Jakob Hein - Herr Jensen steigt aus

  • Herr Jensen steigt aus – Jakob Hein


    Aus der Amazon.de-Redaktion (kopiert)
    Das Aussteigen ist Herrn Jensens Problem nicht. Eher schon, dass er noch nie ins Leben eingestiegen ist: Studium abgebrochen, keine Freunde, keine Interessen, noch nie Sex mit einer Frau gehabt, Kontakt zu den Eltern aufs Minimum reduziert. Mit dieser traurigen und lebensfremden Gestalt möchte Jakob Hein seinen ersten fiktiven Roman bestreiten, nachdem seine bisherigen drei Bücher stark autobiographisch geprägt waren. Selbst eine gewisse Arbeitsfreude, als Postbote, kommt Herrn Jensen, der schon als Kind keinen Vornamen gehabt zu haben scheint, schließlich auch noch abhanden, weil ihm gekündigt wird.



    Die Welt, das Leben in der zivilisierten Welt, die Menschheit, das Leben mit Menschen und unter Menschen, dass das alles nicht mehr in Ordnung ist, ist bekannt und ein Problem des Kapitalismus und der Individuation. Und dies ist ein Roman, der mir dies auf 130 Seiten platt unter die Nase reibt. Es wird weder von witzigen Gedanken, Ironie oder von einer begabten Sprache getragen, einzig seicht und flach plätschert es dahin. Fazit, Gott sei dank war dieses Buch aus der Bücherei, denn jeder Euro dafür wäre meiner Meinung nach vergeben …

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    Herr Jensen steigt aus – Jakob Hein


    Und dies ist ein Roman, der mir dies auf 130 Seiten platt unter die Nase reibt. Es wird weder von witzigen Gedanken, Ironie oder von einer begabten Sprache getragen, einzig seicht und flach plätschert es dahin. Fazit, Gott sei dank war dieses Buch aus der Bücherei, denn jeder Euro dafür wäre meiner Meinung nach vergeben … [/COLOR]


    Herzlichen Dank für diese Rezi. Ich war schon drauf und dran das Buch zu kaufen. Das werde ich jetzt tunlichst unterlassen. Hab auch schon von anderer Seite "so aus den Augenwinkeln" mitbekommen, dass dieses Buch nicht unbedingt der Hit ist.

  • Also ich muss sagen , dass ich dieses Buch an einem Tag durch hatte und total genial finde!!!
    Ich kann deiner meinung kaum verstehen. Ich musste immer wieder laut lachen und war sehr begeistert, jetzt gehört es zu meinen Lieblingsbüchern.
    Und die Sprache ist meiner Meinung nach sehr symbolisch.
    lg
    shia 8)

    Ich :study:
    J.M.Coetzee - Das Leben der Tiere
    Erzählungen von Franz Kafka
    Gedichte von Allen Ginsberg und Cummings

  • Ich finde es immer schwer Eindrücke von einem Buch nieder zu schreiben, die man beim Lesen entwickelt, Abneigung oder Begeisterung, und dann anderen Menschen mitzuteilen, ohne dass man zu viel über ein Buch preisgibt.
    Aber jetzt in Anlehnung auf Irving wird mir eins ganz bewusst: Also das Buch hat 130 Seiten und eine Zeitspanne von ca. 2 Jahren. Herr Jensen ist zu Beginn ein sehr träger ja fauler Mensch, er liebt die Gewohnheit und seinen immer wiederkehrenden Rhythmus. Ohne ersichtlichen Grund, Aufzeichnung von Talksendungen, entwickelt er Elan und bleibt bis tief in die Nacht auf. Macht Niederschriften, Statistiken und steckt voll in seiner Arbeit. Nächster Schritt, er steigt aus der Gesellschaft aus, wirft den Fernseher aus dem Fenster und demonstriert. Dies vollzieht sich alles ohne irgendeine Entwicklung, oder Aha-Effekt. Die Figur ist unglaubwürdig, nicht nachvollziehbar, eigentlich sind es drei Personen.
    Irving hat auch sehr außergewöhnliche Figuren aber alle nachvollziehbar und stimmig.


    Die Zeitspanne und die innere Entwicklung der Figur kommen auf 130 Seiten zu kurz, es ist nicht fassbar, und dadurch wirkt das ganze Werk platt.

  • Hallo!


