Florian Schäfer - Fast verschwundene Fabelwesen

  • “Fast verschwundene Fabelwesen - Die sagenhafte Reise des Konstantin O. Boldt” stammt aus der Feder von Florian Schäfer und wurde von Elif Siebenpfeiffer illustriert. Es handelt sich um das Expeditionstagebuch des Naturforschers Konstantin O. Bolt, der 1862 mit einer wagemutigen Truppe aus Mythozoologen und -Ethnologen, einem Magier und einer Nonne zur legendären und abenteuerlichen Letho Expedition aufbricht, um dem Schwinden der Fabelwesen auf die Spur zu kommen. Das Buch ist damit ein (fiktives) Zeitzeugnis einer alternative History.


    Die Geschichte wird in Form von Tagebucheinträgen erzählt. Ergänzend dazu ist jede Seite mit Bildern, Zeichnungen, Skizzen, Feldnotizen, Zeitungsausschnitten und/oder Brieffragmenten illustriert. Nicht fehlen dürfen natürlich die Beschreibungen der Fabelwesen, der die Expedition auf ihrer zweijährigen Reise durch Europa begegnet. Auf jeder liebevoll gestalteten Seite gibt es viel zu entdecken - auch wenn die Handnotizen und die altdeutsche Schrift der angefügten Dokumente nicht immer einfach zu entziffern sind.


    Die Expedition führt durch ganz Europa und folgt dabei lokalen Märchen, Legenden und eben Fabelwesen. Viele von ihnen sind im Verschwinden begriffen - nicht zuletzt durch die aggressive Expansion des Menschen, dessen exzessive Nutzung verfügbarer Ressourcen und seiner Kriegstreiberei. Damit hält das Buch auch gleich einige politische und philosophische Denkanstösse bereit. Grundsätzlich geht es aber um die Erforschung und Katalogisierung dieser Wesen und darum, einige Exemplare für ein Refugium zu fangen. Die Handlung wird gewürzt durch gefährliche Begegnungen mit Fabelwesen und Menschen - Verluste inklusive. Trotz kleinerer Flauten fand ich die Geschichte dann doch überraschend mitreissend und sogar spannend.


    Die Fabelwesen sind teils etwas enttäuschend “banal” - jedenfalls im Vergleich zu den Fantastischen Tierwesen aus dem Potteruniversum. Dafür sind sie sehr authentisch, denn der Autor hat ja tatsächlich folkloristische Sagen und Wesen aufgegriffen. Überhaupt wirkte die Atmosphäre und die mythozoologische Theorie auf mich sehr “authentisch”, um nicht zu sagen real.

    Ich habe die Lektüre von “Fast vergessene Fabelwesen” grösstenteils sehr genossen und fand es sowohl folkloristisch lehrreich als auch belletristisch unterhaltsam. Mir scheint dieses doch eher ungewöhnliche Format in diesem Fall sehr gelungen und reizvoll. Vor allem für Liebhaber von Fabelwesen und Abenteuerromanen im 19. Jahrhundert. Und fürs Auge ist's auch noch was.