John Vermeulen - Die Elster auf dem Galgen

  • Untertitel: Ein Roman aus der Zeit Pieter Bruegels


    Inhalt:


    Antwerpen, Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Stadt gehört zu den damals spanisch besetzten Niederlanden.


    Pieter Bruegel (der Ältere oder auch der Bauernbruegel) wurde als Bauernsohn geboren und zeigte schon früh eine Begabung zum Malen und Zeichnen. Besonders die flämischen Landschaften haben es ihm angetan. Nachdem es bei der Hochzeitsfeier seines Bruders zu einer Intervention der Spanier kommt und Pieter wegen Beleidigung der Obrigkeiten festgenommen wird, verhilft ihm der spanische Kardinal Perrenot de Granvelle zur Freiheit und beschützt ihn sein Leben lang. Diese Förderung durch den Geistlichen ist Pieter Segen und Fluch zugleich.


    Pieter lernt bei dem Malermeister Pieter Coecke sein Handwerk, erlangt die Meisterwürde und arbeitet anschließend für Meister Cock. Auf dessen Betreiben reist er nach Italien, wo er neue Eindrücke sammelt.


    Zurück in Flandern verarbeitet er seine Erfahrungen und lässt sich von Cock wieder anstellen. Nebenbei malt er auch für Abraham (Bram) Ortelius und Niclaes Jonghelinck. Aufgrund widriger Umstände zieht Pieter später aus Antwerpen weg und lässt sich mit seinem Freund Floris in Brüssel nieder. Sie eröffnen dort eine Malerwerkstatt. Zudem gründet Pieter - endlich - eine Familie. Das Leben könnte schön sein, doch alte Dämonen verfolgen Pieter, der seit seiner Jugend denkt, dass ein Fluch auf ihm laste...


    Meine Meinung:


    Dieser Roman hat das Potenzial, "mein" historischer Roman des Jahres zu werden! :thumleft: Erstklassige Erzählweise, durch die der Leser viel über die damalige Zeit erfährt (das Bauern- und Stadtleben, die Reisebedingungen, verschiedene Religionsströmungen und ihre politischen Ambitionen,... ). Diese Informationen fließen in die Geschichte ein, deren Eckdaten zu stimmen scheinen, aber die noch frei genug erzählt ist, um dem Autoren freie Hand in der Darstellung seiner Figur zu lassen.


    Die einzelnen Figuren werden lebendig! Sie sind unzufrieden mit den Umständen ihrer Zeit, aber dennoch lebensfrohe, respektlose und teilweise derbe, spöttische und ernstzunehmende Personen.


    Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen!


    Allerdings bin ich enttäuscht vom Lektorat des Diogenes-Verlages, von dem ich mehr Qualität erwarte. Besonders in der ersten Hälfte des Romans häufen sich die Rechtschreibfehler: so heißt es an einer Stelle "dann" statt "denn", an einer anderen "sont" statt "sonst" oder bemerkenswert auch die Schreibweise von "Stimmmme"...


    Mein Lieblingsfehler ist und bleibt dieser unbeabsichtigt heitere Satz:


    Zitat

    Bis Antwerpen fror der Fluß sogar ganz zu, so dass das Eis die beiden Ufer miteinander verbunden hatte. Denn auf der anderen Seite hausten nicht nur Räuber und andere Verbrecher, sondern dort spuckte es auch. Nachts wurde das Scheldeufer zwar besonders gut bewacht, doch was konnten Musketen und Hellebarden gegen diese unwirklichen Bedrohungen ausrichten, vor denen man sich gerade in der langen dunklen Jahreszeit fürchtete?

    :tongue:


    FAZIT: Wer sich für Kunst, das 16. Jahrhundert, die Religionskriege, Flandern und/oder Spanien Rolle als Besatzungsmacht interessiert, wird hier auf seine Kosten kommen! Nebenbei dient das Buch auch hervorragend als Unterhaltung! Hier wird Geschichte im Roman erzählt!

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • @ Fezzig,


    danke für die schöne Rezension :D. Ich werde mal in unserer Bücherei nach dem Roman ausschau halten, das hört sich wirklich interessant an.

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Fezzig
    Klingt ja wieder sehr interessant - schon notiert!
    Gruß Wirbelwind


    :study: Boris Akunin, Die Bibliohek des Zaren

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.