Originaltitel: Stone Virgin
Klappentext:
1972 begegnet Simon Raikes, Restaurator des UNESCO-Programms "Rettet Venedig", einer spätgotischen rätselhaften Madonna, die eine von Umwelteinflüssen bedrohte Kirche ziert. Sie stürzt ihn in abgründige Visionen und fasziniert ihn bis zur Besessenheit. Ihr lebendiges Ebenbild steuert ihn schließlich unrettbar auf ein Verbrechen zu.
Ein packendes Buch, ein interessanter Genre-Mix aus History, Kunst, Krimi und Liebesgeschichte, das auf drei verschiedenen historischen Ebenen spielt:
Erstens die Bittbriefe des Bildhauers aus dem Gefängnis an seinen Mäzen. Er sitzt dort wegen Mordes an der Prostituierten Bianca, genau der Frau, die für seine Madonna Modell saß und seine Geliebte war.
Zweitens die Erinnerungen des verarmten Adligen Ziani aus dem 17. Jahrhundert, der im Hause seines reichen Gönners Boccadoro lebt und mit dessen Frau ein Verhältnis hat. Die Madonna, die in einer Laube in Boccadoros Garten steht, hat eine besondere Bedeutung für Zianis Liebesleben.
Drittens Simons Arbeit an der Madonna und seine Spurensuche nach ihrer Geschichte, denn der Bildhauer der Statue ist unbekannt, und die Rätsel, warum sie erst vor einigen Jahrzehnten auftauchte und an der Fassade angebracht wurde, und wo sie in der Zwischenzeit verschollen war, sind ungelöst. Bei seiner Suche nach Schriftstücken, die den Verbleib dokumentieren, und Personen, in deren Familien evtl. altes Wissen weitergegeben wurde, stößt Simon auf den russischen Künstler Lizow, der zurückgezogen auf einer Insel in der Lagune lebt, und dessen Ehefrau Chiara.
Von dem Buch, das mich in seinen Bann gezogen hat und das ich spannender fand als manchen Krimi oder Thriller, möchte ich nur einige Aspekte herausgreifen:
Der Leser erfährt Bemerkenswertes über Arbeitsabläufe, Materialien und Werkzeuge eines Restaurators, ohne dass er mit trockenen Details gelangweilt wird. Der Autor muss das Thema umfassend recherchiert haben.
Unsworths Sprache (bzw. die seines Übersetzers) ist: Einfach schön. Die Sätze sind nicht kompliziert, die Wortwahl nicht außergewöhnlich, dennoch muss man sorgfältig und konzentriert lesen, um dem nicht immer fließenden Handlungsablauf präzise zu folgen und um die Namen vor allem der venezianischen Familienclans nicht zu verwechseln. Und damit die vielfältigen Stimmungsbilder, mit denen der Autor Horizont und Meer bei wechselndem Tageslicht zeichnet, nicht entgehen und die unzähligen Arten, in denen er immer wieder anders - bei Ebbe und Flute, bei Wind und Flaute - die Brechung des Wassers der Kanäle gegen Häuserfronten, Stege und Boote darstellt.
Einziger Schönheitsfehler: Die nicht-übersetzten italienischen Wörter und Sätze, die sich oft nur aus dem Zusammenhang erschließen lassen. Trotzdem bekommt das Buch von mir die volle Sternchen-Zahl. (Leider ist es vergriffen, aber man bekommt es noch als 0,01 €-Schnäppchen, von denen ich mir gerade eines gesichert habe, denn das gelesene Buch war aus der Bücherei, und ich möchte es unbedingt selbst besitzen.)
Marie
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Verlag: Ullstein
James McBride, Die Farbe von Wasser
Im Gegenteil, ich habe eine Menge über den Zerfall der Steine gelernt u das Restaurieren. Die Erzählungen haben mich auf allen drei Erzählebenen (Zeitebenen) gleichermaßen fasziniert. Maries Ausführungen kann ich alle nur unterschreiben und dem noch hinzufügen, dass ich jetzt noch unbedingt nach Venedig reisen möchte...., muss ich wohl sparen! 