    Ich habe das Buch heut gelesen und fand es unglaublich kurzweilig und lustig, aber auch bedrückend.
    Herr Jensen ist mir von seiner Art her sehr nah. Ein Mensch der denkt hinter allen müsste was größeres stecken und nur er kann das finden. Realitätfremd baut er seine eigenen logischen Gedankenketten auf und gibt damit einen neuen Blick auf seine Situation, die leider so "normal" in Deutschland geworden ist.
    Gleichzeitig arbeitet Hein mit einem klaren Humor, der frei lachen lässt über Dinge die eigentlich traurig sind.


    Ich habe mir das Buch nur ausgeliehen, werde es aber vermutlich für mein Regal nachkaufen.


    Grüße, gluttony

  • Habe mir das Buch aus der Bibliothek geliehen. Es war ganz nett, aber nichts besonderes. Nach Hape Kerkerlings Loblied bei Elke Heidernreich hätte ich mehr erwartet. Einige Stellen waren durchaus zum schmunzeln, aber im Ganzen, bin ich froh, dass es nur geliehen und nicht gekauft war.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • So, und mittlerweile habe ich mir das Buch dann auch zugelegt und gelesen.
    Ich finde das Thema ganz interessant und hatte große Erwartungen an das Buch. Diese wurden leider etwas enttäuscht.
    Zeitweise fand ich die Geschichte langweilig erzählt und ich war einmal drauf und dran das Buch abzubrechen.
    Dieses Buch hat von mir nur 2 Sterne bekommen, weil ich den Schreibstil langweilig und die Geschichte wenig ausgebaut und fesselnd fand.


    Tweety

  • Jemand hat für die Geschichte schon das Wort platt verwandt. Ich finde das auch die passende Bewertung. Diese Plattheit hat mir aber auch Unbehagen verursacht. Die Geschichte von Herrn Jensen ist zwar platt aber auch für viele absolute Realität. Diese Realität ist vielleicht schon der Nachbar nebenan.


    Literarisch gesehen, hätte ich mir auch mehr gewünscht als 130 Seiten. Aber vielleicht braucht ein leeres Leben auch nur noch 130 Seiten, weil nichts mehr passiert.

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.

  • Kurzweiliges Leseverngügen, mir hat es total gefallen! Ich fand die Person glaubwürdig- einfach daheim sitzen und die Decke über den Kopf- solche Tage kenne ich auch :mrgreen: Es passiert nicht viel- davon aber eine ganze Menge.


    Hat mich übrigens sehr an Herrn Lehmann erinnert :D

  • Ihr werdet es nicht glauben, aber Jakob Heins "Herr Jensen steigt aus", wird in einer Literaturgeschichte zur dt. Gegenwartsliteratur erwähnt, neben 3-4 anderen Werken zum Thema "Arbeit". Mich erinnerte der Plot sofort an eine der Kurzgeschichten aus Daniel Kehlmanns Erzählband "Unter der Sonne" --> Abgekupfert ???

    Ich poste nun nach der Rezension und 9 Kommentaren etwas über den Autor, wenn´s recht ist ?! (Nicht einmal im Traum wäre ich nämlich darauf gekommen, dass die Minimalstinfo auf dem Buchcover "Jakob Hein lebt als Arzt mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Berlin." tatsächlich ergänzungsbedürftig ist - leider hier nur mithilfe von Wikipedia... Sorry!)


    Jakob Hein wurde 1971 als zweiter Sohn des Schriftstellers Christoph Hein und der Filmregisseurin Christiane Hein in Leipzig geboren. Er besuchte die Spezialschule für Mathematik Heinrich Hertz in Berlin, die er 1990 mit dem Abitur abschloss. Hein studierte Medizin in Berlin, Stockholm und Boston, und promovierte im Jahr 2000 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit The specific disorder of arithmetical skills.
    Von 1998 bis 2011 war er Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Berliner Universitätskrankenhaus Charité. Seit 2011 arbeitet er als niedergelassener Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie für Psychiatrie und Psychotherapie in der Berliner Torstraße
    Hein schloss sich 1998 der im Kaffee Burger regelmäßig auftretenden Berliner Lesebühne Reformbühne Heim & Welt an und erprobte sich am Mikrofon zusammen mit anderen Kollegen (z. B. Wladimir Kaminer) an Vortragsformen zwischen Slam-Poetry, Stand-up Comedy und Autorenlesung. Diese Entstehungsgeschichte ist besonders seinen ersten beiden Büchern anzumerken: Heins Geschichten sind oft kurz, voller Witz und befassen sich auch mit ganz alltäglichen Themen.
    Nach seinen vielbeachteten Büchern "Mein erstes T-Shirt" und "Formen menschlichen Zusammenlebens" erschien von ihm zuletzt sein autobiographisches Familienporträt "Vielleicht ist es sogar schön".