einlesen. Der Schreibstil und die Sprache sind ok.


    Zu den Charakteren:
    Also Rahel mag ich jetzt schon. Estha kann ich noch nicht richtig einschätzen.
    Baby-Kochamma finde ich total unsympathisch - egal ob in jungen Jahren oder auch heute :|


    Einige Fragen habe ich nach dem ersten Kapitel, aber ich werde wohl ein bisschen weiter lesen, dann werde sich auch sicher die meisten Fragen von selbst erklären. Nach nur einem Kapitel kann ich noch nicht so viel schreiben.

  • So, ich habe nun gestern Abend auch angefangen.


    Wie Feli fiel mir der Einstieg am Anfang auch etwas schwer. Mit den Städtenamen hatte ich keine Probleme, es waren mir nur zu viele neue Personen auf einmal. Aber dann habe ich mir einen kleinen Stammbaum gemalt, und es ging ganz gut. ;)


    Den Schreibstil empfinde ich als etwas "unrund", die Sätze manchmal doch etwas abgehackt. Dafür verwendet Arundhati Roy eine sehr schöne, bilderreiche Sprache, wenn sie beispielsweise das Einsetzen das Monsuns beschreibt. Das gefällt mir sehr gut.


    Zu den Charakteren kann ich noch nicht soviel sagen, so richtig sympathisch ist mir noch keiner, aber dafür ist es ja vielleicht auch noch zu früh. Außer Baby Kochamma - die kann ich auch jetzt schon nicht leiden! [-(


    Was die immer wieder angedeutete Tragödie angeht: Ich glaube, ich habe schon eine Vorstellung davon, was sich da zugetragen hat. Mal schauen, ob sich mein Verdacht bestätigt. Auf jeden Fall freue ich mich schon aufs Weiterlesen heute Abend.

    Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben.
    Jimi Hendrix

  • Das erste Kapitel habe ich jetzt gelesen und wenn ich ehrlich bin - ich bin verwirrt!

    Ich kann's verstehen. Der Einstieg ist aufgrund der Zeitsprünge wirklich nicht ganz ohne. Diese Art des Erzählens gefällt mir aber irgendwie, weil ich immer das Gefühl habe, ganz aufmerksam lesen zu müssen, um ja nichts zu verpassen. :)

    Einige Fragen habe ich nach dem ersten Kapitel, aber ich werde wohl ein bisschen weiter lesen, dann werde sich auch sicher die meisten Fragen von selbst erklären. Nach nur einem Kapitel kann ich noch nicht so viel schreiben.

    Mir stellen sich auch einige Fragen, zum Beispiel ist die Geschichte von Esthas und Rahels Familienverhältnissen scheinbar etwas kompliziert. Da habe ich beim Lesen schon gestutzt.
    Die Verbindung von Rahel und Estha, die sich offenbar in ihrer Kindheit als eine Person wahrnehmen, scheint sehr faszinierend zu sein. Rahel (Estha auch?) hat zumindest besondere Fähigkeiten:

    Zitat

    Sie hat auch andere Erinnerungen, die zu haben sie kein Recht hat.
    Sie erinnert sich zum Beispiel daran (obwohl sie nicht dabei war), was der Orangenlimo-Zitronenlimo-Mann im Abhilash Talkies mit Estha gemacht hat. Sie erinnert sich an den Geschmack der Tomatensandwiches - Esthas Sandwiches, Estha gegessen hat - im Madras-Expreß nach Madras.
    Und das sind nur die kleinen Dinge. (S. 11)

    Wie du, Feli, mag ich Rahel auch. Sie ist bislang die einzige Figur, zu der ich klar sagen kann, wie ich sie finde. Alle anderen sind mir noch nicht so klar.
    Auch Sophie Mol scheint ja in dem Roman eine Rolle zu spielen, ihre Beerdigung nimmt zumindest viel Raum ein. Diese Szene fand ich irgendwie beunruhigend, weil man vorher ja von Rahels Empathievermögen erfahren hat, und Rahel bei der Beerdigung dann denkt, dass Sophie nicht tot ist. Eigentlich denke ich aufgrund dieses Satzes, dass Rahel sich nur eingebildet hat, dass Sophie noch lebte:

    Zitat

    Nur Rahel bemerkte, wie Sophie Mol in ihrem Sarg heimlich ein Rad schlug. (S. 15)

    Dennoch fand ich die Szene sehr eindringlich, als dann der Sarg in die Erde gelassen wird:

