Helma Schimke - Über allem der Berg

  • Helma Schimke, Pionierin und Ikone des Frauenalpinismus, ordnet alles den geliebten Bergen unter.

    "Herrgott, die Wand ist schön!"

    Dieses Buch ist die Autobiografie von Bergsteigerin und Architektin Helma Schimke (1926-2018), die zu einer Zeit in die Berge ging, als das Leben der Frauen aus den 3 K bestand, nämlich Kinder, Kirche, Küche.


    Helmas Bergkarriere beginnt schon mit 13 Jahren. Auch sonst ist ihr Lebensweg ungewöhnlich: sie absolviert die Höhere Technische Lehranstalt in Salzburg und studiert später in Wien bei Clemens Holzmeister Architektur.


    Ihre Leidenschaft und ihre große Begabung für das Bergsteigen machen sie zur Ikone und Pionierin des Frauenalpinismus. Ihre erste Ehe scheitert daran, dass sie lieber auf die Berge geht, als bei ihrem Sohn zu bleiben. Erst ihr zweiter Ehemann Konrad Schimke ist so etwas wie ein Seelenverwandter. Mit ihm hat sie noch zwei Söhne. 1961 schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Konrad Schimke kommt bei einem Lawinenunglück in der Watzmann-Ostwand ums Leben. In eindrücklichen Worten schildert Helma Schimke die Stunden, die Tage des Hoffens und des Bangens, die dramatische Rettungsaktionen und die traurige Gewissheit, nun alleinerziehende Mutter von drei kleinen Kindern zu sein.


    Kurz hat es den Anschein, dass sie niemals mehr in ihre geliebten Berge zurückkehren würde.

    „Nach dem Watzmann hab i Sorg g‘habt, dass du´s Bergsteigen aufgibst." “Ich könnt nicht, Wastl.“ „Gott sei Dank!“

    Entgegen alle Widerstände ihrer Umgebung, die meint, es schicke sich nicht als Witwe und Mutter sich solchen Gefahren auszusetzen, nimmt sie die Herausforderung an.


    "Zum Berg, in seine Stille und Einsamkeit, zu den Menschen, die auf ihm wohnen, trage ich hinauf, womit ich unten nicht fertig werde. Und jedes Mal, wenn ich zurückkomme, meine ich, das Leben sei wieder ein Stück einfacher geworden."


    Aus dieser Stille und Einsamkeit am Berg schöpft sie die Kraft für ihren Alltag.


    "Für uns Frauen ist nicht der Berg selbst das Schwierige, sondern was sich um ihn herum baut und sich gegen uns stellt. Niemand kann uns helfen, diese Widerstände zu überwinden. Im letzten sind wir immer allein … Wichtig ist ja nur das eine: Das zu leben, was man ist…"


    Diese Autobiografie enthält neben Auszügen aus sehr persönlichen Briefen eine Reihe von Fotos, die Helmas Leidenschaft dokumentieren. Doch in den aufgezeichneten Gesprächen mit mit Freunden und Bergkameraden mischen sich mitunter ernste Töne: Man sorgt sich um die Natur, um die geliebten Berge, denn der moderne Alpintourismus zeigt seine Schattenseiten. Deren Auswüchse Helma Schimke, die 2018 verstorben ist, bestimmt noch mitbekommen hat.


    Fazit:


    Die Geschichte einer starken Frau, die als Pionierin des Frauenalpinismus gilt und mit dem frühen, tragischen Tod ihres Mannes leben lernen muss. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)