Louise Anderson - Drum schütze, was du liebst

  • Ich weiß nicht, warum der Goldmann Verlag darauf so versessen ist, fast alle englischen Krimis mit "drum" oder "denn" zu beginnen, auf jeden Fall ist der Originaltitel "Perception of Death" wesentlich aussagekräftiger.


    Louise Anderson, geboren 1966. Glasgowerin, die aber lange in den USA gelebt hat, hat mit diesem Erstlingswerk "ein viel versprechendes Debüt" geschaffen.


    Es geht um Erin, eine Anwältin, Fachanwältin für Schadenserstzklagen, deren Tag katastrophal beginnt und auch endet.
    Es kommt alles zusammen, ihren Freund erwischt sie mit einer anderen Frau im Bett und schlägt ihn nieder, ihre Schwester ist verschwunden, so dass sie sich um ihren Neffen kümmern muss, so dass sie wichtige Termine verpasst und am Ende des Tages verliert sie noch ihre Teilhabe an der Kanzlei.
    So weit, so gut, eben ein turbulenter Anfang.


    Es geht hier um Fassaden, Fassaden einer altehrwürdigen schottischen Familie, die die große Kanzlei gegründet haben, die aber Risse hat. Der Vater hatte einen Schhlaganfall, der Bruder ist eine Boheme, die Schwester säuft und kifft,die Mutter ist herrschsüchtig, und der andere Bruder hat sich vor 10 Jahren umgebracht.


    Erin selbst hat auch viele Risse in ihrer Fassade, sie ist nicht so tough, wie sie tut, ganz im Gegenteil, sie ist verletzlich, lässt niemanden an sich heran, sie spielt die coole Karrierefrau, die sie aber nicht ist.


    So langsam entwickelt Anderson,warum dies alles so ist, über allem und allen schwebt der tote Bruder, der sie als Kind gequält hat, und dem nachgesagt wird, eventuell ein Massenmörder zu sein.


    Erin erfährt nach und nach, dass mehrere Morde an jungen Frauen nach gleichem Muster passiert sind, dass sie von der Polizei seit einem Jahr überwacht wird, dass der nette Nachbar nebenan ein Reporter und ehemaliger Polizist ist, der auf sie angesetzt wurde.


    Immer wieder der tote Bruder.....


    Mehr sag ich nun nicht, da ich sonst zu viel verriete.



    Das Buch ist insgesamt sehr spannend, wenn mir auch zu wenig englisch und zu viel amerikanisch, d.h. es gibt manchmal zu viel Tempo (Action), zu wenig Tiefgründiges und die Motivlage ist auch nicht immer klar.
    Erin hat mich sehr an Kinsey Millhone von Sue Grafton erinnert, Erin und ihre wechselhaften Gefühlslagen stehen doch zu sehr im Vordergrund


    Es fehlt dem Buch an Lokalkolorit, es hätte genauso in Hamburg oder New York spielen können, vielleicht wird ihr nächstes Buch besser.


    Insgesamt ***