    Zitat

    Unter der Erde schrie Sophie Mol, zerfetzte mit den Zähnen Satin. Aber durch Erde und Steine sind Schreie nicht zu hören.
    Sophie Mol starb, weil sie keine Luft bekam. (S. 16)

    Estha ist eine sehr rätselhafte Figur, finde ich, einfach dadurch, dass er aufhört zu sprechen. Und überhaupt ist er sehr unauffällig und geht einfach seiner Wege. Ich bin gespannt, ob man Näheres darüber erfahren wird, warum er sich so verändert hat, und ob er am Schluss vielleicht wieder sprechen wird. Es ist ja nun nicht so, dass er einfach nicht redet - auch bei dem Wiedersehen mit Rachel nach langer Zeit, nimmt er sie fast gar nicht wahr, obwohl sie extra seinetwegen sofort angereist ist.
    Doch beide Zwillinge haben diese "Leere" in sich, was Roy hier als den "Kleinen Gott" bezeichnet. Die Stelle habe ich zweimal gelesen, in der dies beschrieben wird:

    Zitat

    Der Kleine Gott (lieb und gebändigt, privat und begrenzt) kam mit Brandwunden davon und lachte benommen über seine eigene Tollkühnheit. Abgehärtet von der Bestätigung seiner eigenen Belanglosigkeit, wurde er unverwüstlich und wahrhaft gleichgültig. Nichts war sehr wichtig. Nicht viel war wichtig. Und je weniger wichtig es war, umso unwichtiger wurde es. Es war nie wichtig genug. Weil schlimmere Dinge geschehen waren. (S. 29 f.)

    Das persönliche Unglück der Menschen ist also unwichtig, weil es immer in Beziehung gesetzt wird zu den Katastrophen, die auf der Welt geschehen, wenn ich das richtig verstehe. Man kennt das ja, dass Leute sagen: "Schau mal, wie schlecht es erst den Menschen in xyz geht...", aber Rahel und Estha haben nicht einfach irgendwelche Wehwehchen, in Andeutungen erfährt man ja schon, dass es ihnen wirklich nicht leicht gemacht wird und dass sie ein schweres Schicksal haben.
    Das Ende des Kapitels klingt für mich so, als werde nun (erstmal vielleicht) etwas chronologischer erzählt. Aber es klingt auch sehr traurig, weil laut Roy "alles" (was auch immer "alles" ist) anfing

    Zitat

    in den Tagen, als die Gesetze der Liebe entlassen wurden. Die Gesetze, die festlegten, wer wie geliebt werden sollte.
    Und wie sehr. (S. 45)

    Man muss sich wahrscheinlich wirklich ein bisschen durchbeißen, aber ich finde es bisher sehr gut, und glaube, dieses Buch eignet sich wirklich sehr gut für eine Leserunde. Ich werde heute noch ein bisschen weiterlesen und freue mich auf eure Eindrücke! :cheers:

  • habe ich mir einen kleinen Stammbaum gemalt


    Bei mir ist ein kleiner Stammbaum vorne drin. Allerdings habe ich das Gefühl das das kein Stammbaum in dem Sinne ist, sondern einfach nur die Namen in einem Baum verpackt :-s


    Ich bin froh, dass es mit dem Einstieg nicht nur mir so ging.
    Habe übringens das Gefühl, dass es sich ab dem zweiten Kapitel etwas besser liest.
    Ich muss noch üben, ein bisschen mehr auf die Geschichte einzugehen, anstatt schon beim lesen zu überlegen, welche Stellen für die Leserunde wichtig sind - das lenkt mich ein wenig ab. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister :wink:

  • Bei mir ist ein kleiner Stammbaum vorne drin. Allerdings habe ich das Gefühl das das kein Stammbaum in dem Sinne ist, sondern einfach nur die Namen in einem Baum verpackt

    Ich dachte auch erst: "Hurra, so ein schöner Stammbaum!", und beim Blättern dachte ich dann: "Nee. Mist. Passt nicht." ;)
    Schade eigentlich. Sugar, du kannst uns dann ja immer über die Familienverhältnisse aufklären. ;) Die Idee finde ich gut, einen Stammbaum zu zeichnen.


    Ich habe noch nicht mit dem zweiten Kapitel angefangen, werde es aber heute vermutlich noch lesen. Bis nachher, Mädels! :friends:

  • So, das zweite Kapitel hat sich tatsächlich besser gelesen als der erste Teil. Die Zeitsprünge bleiben zwar, aber ich hatte das Gefühl besser mitzukommen.


