Heinz Strunk - Fleisch ist mein Gemüse

  • Inhalt:
    Heinz spielt, bekleidet in einem pinken Anzug, in einer Band namens "Tiffanys" - dass das jedoch alles andere bedeutet als Sex, Drugs and Rock'n'Roll weiß man als Leser schon nach wenigen Seiten. Die einzige Droge die Heinz konsumiert ist Alkohol, und zwar nicht wenig. Aber warum auch nicht, er ist zu Anfang des Buches 23, hat weder Arbeit (außer Bläser in einer Band), noch Verpflichtungen. Und so erfährt der Leser das triste Leben des Heinz Strunk, im Zeitraum von 1985 bis 1997, welches gezeichnet ist von Auftritten auf vielen Schützenfesten, Selbstbefriedigung und daddeln am Spielautomaten.


    Aufbau:
    Das Buch ist gegliedert in Jahre, mit mehreren, mal kürzeren mal längeren Episoden aus dem jeweiligen Jahr.
    Man möchte meinen, dass in einem Zeitraum von 12 Jahren einiges passiert, aber außer dass seine Mutter gestorben und seine Pickel verschwunden sind ändert sich für Heinz in dieser Zeit nicht viel.


    Eigene Meinung:
    Heinz Strunk soll alles in diesem Buch selbst erlebt haben - wenn man das im Hinterkopf hat ist das Buch eher traurig als amüsant zu lesen, denn es ist schade, wie man seine besten Jahre so verschleudern kann.
    Weiß man das nicht, hat man sicher dennoch Mitleid mit diesem armen hässlichen einsamen Kauz, den niemand will, außer wegen seiner Fähigkeiten als Saxophonist.
    Dennoch war das Buch schnell durchgelesen, und ist mit leichter Lektüre wie "Dorfpunks" von Rocko Schamoni vergleichbar, manchmal gibt es einen absoluten Lacher, ansonsten schüttelt man nur den Kopf über solch ein Leben.
    Hineinversetzen in Heinz Lage konnte ich mich allerdings nicht, was vielleicht auch daran liegen kann, dass ich 1986 erst geboren wurde und demnach alles viel weniger Bewusst wahr genommen habe als er.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Ich habe "Fleisch ist mein Gemüse" vor ca. 2 Jahren gelesen und mir hat es gut gefallen. Ich konnte mich gut in Heinz hineinversetzen, weil ich solche Typen wie ihn in meiner Jugend kennengelernt habe. Ich stamme auch aus einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide und eben solche Bands wie in dem Buch beschrieben haben bei jedem "Bauernschubsen" (Tanzen) gespielt. Ich fand die Geschichte teilweise sehr lustig aber zum größten Teil eher traurig ... der Typ lässt sich ganz schön hängen und hat es echt nicht einfach. Und manchmal ist es auch nur eklig (z.B. die Blähungen auf der Bühne *iiiiihhh*) ... Wer in den 60/70ern geboren wurde und aus Niedersachsen/Schleswig Holstein stammt, erkennt in dem Buch bestimmt die eine oder anderen Party auf dem Schützenzelt wieder :wink:


    "Fleisch ist mein Gemüse" ist im wahrsten Sinne des Wortes "Geschmacksache" :-,

  • Ich habe das Buch nun auch gelesen.
    Ich fand die Art, wie es geschrieben ist, sehr unterhaltsam. Gut gefallen hat mir das Einbinden von Liedertexten. Dabei natürlich - schließlich erzählt Strunk ja von seiner Zeit in einer Tanzkapelle - jede Menge deutscher Schlager, die man von Dorffesten (oder sonstwoher) kennt. Zumindest die meisten.
    Die Geschichte selbst ist tragisch, wird aber immer mit einem Augenzwinkern erzählt, sodass man bei vielen Ereignissen, die streng genommen wirklich nicht lustig wären, einfach lachen muss. Ich finde es toll, wie dies dem Autor gelingt, zumal er ja aus seinem eigenen Leben erzählt. Dieses ist wirklich nicht immer einfach, da Strunk eine Außenseiterposition inne hat, aus der er sich nicht befreien kann. Hinzu kommt noch seine kranke Mutter, die nicht nur physisch, sonder auch psychisch extrem labil und auf Hilfe angewiesen ist...
    Das Buch hat meiner Meinung nach seine ganz eigene Art. Es ist auf den ersten Blick lustig, auf den zweiten traurig - und obwohl rein von der Handlung her gar nicht so viel passiert, will man immer wissen, wie es weitergeht.
    Mir hat es sehr gut gefallen. :)

