Bertold Brecht: Der gute Mensch von Sezuan

  • Der gute Mensch von Sezuan


    von Bertold Brecht
    Erscheinungsjahr: 1943


    Inhalt
    Das Stück, eine Parabel, zeigt am Einzelfall des Mädchens Shen Te das allgemeine Gesetz dieser Welt auf, dass es unmöglich ist, "gut zu sein und doch zu leben". Drei Götter durchwandern die Welt auf der Suche nach einem guten Menschen. Sie wollen das Gerücht Lügen strafen, wonach die wirtschaftlichen Bedingungen auf Erden zu unerträglich seien, als dass die Menschen die Gebote der Götter zu befolgen vermöchten.


    (Copyright: Siegfried Melchinger, suhrkamp)


    Fazit
    Ein hervorragendes Stück aus der feder Bertold Brechts, welches einfach zu verstehen ist und ein exzellentes Beispiel für Brechts Version des "epischen Theaters", welches das Muster der Aufklärung deutlich infrage stellt. Kann dieses Werk nur jedem empfehlen. Um die Spannung und den Sinn nicht vorwegzunehmen, lasse ich die Intention hier erstmal aus.



    Note

    9/10

  • "Der gute Mensch von Sezuan" -
    war eins der ersten Bücher die ich von Brecht gelesen habe.
    Ich finde es sehr gut zu lesen ( im Gegesatz zum Beispiel zu " Mahagony" in das ich schwerer eingestiegen bin), es regt zum nachdenekn an und macht auf jeden Fall Lust auf weitere Theaterstücke von Brecht.


    Uli

    Ohne eigene Bücher zu sein, ist der Abgrund der Armut, verweile nicht darin.
    -Ruskin-

  • Ich habe dieses Theaterstück auch gelesen; was ich faszinierend daran finde, ist, dass es so "einfach" geschrieben ist, und trotzdem verbirgt sich viel mehr dahinter (soviel ich weiss, ist das bei allen Brecht-Stücken so).
    Die Fragestellung nach den Göttern/Gott ist ja auch heute noch sehr aktuell... Ich finde Brechts Darstellung aber etwas übertrieben. Was denkt ihr darüber?

    Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.

  • Es geht ja nicht nur um die Götter bei Brecht - seine Kritik an der Gesellschaft, gerade auch in dem Stück hier, ist doch viel umfassender als nur eine Religionskritik.


    Und in dem Bereich ist sie nicht übertrieben - sondern in der Tat nach wie vor zutreffend und aktuell. Welche Religion, welcher Gottglauben, vertröstet denn nicht auf die Glückseligkeit im "Jenseits"? Welcher stellt nicht moralische/idealistische Ansprüche an die Menschen - und lässt dabei deren materielle Lage völlig außer acht? Und das meint er doch mit dem ganzen Verhalten der Götter (auch wenn sie unterschiedlich reden - aber vom Schwätzen alleine wird ja auch nix beser) und bezeichnenderweise lässt er sie auf einer rosanen Wolke davonschweben.


    bzgl. der "Einfachheit" der Stücke - die findet sich in der Tat bei vielen. Aber wie sollte das auch anders sein, wo er doch - im Gegensatz zu vielen anderen Autoren - nicht nur für ein "Bildungsbürgertum" schreibt.

    Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
    - Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.

    - Erich Mühsam

  • Brecht bemerkt dazu auch passenderweise gegen Ende des Stückes:


    Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen,
    den Vorhang zu und alle Fragen offen.


    Die Frage, wie eine Gesellschaft funktionieren soll und der einzelne Mensch in ihr ist eben nicht so einfach zu beantworten. Und auch wenn das Stück "einfach" geschreiben ist, so ist doch die Problematik, die Brecht anspricht alles andere als leicht zu beantworten.


    Deswegen schließe ich mich dem Kommentar vorher auch an: ich denke auch nicht, dass die Fragestellung zu übertrieben dargestellt wird. Die Götter machen sich schnell aus dem Staub und lassen Shen Te hilflos zurück. Der Mensch wartet umsonst auf eine Antwort.

  • Eine wunderbare Lektüre, die ich wohl ohne Zwang durch die Schule nie in die Hand genommen hätte. Unter dem Titel habe ich mir weiß Gott was anderes vorgestellt. Umso begeisterter war ich, als ich das Buch (in einem Stück) durchgelesen habe. Das offene Ende, die Liedbeiträge, die Zwischenspiele... Alles hatte Hand und Fuß, und mindestens zwei Deutungen. Ich bin schon richtig traurig, dass ich keine Klausur zu diesem Stück schreibe, und mich nicht in den Interpretationswahn begeben kann. Selten habe ich bei Klassikern die ich lese richtige Emotionsschübe, wie bei diesem Buch. Ich hab mich zwischendurch fürchterlich über diese Schmarotzer aufgeregt, die nichts besseres im Sinn haben, als andere Leute in die Pfanne zu hauen. Fazit: Ich bin hin und weg :thumleft:

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.