    In diesem Kapitel ist mir besonders aufgefallen, dass es ständig um Gewalt oder einer Art von Gewalt geht:
    Klassentrennung, Züchtigung, Menschenhandel, Krieg, Revolution usw.
    Dabei ist auch klar zu erkennen, dass Frauen immer weniger Wert sind als die Männer. Das fängt damit an, dass Baba Ammu an seinen Chef "verkaufen" möchte um selbst Vorteile zu erlangen und geht weiter mit den Prügeleien die Mammachi durch Pappachi erfahren muss - und nicht nur das, nicht einmal den Geigenunterricht durfte sie weiter nehmen, weil Pappachi wohl Angst hatte, dass seine Frau ihn in irgendeiner Fähigkeit übeholen könnte. (Wisst ihr, was das schlimme ist? Ich hatte mal so einen Arbeitskollegen, der hat sich sogar einen Titel zu seinem Titel dazugekauft (legal), damit er einen Titel mehr hat, als seine Frau #-o ).


    Die Geschichte der Erdfrau (S. 68/69) fand ich sehr interessant. Sie hat zwar nichts erzählt was ich nicht schon wusste, aber mir wurde dabei mal wieder klar, wie klein wir doch alle sind und so furchtbar vergänglich. - Carpe Diem - fällt mir dazu ein!


    Die Demonstration:
    Baby Kochamma wurde mir kurzzeitig sympathisch, als sie tatsächlich mal Emotion gezeigt hat. Sie hatte Angst! Klar keine schöne Emotion, aber es war eine - eine "echte", wie ich fand. Man konnte auch rauslesen, dass Angst wohl auch ihre Jugend bestimmt hat - bin gespannt, ob man hier noch ein bisschen mehr erfährt.
    Ist sie doch kein so ein garstiger Eisklotz wie am Anfang gedacht?


    Das erste mal auf diesen Seiten werden auch Frauen beachtet. Die Forderung nach Lohnerhöhung - auch für Frauen! Zwar keine Gleichberechtigung (die haben wir ja heute und hier in Deutschland auch nicht), aber sie wurden zumindest als Menschen wahrgenommen und nicht nur als Menschen zweiter Klasse.


    Velutha:
    Mit diesem Teil wurden auch meine ersten Fragen aus dem ersten Kapitel beantwortet. Wer ist eigentlich Velutha?
    Velutha ist ein Mensch 3. Klasse. Kein Unberührbarer, kein Berührbarer sondern nur der Sohn eines Paravan. Allerdings gehört er zu den Menschen niederer Klasse, die mit ihrem Können den Menschen der oberen Klasse Vorteile verschaffen. Der schöne Tisch und die schönen Stühle z.B. - verleihen Status?!
    Scheinbar wurde er aber nur von Mammachi gefördert (was ja schon erstaunlich ist) - dass Kochamma was gegen ihn hat, war mir klar :roll:



    Zitat

    Seite 72
    Was dein ist, ist mein, und was mein ist, ist auch mein


    Auch wenn der Satz in diesem Zusammenhang eher machomäßig gemeint war, werde ich mir dieses Zitat merken und bei Gelegenheit meinem Mann unter die Nase reiben :twisted::loool:



    Die Vermischung der vielen Menschen und vielen Geschichten verwirren mich weiterhin ein bisschen, bin aber trotzdem gespannt wie sich die Wirrungen auflösen ... :wink:

  • Auch wenn der Satz in diesem Zusammenhang eher machomäßig gemeint war, werde ich mir dieses Zitat merken und bei Gelegenheit meinem Mann unter die Nase reiben :twisted::loool:


    Ich verfolge gerade euren Thread. Habe das Buch im Regal bei meinem Freund entdeckt und werde es vielleicht irgendwann mal selbst lesen.
    Dein Spruch erinnert mich irgendwie an meinen Vater, der hat manchmal (im Scherz) gesagt: "Was dir gehört, gehört auch mir und was mir gehört, geht dich gar nichts an."
    Fand ich irgendwie lustig.
    Habe mal angefangen und fand die Beschreibung von der besonderen Beziehung von Rahel und Estha sehr interessant und auch die Andeutungen was Estha passiert ist haben mir zu denken gegeben. Die Szene mit der Beerdigung fand ich schon heftig. Kann nicht einschätzen, ob Sophie wirklich noch lebt oder ob es eher Fantasie von Rahel ist. Schrecklicher Gedanke, wenn ersteres zutreffen sollte.
    Es ist kein Buch, das man einfach so nebenbei liest und derzeit habe ich noch eine andere Leserunde, an der ich teilnehme und den Kopf nicht richtig frei, um so konzentriert und aufmerksam dieses Buch zu lesen oder an zwei Leserunden teilzunehmen. Ich würde dieser Leserunde also nicht wirklich gerecht werden.
    Ich wünsche euch viel Spaß und werde sicher ab und zu mal reinschauen und vielleicht auch so meinen Senf abgeben, sofern ihr nichts dagegen habt.
    Vielleicht ergibt sich ja noch etwas, so dass ich mehr Zeit als erwartet habe, ging mir letzte Woche auch so.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • "Was dir gehört, gehört auch mir und was mir gehört, geht dich gar nichts an."