  • Mir hat es auch recht gut gefallen, manchmal ein bisschen ermüdend, weil die Geschichte jetzt nicht wirklich der Kracher ist, sondern eher - wie für eine Autobiografie nicht anders zu erwarten- eine Aneinanderreihung von Erlebtem. Dafür kann der Sprachwitz überzeugen. Überdies entbehrt das Buch nicht aufgrund der autobiografischen Züge einer gewissen Tragik. Ich habe es gerne gelesen, weil es einfach mal was ganz anderes ist.

    :study: Siegfried Lenz - Schweigeminute




    "Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

  • Das Buch habe ich gestern in einem Rutsch gelesen und fand es echt klasse. :thumleft:
    Sehr unterhaltsam, sehr lustig geschrieben und ein Protagonist der einem schon fast leid tun kann. Nicht zuletzt vorallem wegen seinem Aussehen (davon erfährt man im Buch detailgetreu alles :D ). Trotz der etwas abgedrehten Art, war mir Heinz sofort symphatisch.
    Eine richtige Handlung hat das Buch allerdings nicht. Es wird vom "Mucke machen" in dem Zeitraum von 1985 bis 1997 erzählt und was Heinz dabei so alles erlebt. Dies ist aber keineswegs langweilig, sondern humorvoll und lustig erzählt, so dass man gerne wissen möchte wie es weiter geht. :thumleft:
    Die Einbindung der Schlagertexte hat dem Buch noch einmal eine besondere Note Humor gegeben.
    Und ich habe feststellen müssen, dass ich mich erstaunlich gut bei Schlagern auskenne. Ich habe alle Lieder gekannt (und innerlich vor mich hin gesungen) :uups:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Inhalt:

    Wie es ist, in Harburg aufzuwachsen, das weiß Heinz Strunk genau. Harburg, nicht Hamburg. Mitte der 80er ist Heinz volljährig und hat immer noch Akne, immer noch keinen Job, immer noch keinen Sex. Doch dann wird er Bläser bei Tiffanys, einer Showband, die auf den Schützenfesten zwischen Elbe und Lüneburger Heide bald zu den größten gehört. Aber auch das Musikerleben hat seine Schattenseiten: traurige Gaststars, heillose Frauengeschichten, sehr fettes Essen und Hochzeitsgesellschaften, die immer nur eins hören wollen: „An der Nordseeküste“ von Klaus und Klaus.


    Rezi: :bewertung1von5:

    Mehr erwartet, bei der Hälfte abgebrochen


    Laut den vorliegenden Rezensionen habe ich mir dieses Buch schenken lassen, weil ich es mir interessant und witzig vorstellte.


    Leider war es für mich nur zäh und langweilig. Es passiert ganz selten, dass ich ein Buch abbreche. „Fleisch ist mein Gemüse“ hier ist allerdings so eines. Ab der Hälfte habe ich seitenweise weiter geblättert, etwas gelesen, und wieder viele Seiten übersprungen. Die letzten paar Seiten habe ich wieder gelesen und nicht das Gefühl gehabt, dass mir etwas entgangen ist.


    Grundsätzlich erzählt der Autor ständig das Gleiche. Und das nicht einmal überzeugend witzig. Von einem Tanzabend zum nächsten, Alkohol, Glückspiel, keine Frauen, Gesicht mit Pickel, Mutter der es gesundheitlich immer schlechter geht, bis sie am Ende stirbt, Tagesablauf zum Kaputtmachen. Tja, das war es dann auch schon.


