Jeannette Gräfin Beissel von Gymnich - Und flog in anderes L

  • Jeannette Gräfin Beissel von Gymnich
    Und flog in ein anderes Land...
    Emons (Softcover/2004)
    ISBN 3-89705-339-X
    301 Seiten
    Euro: 11.-


    Ritterfeste, Turniere, Konzerte, mittelalterliche Märkte und Hochzeiten – seit der Aufnahme des Veranstaltungsbetriebs in der Burg Satzvey im Jahr1984 hat Jeannette Gräfin Beissel von Gymnich die alte Burg zu einem der bekanntesten und beliebtesten Veranstaltungsorte des Voreifelkreises gemacht. Nun hat sie eine der bewegendsten und romantischsten Geschichten um diese Burg in diesem Roman niedergelegt.


    Die Zeit: 1226. Aus Nürburg wird die junge Hedewich von Vey nach einer strengen klösterli-chen Erziehung in Maria im Tale im Alter von 14 Jahren die Burgherrin von Satzvey. Diese Heirat mit Phylipp von Vey wurde durch ihren Vater Gerhard von Are arrangiert, wie so viele Ehen in adeligen Kreisen zu dieser Zeit. Für Gerhard ist dies nach dem Tod seiner Frau auch eine Entlastung, denn er weiß einfach nicht, wie er eine junge Dame erziehen soll. Begleitet wird sie von der fremdländischen Nonnen Benigna, die ihr eine enge Vertraute ist und ihr das Näh- und Stickhandwerk näher gebracht hat, sowie geheimnisvolle Geschichten aus ihrer ei-genen Heimat.


    Auf der Burg angekommen wartet die junge Herrin nicht nur etwa eine Woche in Gesellschaft ihrer Freundin, ihres Vaters und ihres Bruders auf die Feierlichkeiten, sondern auch darauf, ihren zukünftigen Gemahl überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Ein kurz zuvor verschwunde-nes Schmuckstück, dass ihr ihr noch unbekannter Verlobter geschenkt hatte läutet eine typi-sche hochmittelalterliche Minnegeschichte ein, so wie auch dieses ganze Buch auf das „Fal-kenlied“ zurückgeht, das der Minnesänger von Kürenberg verfasst haben soll, der als der äl-teste namentlich bekannte Dichter in deutscher Sprache gilt. Doch zunächst beginnt eine glückliche, wenn auch beschauliche Zeit mit dem neuen Ehemann, der klug, gütig und auf-merksam ist und für sich selbst nicht glauben kann, dass ein Geschöpf wie Hedewich wirklich seine Frau ist. Schnell bringt er ihr seine Ländereien näher und die Menschen, die darauf le-ben und sehr bald sind die neue Herrin und ihre fremdländische Begleiterin in jedem Ort der Grafschaft gern gesehene Besucher. Alles ist gut, bis eines Tages ein Gesandter des Kaisers eintrifft. Dieser ist nicht nur ein unfreundlicher Patron, sondern er ordert auf Geheiß des Kai-sers auch alle Männer zum neuen Kreuzzug – der später wegen Unwohlseins des Kaisers ab-gebrochen werden soll. Und so ist Hedewich bereits drei Jahre nach ihrer Hochzeit – im zar-ten Alter von 17 Jahren allein verantwortlich für die Satzveyer Besitztümer.


    Von nun an liegt der Schwerpunkt der Geschichte bei den ausfahrenden Kreuzfahrern und ihren Erlebnissen auf dem Weg, der sie allerdings nicht viel weiter als bis nach Sinzig bringt, wo sie neue wichtige Informationen über die Hintergründe des Kreuzzuges und des Botschaf-ters des Kaisers bekommen. Hier lernen sie auch neue Ritter kennen, die wieder neue Ge-schichten mit in die Hauptgeschichte einbringen.


    Diese Form des Einbringens anderer Geschichten in die laufende Handlung zeichnet diesen Roman besonders aus und macht ihn damit durchaus vergleichbar mit der erzählenden Litera-tur des Hochmittelalters und solcher Autoren wie Wolfram von Eschenbach oder Hartman von Aue. Gleiches gilt auch für die reichhaltige Bildersymbolik, die in diesem Roman eine große Rolle spielt, die ständigen Vorahnungen, die magischen Anspielungen und Träume und auch die positive Verknüpfung der muslimischen und der christlichen Kultur in der Nonnen Benigna, die stark an Eschenbach erinnert. Dem reinen Historischen-Roman-Leserinnen und –Lesern wird dieser Roman zunächst nicht ganz zusagen, da sein Stil etwas ungewohnt ist, aber er passt – mit einer gewissen stilistischen Modernisierung der Sprache – sehr gut in die Literatur der Zeit, von der er erzählt, weswegen „Und flog in ein anderes Land...“ sicherlich eine lohnende Leseerfahrung darstellt.


    K.-G. Beck-Ewerhardy