Edith Hahn Beer - Ich ging durchs Feuer und brannte nicht

  • Während die junge Studentin Edith in Wien studiert, ergreifen dort im Jahr 1938 die Nazis die Macht. Die lebenslustige und begabte Jüdin begibt sich trotz aller Drohungen und Warnungen nicht auf die Flucht, denn ihre große Liebe Joseph Rosenfeld möchte die Stadt unter keinen Umständen verlassen. Er selbst setzt sich im Laufe der Zeit nicht so sehr für sie ein, wie sie es sich gewünscht hätte.
    Doch Edith gelingt es, ihre wahre Identität zu verstecken.
    1942, Edith nennt sich seit Jahren „Grete Denner“, trifft sie auf den überzeugten Nazi Werner Vetter, der sich Hals über Kopf in sie verliebt und sie heiraten möchte – auch dann noch, als Edith ihm gesteht, Jüdin zu sein. Trotz der Heirat ist für Edith die Gefahr noch lange nicht vorbei, denn noch immer kann sie ihre scheinbar „arische Abstammung“ nicht vollständig belegen...



    Als Ergänzung des Klappentextes wird das Buch folgendermaßen beschrieben:


    Zitat

    Eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer Zeit, in der die Menschen sich – mit tödlicher Konsequenz- entscheiden mussten: Für Liebe oder Verrat, Freundschaft oder Feigheit, Hilfsbereitschaft oder Gleichgültigkeit.



    Obwohl dieser Text doch relativ schwülstig klingt, trifft er meiner Meinung nach den Kern dieses Buches ganz genau. Allein die Vorstellung, von heute auf morgen aus dem bisher sicher geglaubten Leben gerissen zu werden, alle Träume verflüchtigen sich, alles wird in Frage gestellt...


    Edith muss ihr Studium abbrechen, ihr große Liebe entpuppt sich nicht als der erhoffe Rückhalt und ihre Familie ist bereits ausgewandert. Gleichzeitig wird Edith zur stillen Beobachterin der familiären und gesellschaftlichen Schicksale in ihrem Umfeld, bald ist sie nur noch froh, noch am Leben zu sein. Ihre Lebensgeschichte wird mit viel Gefühl erzählt, allerdings ohne ins Kitschige abzurutschen, vielmehr ist es vielleicht ein Schicksal, das sie zu dieser Zeit mit vielen Menschen teilte – was ihr auch durchaus bewusst ist.



    Ich ging durchs Feuer und brannte nicht gehört zu einer Reihe ganz besonderer Biographien, die eine Stimmung erzeugen, die sehr schwer zu beschreiben ist.
    Und für alle, die sich trotz der detaillierten Ausführungen der Autorin noch ein konkreteres Bild machen wollen, sind einige Schwarz-Weiß-Fotos im Buch enthalten, die Edith beispielsweise gemeinsam mit ihrer Familie vor der Machtergreifung zeigen.
    Ich besitze nicht die unten angezeigte Ausgabe, sondern die gebundene Ausgabe von Bertelsmann, sie zeigt auf dem Cover Edith als Studentin und ist in dunklem rot gehalten.



    Dieses Buch habe ich vor Jahren geschenkt bekommen, und ich kann es jedem nur empfehlen, der sich für das dritte Reich und die persönlichen Schicksale während dieser Zeit interessiert.


    Gruß
    Wilaja

  • Ich habe das Buch bereits 2001 gelesen und es hat mir damals sehr gut gefallen. Nach Deiner Rezi jetzt werde ich es demnächst bestimmt mal wieder lesen. Danke für die Vorstellung :flower:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Wilaja,
    vielen Dank für diese tolle Rezi. :thumright: Da wandert doch gleich noch ein Buch auf meine Wunschliste!

    Grüßle


    Andrea


    Nichts ist gerechter verteilt als die Intelligenz. Jeder glaubt, er habe genug davon. - René Descartes



    Ich lese gerade:
    Owen Meany von John Irving