Der blinde Masseur von Catalin Dorian Florescu

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    Kurzbeschreibung
    Als Halbwüchsiger ist Teodor durch die rumänischen Dörfer gereist und hat sich von den abergläubischen Bauern Geschichten erzählen lassen. Nun kehrt er als erfolgreicher Mann aus dem Westen in seine Heimat zurück, um herauszufinden, ob er dort glücklicher geworden wäre. Und auch, um seine Jugendliebe wiederzufinden. Am Ende aller Straßen trifft er auf den blinden Masseur und seine Freunde. Teodor ist fasziniert von dem Ort, wo Patienten ebenso wie Bäuerinnen und sogar der Bürgermeister Werke der Weltliteratur auf Band sprechen. Doch nicht alle sind so gastfreundlich wie die schöne Elena, bei der er sich eingemietet hat. Schon bald gerät er in ein Netz aus Hinterlist, Korruption und Gewalt. Florescu lässt eine Welt entstehen, die ebenso unbarmherzig wie poetisch, ebenso schön wie verzweifelt ist


    Der in der Schweiz lebende Exil-Rumäne Teodor beschliesst nach Jahren in seine alte Heimat zu fahren. Der Gedanke kommt ihm zum ersten Mal als seine Mutter im Altersheim sagt:

    Zitat

    "Früher war dein Blick so lebendig. Jetzt ist er matt. Du würdest hervorragend zu uns ins Altersheim passen“

    Dann lernt er Michaela kennen, eine Rumänin welche mit einem Schweizer verheiratet ist, er beginnt eine kurze Affäre mit ihr, und der Gedanke die Reise zu beginnen wird zur Klarheit.
    Da er als Junge mit einem Aufnahmegerät von Bauer zu Bauer gereist ist, welche ihm Fabeln erzählten, fährt er mit dem Vorwand Mihai, den Erzähler zu suchen, los, denkt jedoch genau so an Valerie seine Jugendliebe welche er ohne Abschied nehmen zu können, verlassen musste, da ihm seine Vater verboten hatte, von der bevorstehenden Flucht zu erzählen.
    Sein Auto bleibt in einem Schlagloch stecken, so bleibt er in dem kleinen Kurort Moneasa hängen, wo er den blinden Masseur kennen lernt, und ohne grosses Aufheben wird Teodor von ihm aufgenommen, sie werden Freunde. Ion dessen Name («Gott ist gnädig»)bedeutet , besitzt dreissigtausend Bücher, Klassiker und philosophische Werke. Diese lässt er sich von seinen Kunden anstelle Bezahlung, wenn auch nicht immer, er ist da sehr heikel was die Stimme des Lesenden angeht auf Tonbänder sprechen. Der Minenarbeiter liest Zola, den Fabrikdirektor lässt er Marx lesen, den Popen (welch Ironie) lies er de Sade lesen. Literatur ist für ihn Macht, mit der man lernen kann zu handeln und etwas zu bewegen. Der blinde Masseur lebt mit seinen Bücher, welche die ganze Wohnung ausfüllen, nicht einmal die Küche ist zum Essen gedacht sondern dient dem Wissen.
    Durch Ion stellt sich bei Teodor allmählich die doch etwas fremd gewordene Vertrautheit zu seinem Vaterland wieder ein, er bekommt einen intensiven Bezug zur Literatur,und der blinde Masseur lernt die Welt Teodors kennen.
    Teodor beschreibt die Schweiz mit den schönsten Worten, das gute Leben, die schönen Landschaften, die sauberen Städte. Obwohl Ion darob zu Beginn erbost ist und erklärt das solche Erzählungen gefährlich seien, nur Philosophen haarscharf denken, und das lesen dieser Literatur den Menschen zu Nutzen sei, führen die Geschichten aus der Schweiz dazu, dass aus Freundschaft Verrat wird.


    Das ist mein erstes Buch das ich von Florescu las. Sein Erzählstil gefällt mir, humorvoll beschreibt er sowohl Land und Leute, eindrücklich seine Jugend die Flucht und die Jahre in der Schweiz. Wie er die Fabeln welche die Bauern ihm erzählten einfliessen lässt verleiten zum Schmunzeln, da sie gespickt sind mit Aberglauben welche so gar nicht in unsere moderne Welt passen.


    Portät vom Pendo Verlag zum Autor:
    Catalin Dorian Florescu, geboren 1967 in Timisoara/Rumänien. 1976 erste Ausreise mit dem Vater nach Italien und Amerika. Rückkehr nach Rumänien, 1982 endgültige Emigration. Studium der Psychologie. Er lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Bei Pendo erschienen bisher seine Romane Wunderzeit (2000) und Der kurze Weg nach Hause (2002). Florescu erhielt zahlreiche Auszeichnungfen, u.a. Hermann-Lenz-Stipendium, Chamisso-Förderpreis, Werkjahr der Stadt Zürich, Anna-Seghers-Preis 2003 und Aufenthaltsstipendium Worpswede (2005).

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

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