Lisa Unger - Der heimliche Beobachter

  • Spannender Fall mit schwachem Abschluss


    Ein luxuriöses Wochenende in einem eleganten Cottage, weit weg von dem täglichen Stress und Alltagspflichten verspricht der erfolgreiche Unternehmer Mako seiner Frau Liza, seiner Schwester Hannah und ihrem Mann Bruce. Auch Hannahs beste Freundin Cricket mit ihrem neuen Freund Joshua wurde eingeladen.


    Doch der so vielversprechender Kurztrip steht von Anfang an unter einem schlechten Stern.


    Die fürsorgliche Mutter Hannah vermisst sehr ihr kleines Töchterchen, das mit der Schwiegermutter zu Hause geblieben ist. Liza leidet unter Migräne und zieht sich von der Gesellschaft zurück. Die Männer, alles IT-Leute, denken nur an ihre Arbeit und hängen ständig an den Handys. Das luxuriös eingerichtete Haus strahlt eine unheimliche Atmosphäre aus, und dann erzählt noch der bestellte Sternenkoch eine Gruselgeschichte über das Haus. Draußen braut sich ein Sturm zusammen und dann verschwindet spurlos die kränkelnde Liza. Noch ahnen die Gäste nicht, dass sie ständig beobachtet wurden.


    Der Anfang des Thrillers verspricht eine hochspannende Handlung. Doch die bedrohliche Atmosphäre lässt sich nicht so richtig einstellen, obwohl die Autorin sehr gut die Geschehnisse beschreiben kann. Das ausführlich dargestellte Verhalten der Protagonisten wirft viele Fragen auf; hier scheint keiner den anderen zu vertrauen, jeder hat seine Geheimnisse und ist auf sich selbst fixiert.


    Die Spannung steigt enorm nachdem das Cottage durch das tosende Unwetter von der Welt abgeschnitten wird und die Gäste entdecken, dass Liza spurlos verschwunden ist. Die Ereignisse überschlagen sich, das Gefühl der Bedrohung steigt, es wurde offensichtlich, dass jemand ein gemeines Spiel mit den Gästen treibt.


    Die spannende Handlung - mit den Einblicken in die interessanten Ereignisse in der Vergangenheit - hat mich zum Miträtseln angeregt und auf einige falsche Fährten geführt. Die Auflösung des Falles hat mich jedoch enttäuscht; zu konstruiert wirkten einige teils vorausschaubare, teils unglaubwürdige Ereignisse.


    Insgesamt hat mich der Thriller gut unterhalten, ich habe ihn gerne gelesen.

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  • Bereits das Cover mit den wunderschönen Blumen in Tiefblau, Rot, sanftem Grün und Weiß hat mich sehr angesprochen, auch wenn ich dahinter nicht einen Krimi vermuten würde. Die Blüten erinnern mich an die Alpen...


    Von Anfang an hat die Geschichte eine immense Spannung, und besonders amüsiert hat mich der Beginn, die "weihnachtlich" unweihnachtliche Stimmung mit dem aufgegessenen Truthahn, ausgepackten Geschenken und der typischen Tristesse, die jeder von Heiligabend kennt.

    Dann die geheimnisvollen SciFi Geschenke, zu denen sich niemand bekennt.


    Auch die Spannungen in der Familie werden sehr gut spürbar geschildert. Vorzeigepaare, bei denen es aber unter der Oberfläche grummelt, die Eltern, die ihr Sich-Nicht-Mehr-Nahe-Sein völlig unbekümmert zur Schau stellen, schwiegermütterliche Aversionen.


    Das Faszinierende ist, dass nichts Böswilliges wirklich offensichtlich ist, aber man spürt es einfach...


    Und es wird noch deutlicher, als es in den Sommer geht, in das bevorstehende Wellness-Wochenende.


    Fast jeder scheint ein Geheimnis zu haben. Die unterschiedlichen Paare und Einzelpersonen standen mir immer sehr lebendig vor Augen. In die Dialoge und Handlungen wurde viel hinein gepackt, was die Persönlichkeiten gut charakterisiert.


    Sehr gut geschildert finde ich die etwas unheimliche und angespannte Atmosphäre, sowohl rund um das Haus als auch zwischen den Paaren.


    Man spürt unterschwellig und zwischen den Zeilen, dass so manches nicht stimmt, ohne dass zunächst etwas besonders Dramatisches passiert wäre.

    Und dann nimmt die Geschichte gewaltig an Fahrt auf. Als Leser fängt man zwangsläufig an zu spekulieren, Verbindungen zu suchen, lässt sich in die Irre führen, durch Rückblenden verunsichern, man folgt falschen und richtigen Fährten, hat Ideen und verwirft sie wieder, zittert und fürchtet sich mit den Protagonisten.

    Ich habe über die Zusammenhänge lange im Nebel gestochert, die wirkliche Auflösung erfolgte erst ziemlich am Schluss.

    Ein paar lose Fäden bleiben für mich noch, aber das tut der Geschichte und der Gesamtlogik keinen Abbruch.

    Die Hintergründe und die Motive finde ich zumindest originell. Und Lisa Unger findet sogar trotz aller stellenweise aufgezeigten Düsternis noch eine versöhnliche Schlussszenerie.

    Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen. Superspannend und unterhaltsam.