Edwin A. Abbott: Flächenland / Flatland: A Romance of Many Dimensions

  • Der Roman "Flatland" erschien erstmals 1880, und war der einzige größere literarische Erfolg des Autor, der von Beruf Lehrer und Pädagoge war. "Flatland" ist ein fiktives zweidimensionales Land, dessen Bewohner Linien, Dreiecke und Vielecke sind. Zwar hat das Buch teils mathematische Anklänge, doch dies steht nicht im Vordergrund: Abbott hat zwei andere Hauptthemen - er übt harsche Kritik am viktorianischen Gesellschaftssystem indem er es überspitzt in sein flatland überträgt. Hier sind Frauen völlig rechtelose Wesen, als Linien sogar gefährlich für die Männer und die gesellschaftliche Stellung der Männer bemisst sich allein an der Regelmäßigkeit und der Eckenanzahl. Ein gleichschenkliges Dreieck mit einer sehr spitzen Winkel dient nur als Anschauungsmaterial in der Schule, dem man aus Kostengründen am besten das Essen vorenthält, ein Kreis dagegen gehört zur angesehen Kaste der Priester. Abbott zweites Anliegen betrifft Intoleranz und Offenheit- am Beispiel des zunächst "ignoranten" A. Square, der einer dreidimensionalen Sphäre begegnet, ihr aber die Existenz der dritten Dimension nicht glaubt, bis er sie mit eigenen Augen sieht,



    versucht Abbott seine Leser mit dem Gedanken eine vierten Dimension anzufreunden - und das Jahre vor von Raum-Zeit gesprochen wurde und fast ein Jahrhundert vor der Stringtheorie.


    Meine Meinung: Das Buch hat leicht belehrende Tendenzen, die mich nicht gestört haben, Abbott verpackt seine Kritik an uns und unserer Welt geschickt in seine formale Welt. Auch wenn das Buch wegen seines mathematischen Hintergrunds sicher nicht jedermanns Geschmack ist, so macht es doch Spass, über eine zweidimensionale Welt und ihre Probleme nachzudenken, oder gar über "lineland" und "pointland", die ebenfalls auftauchen. Deswegen von meiner Seite eine Empfehlung :thumleft:


    Katia

  • Amazon meint:
    Dieses Buch ist ein Klassiker der Science-fiction-Literatur. Ein altes
    Quadrat erzählt uns vom Leben im Flächenland und seinen Ausflügen in das
    Raumland und das Linienland. Dabei erfahren wir nicht nur Interessantes
    über andere Dimensionen, sondern auch über Auswirkungen riskanten
    Denkens in einer Welt, in der das Mögliche mehr Rechte hat als das
    Wirkliche.
    Edwin A. Abbott hat diesen Roman 1884 das erste mal
    veröffentlicht. Er läßt seine Geschichte 115 Jahre später spielen, sie
    beginnt am vorletzten Tag des Jahres 1999.


    Das ist natürlich Quatsch. Weder Klassiker noch Science-fiction trifft hier wirklich zu. Es ist eher ein Sachbuch, das sich als Geschichte verkleidet. Eine echte Handlung kommt überhaupt nciht vor, würde aber evtl. auch nur stören. Es ist ein philosophisches Gedankenexperiment. Als solches funktioniert es auch, bringt einen ein bisschen zum Nachdenken.
    Ansonsten? Geht schnell weil nur wenige Seiten lang. Dann legt man es weg, denkt "nett" und stellt es ins Regal. Dort wird es wohl verstauben.

  • Beitrag an bestehenden Thread angehängt :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. In der ersten Hälfte schildert uns der Ich-Erzähler das Leben und die Gesellschaft in einer zweidimensionalen Welt. Dabei fand ich, dass dieses Gedankenspiel ziemlich gut gelungen ist. Man sollte natürlich ein klein wenig räumliches Vorstellungsvermögen haben, um sich die Herausforderungen und die Lösungsansätze im Flächenland vorstellen zu können. Und sehr interessant fand ich dann die daraus resultierenden Gesellschaftsklassen (Frauen als Linien zu unterst, Priester als Kreise als Elite), die Gesetze, die sich logisch formuliert, ergeben – all das ist sinnvoll aufgebaut. Nachdem man also im ersten Teil die zweidimensionale Welt kennen gelernt hat, erhält der Erzähler in der zweiten Hälfte des Buches Besuch aus «unserer», dreidimensionalen Welt. Wie reagieren die Menschen auf diese «Bewusstseinserweiterung»? Die Weltsicht ist plötzlich in Frage gestellt – aber wie kann man diese Erkenntnis weitergeben? Auch hier schafft der Autor eine glaubhafte Balance zwischen Zweifel, Beweisführung, Vorurteilen,… und natürlich fängt man als Leser an zu überlegen, wie es einem selbst erginge, würden wir Besuch aus einer anderen Dimension erhalten. (Dabei spielt hier vordergründig Religion gar keine Rolle, es wird ausschliesslich mathematisch argumentiert).

    Es ist eher ein Sachbuch, das sich als Geschichte verkleidet. Eine echte Handlung kommt überhaupt nicht vor, würde aber evtl. auch nur stören.

    Dem möchte ich etwas widersprechen. Sicherlich ist das Thema etwas "trocken" vorgetragen, es kommen mathematische Zeichnungen vor, um das Leben im zweidimensionalen Raum zu erklären,... Aber eine Handlung findet ja schon statt. Wir erfahren von angefachten Revolutionen im Flachland, ein Besucher aus einer anderen Dimension taucht auf, hat eine Mission, es werden die Bemühungen erklärt, wie das Wissen in der Welt verbreitet werden soll,... Ein ungewöhnlicher Roman sicherlich, aber nicht langweilig, und als Parabel ein Klassiker, mit dem man auch heute noch viel anfangen könnte. Und vergessen werde ich es wohl niemals, in welchem Roman sind die Protagonisten schon Kreise, Dreiecke, Kugeln und Linien? Von daher eine Empfehlung für alle mathematisch / geometrisch Unbeschwerte, die gerne auf eine Gedankenreise entführt werden möchten.