Der Roman "Flatland" erschien erstmals 1880, und war der einzige größere literarische Erfolg des Autor, der von Beruf Lehrer und Pädagoge war. "Flatland" ist ein fiktives zweidimensionales Land, dessen Bewohner Linien, Dreiecke und Vielecke sind. Zwar hat das Buch teils mathematische Anklänge, doch dies steht nicht im Vordergrund: Abbott hat zwei andere Hauptthemen - er übt harsche Kritik am viktorianischen Gesellschaftssystem indem er es überspitzt in sein flatland überträgt. Hier sind Frauen völlig rechtelose Wesen, als Linien sogar gefährlich für die Männer und die gesellschaftliche Stellung der Männer bemisst sich allein an der Regelmäßigkeit und der Eckenanzahl. Ein gleichschenkliges Dreieck mit einer sehr spitzen Winkel dient nur als Anschauungsmaterial in der Schule, dem man aus Kostengründen am besten das Essen vorenthält, ein Kreis dagegen gehört zur angesehen Kaste der Priester. Abbott zweites Anliegen betrifft Intoleranz und Offenheit- am Beispiel des zunächst "ignoranten" A. Square, der einer dreidimensionalen Sphäre begegnet, ihr aber die Existenz der dritten Dimension nicht glaubt, bis er sie mit eigenen Augen sieht,
und dafür, dass er diese Erkenntnis im flatland verbreitet sein Leben lang im Knast landet
versucht Abbott seine Leser mit dem Gedanken eine vierten Dimension anzufreunden - und das Jahre vor von Raum-Zeit gesprochen wurde und fast ein Jahrhundert vor der Stringtheorie.
Meine Meinung: Das Buch hat leicht belehrende Tendenzen, die mich nicht gestört haben, Abbott verpackt seine Kritik an uns und unserer Welt geschickt in seine formale Welt. Auch wenn das Buch wegen seines mathematischen Hintergrunds sicher nicht jedermanns Geschmack ist, so macht es doch Spass, über eine zweidimensionale Welt und ihre Probleme nachzudenken, oder gar über "lineland" und "pointland", die ebenfalls auftauchen. Deswegen von meiner Seite eine Empfehlung
Katia