    Der ist auch gut :loool:


    Du hast Recht, das Buch, wenn man es verstehen will, kann man nicht so nebenbei lesen. Ich merke schon, dass ich durch die Leserunde ganz anders lese - wahrscheinlich würde ich dieses Buch sonst eher nur oberflächlich lesen. :|


    Über Sophie habe ich mir bisher kaum Gedanken gemacht, die Geschichte wird ja hoffentlich aufgeklärt und ich lasse es einfach mal auf mich zukommen.

  • Oh man, ich komme kaum voran, irgendwie fehlt mir grad die Zeit. Hab nichtmal das erste Kapitel durch. Das hat man davon, wenn man liest, wenn man schon hundemüde ist und dann einschläft. Vielleicht gehe ich nachher mal eine Runde in den Park oder an die Elbe, da kann ich in Ruhe lesen.
    Bei mir ist zwar auch ein Stammbaum, aber der ist irgendwie eigenartig. :scratch:

  • Der ist auch gut :loool:


    Du hast Recht, das Buch, wenn man es verstehen will, kann man nicht so nebenbei lesen. Ich merke schon, dass ich durch die Leserunde ganz anders lese - wahrscheinlich würde ich dieses Buch sonst eher nur oberflächlich lesen. :|


    Über Sophie habe ich mir bisher kaum Gedanken gemacht, die Geschichte wird ja hoffentlich aufgeklärt und ich lasse es einfach mal auf mich zukommen.


    Genau deshalb bin ich der Meinung, dass man manche Bücher einfach nur in einer Leserunde lesen kann, da einem sonst eventuell auch viele Dinge entgehen könnten.
    Komischerweise gibt es bei mir aber auch Bücher, die ich ganz alleine lesen möchte. Einfach nur still für mich genießen, ohne die Handlung zu "zerpflücken" oder zu analysieren.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Dieses Buch wäre bei mir wahrscheinlich noch Jahre unangetastet und unbeachtet im Regal gestanden. Deshalb habe dachte ich, ich nehme an der LR teil, damit auch dieses Buch eine Chance bekommt. Ich glaube, es war die richtige Entscheidung. Hätte ich das Buch alleine angefangen, hätte ich es wahrscheinlich schon längs wieder weggelegt :-$

  • Es ist kein Buch, das man einfach so nebenbei liest und derzeit habe ich noch eine andere Leserunde, an der ich teilnehme und den Kopf nicht richtig frei, um so konzentriert und aufmerksam dieses Buch zu lesen oder an zwei Leserunden teilzunehmen. Ich würde dieser Leserunde also nicht wirklich gerecht werden.
    Ich wünsche euch viel Spaß und werde sicher ab und zu mal reinschauen und vielleicht auch so meinen Senf abgeben, sofern ihr nichts dagegen habt.

    Du bist uns immer willkommen. :friends: Wäre schön, wenn du die Zeit findest. Aber du kannst dich auch einfach gern gelegentlich einschalten. :)

    In diesem Kapitel ist mir besonders aufgefallen, dass es ständig um Gewalt oder einer Art von Gewalt geht:
    Klassentrennung, Züchtigung, Menschenhandel, Krieg, Revolution usw.

    Schrecklich, oder? Über der gesamten Geschichte liegt so eine große Traurigkeit. Niemand ist wirklich glücklich, auch die Kinder haben immer das Gefühl, dass sie kein Recht auf Glück haben, gleichzeitig aber ist ihre Traurigkeit für die Erwachsenen nicht von Bedeutung. Gerade die Gewalt innerhalb des privaten Lebens war für mich in diesem Fall erschreckend. Und wie du schon schreibst, Feli, besonders die Frauen sind hier klar im Nachteil.

