Margret Greiner - "Ich will unsterblich werden"

  • "Malerei ist Ankommen an einem anderen Ort"

    „Ich will unsterblich werden“ - Diesen doch recht ungewöhnlichen Wunsch äußert Friederike Maria Beer (1891–1980) schon in jungen Jahren.


    Wer ist diese ungewöhnliche Frau?


    Margret Greiner zeichnet eine sehr spannende Biografie.


    Friederike Maria Beer ist die Tochter einer Barbesitzerin, doch nicht irgendeiner Bar: Ihre Mutter führt die legendäre Kaiserbar in Wien, in der sich Künstler und Mäzene ein Stelldichein geben. Friederike selbst nimmt gegen den Willen der Mutter Schauspielunterricht und wird zum lebenden Modell der Haute Couture der Salons des bekannten Salons der Schwestern Flöge. Dann kreuzt der Maler und Industriellensohn Hans Böhler ihren Lebensweg. Die beiden verlieben sich und leben ohne Trauschein miteinander. Welch ein Skandal!. Hans und Fritzi verbindet später eine lebenslange tiefe Freundschaft.


    Fritzi steht Hans nackt Modell. Fritzi setzt sich in den Kopf von den prominentesten Maler dieser Zeit gemalt zu werden: Bei Egon Schiele und Gustav Klimt gelingt dies. Nur bei Oskar Kokoschka klappt es nicht. Der muss in den Großen Krieg ziehen. Allerdings überlebt er Schiele und Klimt um Jahrzehnte.


    Fritzi ist unstet, will reisen, Wien ist ihr zu klein geworden, das geschrumpfte Österreich sowieso. Sie lernt den italienischen Marineoffzier Monti kennen, heiratet Hals über Kopf - und flieht vor der Enge der Ehe, der Kleinheit der Insel Procida und vor dem Faschismus eines Mussolinis.


    Als sie wenig später den viel jüngeren amerikanischen Studenten Hugh Stix kennenlernt, krempelt sie ihr Leben völlig um. Sie folgt ihm Mitte der 1930er Jahre nach New York. Hier beweist sie Weitblick, denn eigentlich stammt sie aus einer jüdischen Familie, die mehrfach das Bekenntnis gewechselt hat. Sie hilft als Leiterin von Hugh Stix‘ Galerie „Artist Gallery“ Dutzenden österreichischen Künstler Europa und die Nazis zu verlassen.


    "Malerei ist Ankommen an einem anderen Ort" gemäß dieses Zitats von Franz Marc, haben Maler und Bilder das ganze lange Leben von Fritzi eine große Rolle gespielt.


    Sie lebt bis ins hohe Alter in Hawai, wo sie sich letztendlich fast 90-jährig, das Leben nimmt.


    Meine Meinung:


    Wie wir es von der Autorin gewöhnt sind, besticht auch diese Biografie durch penible Recherche und einen wunderbaren Schreibstil. Man meint, Friederike Beer-Monti beim Flanieren zu begegnen. Keine Minute kommt Langeweile auf. Farbenprächtig wie Klimts Gemälde ist dieses Buch geschrieben. Dazu passt auch das Cover perfekt, dass eben dieses Porträt zeigt, das Gustav Klimt von ihr gemalt hat. Zahlreiche Fotos ergänzen das Buch, das in gewohnter, sorgfältiger AUfmachung im Verlag Kremayr und Scheriau erschienen ist. Auf S. 61 sieht man Friederike als junges Mädl in einem Hauskleid der Wiener Werkstätte in ihrer Wohnung, die Josef Hoffmann eingerichtet und Hans Böhler bezahlt hat.


    Durch die Bilder, die zahlreiche Maler wie Klimt, Schiele oder Böhler von ihr gemalt haben, ist Friederike Beer-Monti tatsächlich unsterblich geworden.


    Fazit:


    Ich habe diese Biografie mit großem Genuss gelesen und gebe hier gerne 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)