Marie Merburg - Nordseesterne

  • Ich brauchte mal wieder eine Pause von Thrillern und da kam so ein „Feelgood“ gerade richtig.

    Das Cover war schonmal top dafür und auch der Klappentext hat mich dann überzeugt. Außerdem lese ich gerne Bücher, die in meiner Region – oder zumindest drum rum – spielen. Greetsiel kenn ich übrigens auch und ich hatte den kleinen Ort wieder bildhaft vor Augen. Die Autorin kannte ich noch nicht und es ist ihr erster Nordsee-Roman. Bisher hat sie immer ihre Romane an der Ostsee angesiedelt. Wie die sind, kann ich nicht sagen, aber ihr erster Nordsee-Roman ist ihr sehr gut gelungen!

    Wenn ich diesen Roman mit einem Satz beschreiben sollte, dann so:

    „Aufreger mit Happyend!“


    Warum Aufreger?

    Weil ich mich andauernd über Marianne, Luisas Mutter, aufgeregt habe.

    Sie gängelt ihre Tochter, bestimmt über sie, fädelt Dinge ein und stellt Luisa vor vollendete Tatsachen. Kurz, sie bestimmt und manipuliert das Leben ihrer Tochter und andere Menschen, um ihre Vorteile durchzusetzen – alles „Zum Wohle ihrer Tochter“

    Luisa ist über 30 Jahre alt!

    Klar, Luisa könnte dagegen angehen und ihr Leben führen wie sie es mag, schließlich ist sie doch schon erwachen.

    Luisa mag eigentlich auch gar nicht in dem Unternehmen ihrer Mutter arbeiten, und schon gar nicht später einmal übernehmen.

    Viel lieber kocht sie. Sie hat sogar einen eigenen Kochkanal, auf dem sie sich auch immer Kochduelle mit ihrer besten Freundin liefert. Das Kochen ist ihre Leidenschaft und so gerne würde sie mehr als nur diesen Hobbykanal daraus machen.

    Aber sie leitet die Marketingabteilung von „Natürlich schön“, der Firma ihrer Mutter. Aber selbst das ist der Mutter nicht genug. Ihr ist ein Dorn im Auge, das Luisa nicht ihren Ehrgeiz hat, um die Firma weiterzubringen und deswegen fädelt sie auch etwas in der Firmenleitung ein und stellt Luisa vor vollendete Tatsachen, die sie im Moment vor Schock nicht ablehnen kann. Bevor sie überhaupt Nein sagen kann, gratulieren ihr schon alle.

    Auf der Party bricht Marianne zusammen und die Diagnose im Krankenhaus verändert schlagartig alles.

    Ab da sind wir nur noch in Ostfriesland / Greetsiel und Umgebung.


    Gleich bei der Anreise war ich mitten drin, in Greetsiel. Die Autorin beschreibt den Ort, die Menschen dort und alles drum rum so authentisch, dass das Kopfkino von Anfang an live und in Farbe mitläuft.

    Greetsiel ist die Heimat von Marianne, aus der sie vor langer Zeit nicht im Guten weggegangen ist. Doch jetzt möchte sie alles ins Reine bringen, denn nach dem Schock der Diagnose wird ihr einiges klar.

    Wenn Luisa zu Anfang auch nur dachte, dass ihre Mutter ihre Heimat wiedersehen will, so kommt gleich der nächste Schock, als sie statt vor einem Hotel vor einem kleinen Haus halten und sie von jetzt auf gleich eine „neue“ Familie kennenlernt.

    Ihre Tante Helga, ihre Cousine Merle und ihren Cousin Björn.

    Eine Familie, von der sie noch NIE etwas gehört hatte!

    Aber warum?

    Nach und nach tun sich für Luisa die Familiengeheimnisse auf und auch ihre Mutter erkennt sie manchmal nicht wieder. Diese friesische Art, die sie noch nie bei ihrer Mutter auch nur ansatzweise gesehen hat, erstaunen sie immer wieder.

    So langsam gefällt ihr auch die Gegend und die Leute, ganz besonders auch Holger, der Restaurantbesitzer und Bekannte von Merle, bei dem sie spontan beim ersten Besuch in der Küche aushilft, weil der Koch abgehauen ist.

    Na da entwickelt sich doch was ……

    Aber was?


    Trotz der friesischen Idylle und der neuen Familie, die (fast) nicht nachtragend ist, gibt es dennoch genug „Drama“.

    Sollte man meinen, dass Marianne langsam umdenkt, was ihr Geschäft, deren Führung und vor allem Luisa angeht, hat man sich getäuscht.

    Sie manipuliert die Menschen in ihrem Umfeld weiter und spinnt Fäden, die sie zum Ziel führen sollen – alles zum Besten von Luisa!

    Nein, ist es aber nicht!

    Und genau das ist der Punkt, der mir Marianne immer wieder unsympathisch macht und ich Lisa anschreien möchte „Hör verdammt nochmal nicht auf sie und lass dir das nicht gefallen!“

    Wenn das meine Mutter wäre, ich hätte sie schon längst in die Wüste geschickt. Diagnose hin oder her.


    Aber was wäre so meine Geschichte ohne Happy End? ^^

    Natürlich gibt es das hier auch, der Weg dahin ist eben steinig.

    Die Autorin schafft es aber geschickt mit Wendungen, die ich als Leserin nicht vermutet habe, die Geschichte auch spannend zu halten und gibt damit eine Vollständigkeit, in der doch am Ende alle zufrieden sind. So wie es in einer Familie und deren „neuen“ Mitglieder sein sollte.

    Natürlich kommt hier auch die Romantik nicht zu kurz, die aber nicht kitschig wird – bis auf ein ganz klein wenig, was aber nicht weh tut. Ja, die Romantik hat auch Höhen und Tiefen, wie im richtigen Leben auch, somit fand ich auch das realistisch.

    Haben sich denn nun am Ende Luisa und ihre Mutter ausgesöhnt?

    Wer ist denn jetzt für die Romantik zuständig?

    Holger oder Erik, Luisas Verlobter in Hamburg und Mariannes Vertretung?

    Lest selbst das Buch, dann habt ihr die Antworten ☺️


    Mein Fazit:

    Ja, es ist definitiv ein „Feelgood“, mit tollem und bildreichem Schreibstil.

    Aber es gibt auch Aufreger und Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe.

    Eine tolle Geschichte, wie sie auch im richtigen Leben passieren kann und in der ich von Anfang bis Ende mittendrin war.

    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

    Gegensätze ziehen sich an - ich bin voller Gegensätze und komme somit auch mit (fast) allen gut aus :-,

    ****

    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste."

    - Heinrich Heine -


    Bin dann mal :study:


    Suhanis Bücherblog