Gernot Wolfgruber "Herrenjahre"

  • Der Autor:
    Gernot Wolfgruber wurde am 20. Dezember 1944 in Gmünd in Niederösterreich geboren. Nach der Hauptschule wurde er Lehrling und Hilfsarbeiter in verschiedenen Berufen, danach Programmierer. Er stammt aus ärmsten Verhältnissen, besucht neben der Arbeit eine Abendschule, holt so auf dem zweiten Bildungsweg die Matura nach und studiert anschließend Publizistik und Politologie. Er lebt heute als freier Schriftsteller in Wien.


    Das Buch:
    Roman mit autobiografischen Zügen! Der Österreicher Gernot Wolfgruber erzählt aus dem Leben des Arbeiters Bruno Melzer: Seinen Lehrjahren wollen keine Herrenjahre folgen. Stattdessen ist Brunos Arbeitsalltag geprägt von erdrückender Monotonie.
    Als eine ''schiache'' Zufallsbekanntschaft ein Kind von ihm erwartet, verliert er schließlich den letzten Rest an persönlicher Freiheit.


    Meine Meinung:
    "Herrenjahre" war eines meiner Lesehighlights des heurigen Jahres! Dachte ich nach 60 Seiten noch, dass ich das Buch nicht bis zum Schluß durchhalte, wurde es ab Seite 90 eines meiner Top 10.


    Der trostlose Alltag Bruno Melzers ist in erster Linie deshalb so depremierend, weil er auf erschreckende Art und Weise dem (klischeehaften) Alltag der (österreichischen?) Arbeiterklasse entspricht. Und doch hat Melzer es schon besonders schlimm erwischt. Irgendwie hat mich seine Geschichte an Josef Roths "Hiob" erinnert.


    Auch wenn Melzer nicht besonders sympathisch ist, wünscht man sich als LeserIn doch, dass er einmal in seinem Leben Glück hat, denn man weiß ja, dass er nur in einem anerzogenen Muster gefangen ist. Doch:



    Er versucht, sein Leben durch Seitensprünge und freitägliche "Herrenabende" ein bisschen aufzupeppen, doch die Monotonie holt ihn immer wieder ein.


    Die Sprache Wolfgrubers ähnelt eigentlich mehr der gesprochenen, denn der geschriebenen, was ein bisschen an Wolf Haas erinnert und die Geschichte noch zugänglicher macht.


    Alles in allem ein tolles Buch, das ich jedem Menschen nur ans Herz legen kann!


    Lg
    Susannah

  • Zitat

    Original von Susannah
    Die Sprache Wolfgrubers ähnelt eigentlich mehr der gesprochenen, denn der geschriebenen, was ein bisschen an Wolf Haas erinnert und die Geschichte noch zugänglicher macht.


    Auch für Nicht-Österreicher?
    (Nach Deiner Rezension interessiert mich das Buch nämlich.)


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich denke schon, dass es auch für Nicht-ÖsterreicherInnen interessant zu lesen sein müßte, Marie. Wolfgruber schreibt nicht nicht im Dialekt, und solltest du auf ein "Vokabel" stoßen, das dir nicht geläufig ist, kannst du dich ja vertrauensvoll an die Österreicher hier im Forum wenden. :)


    Lg
    Susannah