    Die Geschichte der Erdfrau (S. 68/69) fand ich sehr interessant. Sie hat zwar nichts erzählt was ich nicht schon wusste, aber mir wurde dabei mal wieder klar, wie klein wir doch alle sind und so furchtbar vergänglich. - Carpe Diem - fällt mir dazu ein!

    Die Geschichte fand ich an sich sehr schön, aber am Schluss auch wieder sehr traurig:

    Zitat

    Später, im Licht all dessen, was geschehen war, schien "Funkeln" [Anm.: bezieht sich darauf, dass die Menschen ein Funkeln in ihrem Auge sind] das vollkommen falsche Wort, um den Ausdruck in den Augen der Erdfrau zu beschreiben. Funkeln war ein Wort mit gekräuselten, glücklichen Rändern. (S. 69)


    Zu Baby Kochamma:

    Ist sie doch kein so ein garstiger Eisklotz wie am Anfang gedacht?

    Ich fand sie im ersten Kapitel noch nicht so schlimm, aber in diesem fand ich sie grässlich. Ihre Freude darüber, dass Velutha bestraft wird, weil sein Vater ihn nachts beobachtet hat.

    Zitat

    Sie sah Elend und Ärger voraus, und insgeheim, zuinnerst in ihrem Herzen, jubilierte sie. (S.95)

    Und Velutha... hat er eine Affäre mit Ammu, oder interpretiere ich das falsch? Gesagt wird es ja nicht direkt (oder hab ich es überlesen?), aber aus dem Verhalten des Vaters und Baby Kochammas kann man sich ja denken, dass es das ist.


    Recht lustig fand ich die Episode mit Miss Mitten, die denkt, dass die Kinder vom Teufel besessen sind, weil sie rückwärts lesen! Und dann wird sie von einem Milchwagen überfahren, der rückwärts fährt... :loool:

  • Da ich morgen wahrscheinlich werder zum lesen noch zum schreiben komme, habe ich heute Mittag ein bisschen "vorgelesen" :wink:


    Recht lustig fand ich die Episode mit Miss Mitten, die denkt, dass die Kinder vom Teufel besessen sind, weil sie rückwärts lesen! Und dann wird sie von einem Milchwagen überfahren, der rückwärts fährt...


    Das fand ich auch eher amüsant: wie heißt es so schön "Jedem so wie es ihm gehört" :-#


    Zum Kapitel:
    Also dieses Kapitel, finde ich, sagt nichts und doch alles!


    Baby Kochamma bleibt mir nachwievor unsympathisch. Schon wie beschrieben wird, wie sie auf diesem furchtbar dreckigen Sofa sitzt und wie sie über Estha redet, als er nach Hause kommt. Ich könnte sie .... :evil:


    Die Szene im Badezimmer zwischen Estha und Rahel finde ich sehr intensiv beschrieben. Als ob man selbst mit im Bad stehen würde und zuschauen könnte.
    Die beiden sind Zwillinge - sie sind sich eigentlich ganz nah und doch so fern. Irgendwie traurig. :(

  • Shit, jetzt hatte ich eine ellenlangen Text geschrieben, bin auf eine falsche Taste gekommen und weg war alles ](*,) Also von vorne.


    Mit diesem Kapitel hat das Buch erstmal für mich den traurigsten Höhepunkt erreicht. Aber von Anfang:


    Die Toilettenszene mit Baby Kochamma, Rahel und Ammu fand ich wirklich zu komisch. Es war auch einer der ersten Szenen im Buch wo sie glücklich bzw. fröhlich sind. Sogar Baby Kochamma lacht und zwar nicht aus Schadenfreude, sondern aus echter Freude. Ich weiß bis jetzt noch nicht, wo ich Baby Kochamma hinstecken soll. Sie wird in diesem Buch sicherlich nicht meine beste Freundin, aber so richtig "hassen" kann ich sie auch nicht. Mal sehen, wie es weiter geht :-k


