Das Evangelium des Judas von Rodolphe Kasser

  • Teilauszug des Klappentextes:
    Die Einzige bekannte Abschrift…
    1600Jahre lang war das umstrittene Evangelium des Judas verloren, bis es in einer Höhle in der Wüste Ägyptens wieder gefunden wurde. Die National Society liess die antiken Papyrusseiten des Evangeliums genauestens analysieren, um über die Echtheit und das Alter der Schrift absolut sicher zu sein.
    Das Buch präsentiert die erste Veröffentlichung des Evangeliums des Judas der Neuzeit.


    2006 wartete das National Geographic Magazin mit einer Sensation auf, indem es bekannt gab dass Fragmente des „verschollenen“ Judas Evangelium gefunden worden seien. Nun begann das grosse Rätselraten um dieses Evangelium, ob denn das Neue Testament neu geschrieben werden müsste. Ob nun neue Erkenntnisse über das Leben und Sterben von Jesus vorhanden seien.
    Zuerst einmal muss festgestellt werden, dass der Text dieses Evangelium schon länger bekannt war, es angeblich schon seit fast zwanzig Jahren zum Verkauf gestanden hätte und es schliesslich im Jahre 2000 von einer Zürcher Antiquitätenhändlerin erworben wurde. Dies wird im Nachwort des Herausgebers ausführlich beschrieben.


    Was steht denn nun Sensationelles in diesem Evangelium. Zuerst einmal muss man wissen das Es zu den sogenannten „gnostischen“ Schriften gezählt werden muss. „"Gnosis“ (Erkenntnis). Wer mehr über die gnostischen Religionen erfahren, möchte,
    http://de.wikipedia.org/wiki/Gnostizismus


    Nun in diesem Evangelium steht geschrieben, dass Jesus insbesondere mit Judas über überweltliche Geheimnisse gesprochen hat. Er hielt also Judas für einen besonderen Jünger.

    Zitat

    „Wissend, dass Judas etwas Erhabenes wiedergab, sprach Jesus zu ihm ‚Tritt beiseite von den Anderen und ich werde dir die Geheimnisse dieses Reiches offenbaren. Du hast die Möglichkeit, dieses Reich zu erlangen, jedoch wirst du großes Leid erfahren. (…) Sonst muss jemand Anderes deine Aufgabe erfüllen, damit die Zwölf wieder Eins mit ihrem Gott werden können.’ Judas aber sprach zu ihm, ‚Wann wirst du mir diese Dinge offenbaren und wann wird der große Tag des Lichtes über diesem Geschlecht anbrechen?’ Als er aber dies sprach, verließ ihn Jesus.“ (6)
    Judas erfährt von Jesus auch, dass seine Mission des Verrats ihm den Hass der Menschen eintragen werde: „Jesus (…) sprach, ‚Du wirst der Dreizehnte werden und du wirst verflucht werden von den kommenden Generationen – und du wirst kommen, über sie zu
    herrschen. In den letzten Tagen werden sie deine Erhebung (…) in das [Geschlecht] der Heiligen verfluchen.’“

    Jesus lehrt Judas eine komplexe Kosmologie, die wiederum eindeutig gnostische Züge trägt. Vom Verrat hingegen erfährt man nicht mehr viel. Gegen Ende des Textes spricht Jesus zu Judas:

    Zitat

    „’Doch du wirst sie alle übertreffen. Für dich wird der Mann opfern, der mich kleidet.“


    Somit bestimmte Jesus Judas zu dem Jünger, der den Verrat begehen musste, damit die Prophezeiung wahr wurde.
    Das Fragment endet mit einer Schilderung des Verrats:

    Zitat

    Die Hohepriester „traten an Judas heran und sprachen zu ihm, ‚Was tust du hier? Du bist ein Jünger Jesu’. Judas aber antwortete ihnen, wie sie es wünschten. Und er empfing ein wenig Geld und lieferte ihn ihnen aus.“

    Nun folgt eine ausführlich Ausführung des "Codex Tchacos und des Evangelium des Judas" sowie "Die provokative Sicht des Judasevangelium".
    Was bedeutet dies jedoch aus der Sicht des Neuen Testaments. Wir wissen nicht viel mehr wie vorher. Einzig die Gestalt des Judas wird hier in einem anderen Licht dargestellt. Neue Erkenntnisse über das Leben und Sterben von Jesus liefert uns dieses Buch allerdings auch nicht.
    Eine Stelle jedoch finde ich besonders schön erzählt.

    Zitat

    „Eines Tages war er in Judäa (Jesus) bei seinen Jüngern und er fand sie, wie sie versammelt dasassen und sich in Frömmigkeit übten. Als er seinen Jüngern (begegnete), wie sie versammelt dasassen und Dank sag(ten) über dem Brot, lachte er.

    Das zeigt auf, Jesus war ein fröhlicher Mensch, er zeigt menschliche Züge.


    Das Fragment ist natürlich sehr unvollständig und musste von den „Übersetzern“ interpretiert und ergänzt werden, was jedoch immer mit Anmerkungen erläutert wird.


    Für den wer sich mit der Geschichte Jesus beschäftigt sicher ein interessantes Buch, indem der Leser jedoch nie vergessen darf, dass auch dies sehr oft auf Vermutungen basiert.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Vielen Dank, serjena für die interessante Rezi. Das Buch kommt auf meine Wunschliste. Ich habe schon einige gnostische Schriften gelesen.
    Teilweise schwer zu verstehen, aber durchaus interessant. :wink:

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

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