Frank Tallis - Die Liebermann-Papiere

  • Inhalt:
    Mord, Dekadenz und Geisterbeschwörung: ein Krimi aus dem Wien der Jahrhundertwende.Wien, Anfang des 19. Jahrhunderts: Der Tod des jungen Mediums Charlotte Löwenstein gibt Rätsel auf. Es gibt keine Spuren von Gewalt, ein Abschiedsbrief deutet auf Selbstmord hin. Der Polizist Reinhardt glaubt weder daran noch an übersinnliche Kräfte und bittet den jungen Arzt und Psychoanalytiker Max Liebermann um Hilfe. Der ist bekannt für seinen kühlen Verstand. Und für seine unkonventionellen Methoden ..
    Premiere eines ungewöhnlichen Detektivs: der Psychoanalytiker Max Liebermann auf der Suche nach dem Mörder.


    Autor:
    Frank Tallis ist Schriftsteller und praktizierender klinischer Psychologe. Frank Tallis lebt in London.


    Meine Meinung:
    Die „Liebermann-Papiere“ sind der Auftakt für eine Trilogie um den Psychoanalytiker Max Liebermann. Schon im ersten Buch dieser Trilogie merkt man, dass der Autor durchaus weiß worüber er schreibt, dass liegt sicher an seinem eigenen beruflichen Hintergrund. Ist er doch praktizierender klinischer Psychologe. Zudem hat er es geschafft einen ganz netten Kriminalroman zu schreiben. Das Buch ist grundsolide geschrieben und enthält auch die Zutaten, die ein Krimi nun einmal braucht. Trotzdem wirkt es für mich an einigen Stellen einfach zu routiniert. Es hebt sich nicht aus der Krimi-Masse heraus. Es ist ein Krimi wie viele andere auch. Das Buch spielt um die Zeit von 1902, aber es hätte auch zu jeder anderen Zeit spielen können. Der Autor geht leider nicht sehr intensiv auf die damalige Zeit ein; nur in einigen Szenenbeschreibungen wird der Leser mit damaligen Zeit konfrontiert.
    Der Schluss des Buches ist ganz ordentlich ohne jedoch den Leser aus dem Sessel zu reißen. Man ist nicht enttäuscht, aber auch nicht unbedingt euphorisch. Das Buch liest sich sehr schnell und man kann die 507 Seiten schnell auf der Habenseite des Lesekontos verbuchen.
    Mehr als ein „befriedigend“ ist leider nicht drin.

  • Ich kann mich der Meinung von Volaire nicht ganz anschließen.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, insbesonders diese kleinen, feinen Beschreibungen des Wien der Jahrhundertwende. In vielen Kapiteln lässt der Autor die Atmospäre von damals einfließen und wenn man - so wie ich - Wien kennt, ist es wirklich interessant. Außerdem sind die Schwierigkeiten der frühen Psychoanalytik und auch die Arbeit der Polizei sehr gut dargestellt.
    Der Kriminalfall selbst ist nicht besonders spannend, aber durchaus lesenswert, da der Autor mehrere potentielle Mörder liefert und erst am Schluss die Aufklärung erfolgt.
    Die Figuren sind sehr realistisch und auch sympatisch beschreiben - da es sich um eine Trilogie handelt, werde ich auch die weiteren Bücher lesen.

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Ich schließe mich Gabi an, ich fand die Krimireihe von Frank Tallis super, endlich mal wieder ein intelligenter Kriminalroman. Die Figuren, die im ersten Teil angelegt werden Inspektor Reinhard, die Familie von Max Liebermann, sein Freund Stefan Krumm, Miss Lydgate und nicht zu vergessen Freud bewegen sich stringend durch die Triologie hindurch und sie entwickeln sich. Ich fand den Krimi super spannend, weil die Plätze in Wien kenne, das macht sehr viel aus. Der Autor vermittelt sehr gut, was dass für eine aufregende Zeit das war zwischen Aufbruch, Entdeckertum, die Leute waren sehr modern und probierfreudig und dann wieder rum das noch herrschende Kaiserreich. Der Autor schafft es in der Triologie, die Atmosphäre von damals sehr gut aufleben zu lassen. Ich konnte mir das Wien um die Jahrhundertwende wunderbar vorstellen und bin darin richtig versunken.
    Ein Buch, dass ich sehr empfehlen kann, vor allem Leute die Wien kennen, sollten sich die Triologie nicht entgehen lassen.
    Gruß Anke :winken:


    :flower: "Wenn Du einen Umweg gehst, findet Dein Leben trotzdem statt. Keine Zeit ist verloren!" Frank Schätzing `Der Schwarm´