    Schon am Anfang des Kapitels tat mir Estha irgendwie leid. Erst musste er sich alleine auf der Toilette durchschlagen, was er ja toll gemeistert hat, trotzdem war er so einsam. Und dann wurde ihm auch ständig gesagt, dass er still sein soll.
    Tja und dann kam die unaussprechliche, wiederliche und grausame Tat dieses Limo-Mannes. Ich ahnte ja schon schlimmes, als der Mann Estha hinter die Theke bat, aber dass es so kommt, damit habe ich dann doch nicht gerechnet. Bzw. ich habe nicht damit gerechnet wie diese unglaubliche Tat so nüchtern beschrieben werden kann :pukel:
    Dieser Wiederling - ich hätte am liebsten :pukel: Ich ertrage viel in Büchern, aber wenn es um Kindesmißhandlung u.ä. geht, dann :evil:
    Und dann die Szene, als Ammu Estha nochmals mit diesem Monster konfrontiert und dieser Estha noch indirekt droht zu ihm zu kommen. Und dann auch noch Rahel in seiner Nähe. :pale: Am liebsten hätte ich ins Buch gegriffen :uups:


    Schlimm fand ich auch die Reaktion von Ammu auf Rahels unbedachten Satz, dass Ammu diesen Limo-Mann doch heiraten soll.
    Mal abgesehen davon, was dieser Mann getan hat, ist an diesem Satz ja ansich nichts schlimmes, aber das Kind dann nicht nur mit Liebesentzug zu strafen, sondern einem Kind auch noch zu sagen, dass man es jetzt weniger lieb hat finde ich ganz schrecklich. Mein Gott, sie ist ein Kind. Wenn mich meine Mutter für alles unbedachte das ich je gesagt habe weniger geliebt hätte, würde sich mich jetzt wahrschenlich hassen. Man kann seinem Kind vielleicht zeigen, dass man das jetzt nicht so gut fand - und man kann vielleicht auch sagen, dass man sich jetzt verletzt fühlt, aber nie nie nie würde ich meinem Kind ins Gesicht sagen, dass ich es wegen sowas jetzt weniger liebe. Sowas von unsensiebel.... ](*,)


    Schön in diesem Kapitel fand ich wiederum, wie Estha im Hotel zu Rahel ins Zimmer schleicht und sich zu ihr ins Bett kuschelt. Faszinierend daran, dass Rahel es gewusst hatte, dass Estha kommt. Zwillingsbindungen sind wirklich sehr interessant, man hört immer wieder davon wie eng die miteinander verbunden sind. Irgendwie schön :)


    Die meiste Zeit geht es in diesem Buch um traurige Dinge, da sind manche Szenen doch ein wahrer Lichtblick, wenn auch nur ein kleiner ;)


    Weiterhin habe ich Probleme mit den Zeitsprüngen. Leider gehen beim lesen einige Details verloren, weil man gerne wissen möchte, wie diese eine Geschichte weitergeht. Wenn man dann von etwas anderem, vielleicht uninteressanterem, abgelenkt wird, lasse ich mich viel zu leicht dazu verleiten diesen "neuen" Teil zu überfliegen.
    So ging es mir auch am Ende dieses Kapitels. Ich weiß, dass es nochmal um Politik und Valutha ging, aber den Inhalt könnte ich nicht wiedergeben. Schade.


    So. Jetzt aber genug.
    Ich wünsche euch noch frohes lesen. Wie gesagt, morgen werde ich wahrscheinlich nicht dazu kommen, aber ich schaue morgen mal rein. Bin gespannt auf eure Meinungen und bin mir sicher, dass ihr genauso schockiert über den Verlauf der Geschichte seid, wie ich es bin :|

  • Und Velutha... hat er eine Affäre mit Ammu, oder interpretiere ich das falsch? Gesagt wird es ja nicht direkt (oder hab ich es überlesen?), aber aus dem Verhalten des Vaters und Baby Kochammas kann man sich ja denken, dass es das ist.


    Ich denke schon, dass Ammu eine Affäre mit Velutha hat, ich wüsste jedenfalls momentan keine andere Interpretation. Und Baby Kochammas Verhalten an dieser Stelle fand ich einfach nur gräßlich, ein Mensch, der seine Lebensfreude aus dem Leid und dem Ärger anderer gewinnt, noch dazu ihrer Familie.


    Erschrocken hat mich aber vor allem die Reaktion von Veluthas Vater.

    Zitat

    Er bat Gott um Vergebung dafür, daß er ein Monster gezeugt hatte. Er erbot sich, seinen Sohn mit seinen eigenen bloßen Händen umzubringen.

    Obwohl ich öfter indische Literatur lese, kenne ich mich bislang mit dem Kastensystem nicht besonders gut aus. Vielleicht sollte ich mir mal ein Sachbuch darüber zulegen. Wäre mal interessant zu erfahren, wie es zu solchen Situationen kommen kann.


    So, ich werde mal weiterlesen, hinke Euch etwas hinterher. ;)

    Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben.
    Jimi Hendrix