Qiu Xiaolong - Schwarz auf Rot

  • Endlich, seit drei Jahren der erste Urlaub. Oberinspektor Chen nutzt ihn jedoch nicht zur Erholung. Er hat das Angebot erhalten, einen Werbeprospekt ins Englische zu übersetzen. Unternehmer Gu will amerikanische Investoren mit einem renditeträchtigen Großprojekt begeistern. Hinter der Fassade traditioneller Shikumen-Häuser soll für die betuchte neue Mittelschicht eine Shopping-Mall entstehen. Kaum hat er sich jedoch an den lukrativen Auftrag gemacht, geschieht ein Mord. In einem dieser ärmlichen Shikumen-Häuser, in dem zig Familien auf engstem Raum zusammenleben, wird eine Frau am frühen Morgen erstickt. Eigentlich kann der Täter nur einer der Hausbewohner sein, denn das Haus wird nachts abgesperrt, und die ehemalige Rotgardistin Yin war vielen verhaßt. Stutzig wird Chen dann allerdings, als die Parteiobrigkeit auf eine schnelle Lösung des Falls drängt, weil sie politische Turbulenzen befürchtet. Denn wie sich herausstellt, galt die Ermordete als Dissidentin. Sie hat den verfemten Dichter Yang geliebt und nach dessen Tod einen vielbeachteten, aber rasch verbotenen Roman veröffentlicht. Und warum hat der Geheimdienst nach dem Mord das Zimmer der Schriftstellerin durchwühlt? Hauptwachmeister Yu befragt unterdessen die Hausbewohner, die sich jedoch allesamt in Widersprüche verstricken, und der Nachbarschaftspolizist verdächtigt einen nach dem anderen. Inzwischen liest Yus Frau jedoch den Roman der Ermordeten und bringt damit Oberinspektor Chen auf eine literarische Fährte ...
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    Dies ist nun das dritte Buch aus der Chen-Reihe und für mich das beste. Der Kriminalfall ist wieder die Kulisse um eine detaillierte Beschreibung des chinesischen Alltags wiederzugeben. Dabei habe ich jetzt nicht mehr das Gefühl, dass er so sehr einseitig schreibt, sondern alle Personen in ihrer Vielschichtigkeit besser zu ihrem Recht kommen lässt. So beschreibt er toll, wie schnell sich Gefälligkeiten in Verpflichtungen verwandeln, ohne dass großer Druck gemacht werden muss. Für Lyrikfans sind diese Bücher sicher der Hammer, da sie mit vielen Gedichten und Zitaten gespickt sind. Er geht auf die Vergangenheit ein und lässt die Gegenwart vor uns erscheinen. Ein wirklich tolles Buch, welches aber nicht leicht zu lesen ist.