Über den Autor:
Armistead Maupin, geboren 1944 in Washington, studierte Englisch an der University of North Carolina und arbeitete als Reporter und für eine Nachrichtenagentur. Er schreib für Andy Warhols Zeitung Interview, Die New York Times und die Los Angeles Times. Seine Geschichten aus San Francisco, die „Tales of the City“, schrieb er mehrere Jahre lang für den San Francisco Chronicle. Amistead Maupin lebt in San Francisco.
Zum Inhalt (Amazon):
Achtzehn Jahre haben wir nichts von ihm gehört, aber jetzt ist er wieder da: Michael Tolliver, Maupins Held aus sechs Bänden «Stadtgeschichten». Er hat die achtziger Jahre und das große Aids-Sterben glücklich, wenngleich HIV-positiv, überlebt. Alle vier Stunden erinnert ihn ein lustiger elektronischer Pieper an seinen jeweils forschungsaktuellen Medikamentencocktail sowie an seine Sterblichkeit. In Wahrheit aber ist er lebendiger denn je: Er gärtnert für potente Kunden, fühlt sich endlich wohl in seiner Haut und wohnt zufrieden mit dem 25 Jahre jüngeren Ben in einem selbstrenovierten Häuschen. Er ist, wenn man so will, «angekommen». Da ereilt ihn die Nachricht, dass Anna Madrigal einen Herzanfall erlitten hat und im Koma liegt. Und so versammelt sich, wie es scheint, zum letzten Mal, die alte Truppe aus der Barbary Lane um ihre Übermutter ... Maupin war und ist Kult ein Meister darin, die Absurditäten der menschlichen Existenz so zu schildern, dass sich zum Mitgefühl der Spaß gesellt. Nichts ist ihm fremd, am wenigsten die eigene Schwäche. Willkommen zurück in «San Franciscos Lindenstraße!» (Der Spiegel).
Meine Meinung:
Bin ich froh, dass ich die Stadtgeschichten Band 1-6 erst Anfang diesen Jahres gelesen hebe, denn 18 Jahre warten wäre mir auf jeden Fall viel zu lange gewesen. Allerdings glaube ich nicht, dass nach dem 6. Band eine Fortsetzung geplant war.
Im Gegensatz zu den anderen Büchern, die aus der Sicht eines Erzählers von außen geschrieben wurden, ist dieses in der Ich-Form aus der Sicht von Michael Tolliver geschrieben. Wie er erzählt, wie es ihm in den letzten Jahren ergangen ist, hört sich teilweise etwas weichgespühlt an, aber das wird dadurch wieder wett gemacht, in dem er auch sehr mit sich selbst in die Kritik geht. Außerdem ist Tod und Sterben ein großes Thema, bei dem er nichts beschönigt.
Maupin versteht es auch wieder, aktuelle Themen in seine Geschichte einzubauen, wie zum Beispiel: 9/11 oder die Patientenverfügung. Im Zusammenhang mit Sterbehilfe und Patientenverfügung nennt er Terry Schaivo, die bis 2004 im Wachkoma lag, und die Eltern und der (Geschiedene?) Ehemann sich um die lebensverlängernden Maßnahmen gestritten haben (Zur Erinnerung: Terry Schaivo ist qualvoll verhungert und verdurstet.).
Der Leser wird von Maupin/Tolliver immer mal wieder direkt angesprochen: "Kennt ihr noch...?" "Erinnert ihr euch noch an...?". Für mich machte genau dieses das Buch ganz besonders. Im Laufe der Stadtgeschichten fühlte ich mich wie ein Teil "Familie" der Barbery Lane 28, und es kam mir vor wie ein Wiedertreffen mit alten Freunden.
Mein Fazit:
Fünf von fünf Sternen!