    Wird das ganze Buch dafür verwendet zu beschreiben wie es bei dieser einen Tanzkapelle ablief, so war das Ende im Schnellverfahren erzählt. Innerhalb einiger Seiten trennt er sich von der Gruppe, Mutter stirbt, er zieht um und aus.


    Dazu passt noch nicht einmal das Cover. Schade, für mich enttäuschend.

    2024 - bis Ende März :study: : 22

    2023 - 100 gelesene Bücher :applause:

    2022 - 84 gelesene Bücher

    2021 - 88 gelesene Bücher

    2020 - 64 gelesene Bücher

    2019 - 65 gelesene Bücher

    2018 - 61 gelesene Bücher


  • ### Inhalt ###
    Heinz Strunk erzählt in diesem Roman von seinem Leben als Saxophonist in der Band Tiffanys. Auf 256 Seiten umspannt das Geschehen einen Zeitraum von 12 Jahren von 1985 bis 1997, welcher den Beginn und das Ende seiner Mitgliedschaft in dieser Band markiert. Ort des Geschehens ist Hamburg-Harburg sowie die kleinen ländlichen Dörfer um Hamburg herum, wo die Tanzmusikveranstaltungen stattfinden.


    ### Meinung ###
    Strunk berichtet von dieser Zeit anekdotisch von verschiedenen Ereignissen und Lebensumständen. Von dem gemeinsamen Leben mit seiner Mutter in einem "Zwergenhaus" in Hamburg-Harburg. Später versucht sich seine Mutter umzubringen, weil sie depressiv ist. Er berichtet von seinen Schwierigkeiten mit dem anderen Geschlecht aufgrund seiner massiven Akne, von den Bandauftritten zu Hochzeiten oder Schützenfesten in den diversen Landgasthöfen. Von seiner Spielsucht, die ihn viel Geld in Spielhallenautomaten versenken lässt. Auch ein Gefühl der Trauer, sein Leben zu verschwenden und nicht richtig zu leben, weht durch den Text.
    Ich selber bin auch in dieser Gegend aufgewachsen und wohne auch heute noch in Hamburg, von daher kenne ich die Orte, von denen er erzählt. Auch die Schützenfeste auf den Dörfern kenne ich aus eigener Erfahrung. Die geschilderte Atmosphäre und das Lebensgefühl an diesen Orten und in dieser Zeit, kann ich gut nachvollziehen. Er erzählt immer handfest und schonugslos offen und auch oft zum Schießen komisch. Die aufreizenden "Biester" (Frauen), die sich nicht mit ihm abgeben wollen, zwingen ihn zum Beispiel zu regelmäßigen "Entsaftungen" zu allen möglichen Uhrzeiten und Orten. Ich habe mich weggeschmissen als er von seiner fiktiven persönlichen Horrorvorstellung berichtet wie er als 80 jähriger immer noch in seinem Zwergenhaus wohnt und dort dann seinen langweiligen eigenbrötlerischen Tagesritualen nachgeht (S. 202). Oder die Schilderung eines Auftritts bei einer Hochzeit, wo er in eine "Pupshysterie" verfällt, die seine Bandkollegen und die Hochzeitsgäste ganz und gar nicht komisch finden haben mit tatsächlich diverse Lacher entlockt. Am Ende zieht Strunk ein Fazit dieser Zeit. Er ist froh, dass diese Zeit vorbei ist. Teilweise blickt er auch mit Wehmut zurück. Noch oft sucht er im Internet nach den damaligen alten Bands und natürlich nach Tifannys, die auch nach seinem Ausscheiden mit anderer Besetzung noch weiter existiert hat.


    ### Fazit ###
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:
    Ich empfehle den Roman aufgrund der humorvollen Schreibe und für Leser mit einem Bezug zum ländlichen Norden und den 80er/90er Jahren.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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