Joyce Carol Oates - Zombie

  • Originaltitel: Zombie
    210 Seiten



    Autor:
    Joyce Carol Oates, geb. 1938, studierte Literatur und Philosophie und lehrt seit 1978 in Princeton.
    Für ihre Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke erhielt sie zahlreiche Preise, u.a. den National Book-Award, mehrmals den O.-Henry-Preis sowie den Lotus Club Award of Merit. 1990 wurden ihr der Bobst Lifetime Achievement Award und der Rea Award verliehen.


    In der DVA erschienen zuletzt "Das Spukhaus" (Erzählungen, 1996) sowie "Wofür ich gelebt habe" (Roman, 1997).



    Inhalt:
    Er ist ein Problem für seinen Professoren-Vater und seine ihn liebende Mutter - und natürlich glauben sie nicht, daß ihr Sohn tatsächlich für das verantwortlich ist, was man ihm vorwirft. Er ist eine Herausforderung für seinen Psychiater, der sich ablenken läßt von der wachsenden Offenheit seines Patienten, Quentins Bereitwilligkeit, über seine Träume zu reden. Er ist nichts als ein zauberhafter junger Mann, fragt man seine Großmutter, die ihm kaum etwas abschlagen kann.


    Er ist einer der glaubwürdigsten und erschreckendsten Psychopathen und Serienkiller, die je von einem Autor zum Leben erweckt wurden. Quentin P. ist der ewige Außenseiter, ohne eine Spur dessen, was man ein Gewissen nennen könnte. Kalt und gefühllos begeht er seine Verbrechen, umgeben von Leuten, die die Wahrheit nicht sehen wollen.


    Und so nimmt der Schrecken seinen Lauf, Quentins Wunsch nach einem Zombie, der ihm hörig und gefällig ist, fordert Opfer auf Opfer.



    Meine Meinung:
    Ein Psychogramm, wie ich es bis jetzt noch nicht gelesen habe. Auf der einen Seite unvorstellbar, aber auf der anderen Seite leider auch wieder sehr realistisch.


    Es ist in der Ich-Form geschrieben aus der Sicht des Serienmörders Quentin. Er ist 31 Jahre alt und möchte sich einen Zombie schaffen, der nur auf ihn hört und das macht, was er sagt. Dazu sucht er sich immer wieder Jünglinge aus, die ihm ganz besonders gut gefallen. Da ihm der Zombie aber nicht so gelingt, wie er es gerne hätte, ist der Verschleiß an Jünglingen dementsprechend groß.


    Faszinierend finde ich, dass er trotzdem noch so gescheit ist und bewusst alle an der Nase herumführen kann. Er weiß genau wie er es anstellen muss, um nicht aufzufallen und alle in seiner Umgebung würden bezeugen, dass er ein lieber, gefälliger und hilfsbereiter Mensch ist. In Wirklichkeit aber ist er ein brutaler Serienkiller.


    Es ist natürlich auch harter Tobak, also zart besaitet sollte man nicht sein, weil es teilweise doch heftig zur Sache geht, aber es ist ja ein dünnes Büchlein mit etwas größerer Schrift und kurzen Kapiteln, welches sich rasch lesen lässt. Auf jeden Fall ein interessantes Psychogramm.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Danke für die Rezi, Helga.
    Das Buch subbt bei mir schon etwas länger rum, ich glaube, jetzt ziehe ich es mal nach oben! ;)

    Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben.
    Jimi Hendrix

  • Joyce Carol Oates hat mit diesem Psychogramm eines Serienmörders ein Buch vorgelegt, das aufgrund der Länge, der Kapiteleinteilung und der eingefügten Skizzen recht schnell zu lesen ist, das aber den Leser auch noch nach der Lektüre beschäftigt. Sie hat den Schwerpunkt ihres Buches nicht auf Effekthascherei und blutige Szenen gerichtet. Es hat mir keine schlaflosen Nächte bereitet, in Gedanken war ich jedoch, wie so oft auch in der Realität, mit der Frage beschäftigt, warum hat keiner etwas bemerkt. Die Autorin schreibt dieses Portrait vollkommen nüchtern, emotionslos und wertungsfrei. Die 57 relativ kurzen Kapitel erinnern an Tagebucheinträge. Teilweise schreibt Quentin P. von sich selbst auch in der 3. Person. So kommt es dazu, dass man als Leser das Gefühl hat, wirklich in die Gedankenwelt einen Psychopathen einzutauchen. Die eingefügten Skizzen, die kindlich und nur flüchtig hingeworfen erscheinen, runden den Eindruck, dem man von dem Protagonisten hat, ab. Stilistisch ist es kein Meisterwerk, aber gute, nachhaltige und interessante Unterhaltung bietet Joyce Carol Oates auf jeden Fall.

    Mein Fazit: „Zombie“ ist das besonders gezeichnete Portrait eines kranken Kopfes. Einzig die recht kurzen Kapitel haben mich etwas gestört. Es war das erste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe, ich bin neugierig auf weitere geworden.

  • Danke, Marie. Ich bin schon am horten, denn die ME-Ecke gibt auch einiges her. Ich habe Du fehlst, Niagara und Die unsichtbaren Narben. Zorn des Engels ist auch gleich auf die Wunschliste gesprungen.