Angélique Kästner - Tatort Hafen: Tod an den Landungsbrücken

  • Fesselt mit seinen unerwarteten Wendungen bis zur letzten Seite

    Diesen ersten Band einer neuen Krimi-Reihe habe sehr gerne und quasi auf einer Hafenrundfahrt gelesen. Wir tauchen ein die faszinierende Welt des Hamburger Hafens und der Arbeit der Wasserschutzpolizei, die man sonst als Hamburg-Besucher nicht richtig wahrnimmt. Geschrieben ist der Krimi von Angélique Kästner, Autorin und Spezialistin für Krisenintervention, und Andreas Kästner, der nach über 30 Jahre als Hauptkommissar bei der Hamburger Wasserschutzpolizei den Hafen kennt, wie kein zweiter.


    Worum geht’s?


    Der Kapitän Dominic Lutteroth wird von seinem Freund und Kompagnon Hans Kruger erschlagen auf seiner Barkasse „Rieke“ gefunden, die an den Hamburger Landungsbrücken vertäut liegt. Tom Bendixen von der Wasserschutzpolizei ist als erstes vor Ort und aIarmiert sofort das LKA. KHK Jonna Jacobi, die ständig abwertenden Sprüchen ihren Chefin ausgesetzt ist, übernimmt die Ermittlungen, obwohl sie eigentlich schon auf dem Sprung nach Hause ist. Um sich in der Welt des weitläufigen Hamburger Hafens leichter zurechtzufinden, nimmt sie das Angebot von Bendixen gerne an. Von da an beginnt eine interessante und gute Zusammenarbeit zwischen zwei Dienststellen, während es in Jonnas eigener nicht gar so gut läuft. Dritte im Bunde ist Krisen-Psychologin Charlotte Serverin, allein erziehende Mutter einer pubertierenden Tochter, die der jungen Witwe beistehen soll.


    Dabei erfahren die Ermittler, dass es im Hafen Unstimmigkeiten zwischen den Barkassen-Kapitänen gibt, da wegen der Pandemie die Touristen ausbleiben. Für Lutteroths Witwe ist alles klar: Der Inhaber der größten Barkassenflotte ist der Täter. Dem gibt sie dann vor den versammelten Trauergästen eine schallende Ohrfeige, weil er sich erdreistet hat, ohne Einladung zum Begräbnis zu kommen.

    Doch ist es wirklich so einfach? Und was ist an der Beobachtung dran, dass Lutteroth geheimnisvolle Kisten transportiert haben soll?


    Meine Meinung:


    Als erklärter Hamburg-Fan, für den es keinen Aufenthalt ohne Hafenrund- oder Fleetfahrt gibt, habe ich mich über das Wiedersehen mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und dem Flair der Hansestadt sehr gefreut. Der Gang durch den AltenElbtunnel oder die Arbeiten an den Containerbrücken oder das Labyrinth zwischen den Werften, in denen sich ein ortsunkundiger Fahrer leicht verirren kann - das alles ist so authentisch beschrieben, dass ich das Geschrei der Möwen hören und die Gischt auf meiner Haut spüren konnte.


    Die Charaktere sind glaubwürdig beschrieben. Ich hatte recht bald eine Hypothese, wer denn der Täter sein könnte, und bin nicht allzu weit daneben gelegen.


    Die Arbeit der Wasserschutzpolizei ist geschickt in die Handlung eingebaut. Neben dem großen Handlungsstrang rund um den toten Kapitän Lutteroth gibt es mehrere kleinere, die auf eine möglich Spur zum Täter hinweisen. Nicht alle Fährten erweisen sich als zum Ziel führend.


    Fazit:


    Gerne gebe ich diesem spannenden Krimi, der in meiner deutschen Lieblingsstadt Hamburg spielt, und durch zahlreiche unerwartete Wendungen bis zur letzten Seite fesselt, 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Barkassen-Kapitän Dominic Lutteroth wird erschlagen im Hamburger Hafen aufgefunden und zwar nicht in irgendeiner dunklen Ecke, sondern am Touristenmagnet St. Pauli-Landungsbrücken. Der Druck auf Kriminalhauptkommissarin Jonna Jacobi ist also immens den Fall möglichst schnell zu klären. Unterstützung erhält sie dabei vom Wasserschutzpolizisten Tom Bendixen, der den Mikrokosmos Hamburger Hafen genauestens kennt. Währenddessen übernimmt Charlotte vom Opferschutz die undankbare Aufgabe der Frau von Lutteroth zu erzählen, dass ihr Mann und Vater der gemeinsamen Tochter ermordet worden ist.

    Hinter „Kästner & Kästner“ verbirgt sich das Ehepaar Angélique und Andreas Kästner. Von Angélique Kästner gibt es bereits Kriminalromane, Thriller und Sachbücher unter dem Namen Angélique Mundt zu lesen. Sie ist Psychotherapeuten und hilft ehrenamtlich beim Kriseninterventionsteam des DRK. Andreas Kästner ist Hauptkommissar a.D. der Wasserschutzpolizei. Ihr Wissen aus vielen Jahren Berufserfahrung haben die beiden Autoren in diesen Roman einfließen lassen.


    Ganz ehrlich, wer schaut sich die riesigen Containerschiffe im Hamburger Hafen an und fragt sich nicht, was dort alles drin ist? Ich hätte dort so gerne Röntgen-Augen, um meine Neugier zu befriedigen. Der Hafen übt definitiv eine besondere Faszination aus und dabei bekommen wir Touristen nur einen kleinen Teil zu sehen. Dieses Buch bieten auf jeden Fall andere Einblicke in die geheimnisvolle Welt des Hafens. An wenigen Stellen fühlt sich das eingearbeitete Wissen sehr geballt an, aber da ich es durchaus spannend fand, hat es mich nicht gestört, dass der Roman selten etwas nach Erfahrungsberichten klang. Ich fand diese Einblicke sehr interessant und bin sicher, dass Andreas Kästner in den Nachfolgeromanen noch einiges aus dem Nähkästchen erzählen wird. Die Bezeichnung „Tatort Hafen“ ist hier jedenfalls verdient und der Roman besitzt eine Menge Hamburger Lokalkolorit.

    Ich fand es eine gelungene Idee die Geschichte aus drei Perspektiven zu schildern und somit eine Krimimalkommissarin, jemandem von der Wasserschutzpolizei und vom Opferschutz ins Rennen zu schicken. Alle drei Protagonisten finde ich gut ausgearbeitet. Teilweise hätte ich mir etwas weniger Privates gewünscht, aber es ist nicht so leicht beim Auftakt einer Reihe auf nur 300 Seiten alle drei Hauptfiguren greifbar einzuführen, sie mit ihren persönlichen Päckchen, die sie zu tragen haben, vorzustellen und dabei gleichzeitig nicht den Fall aus den Augen zu verlieren. Diese Gratwanderung ist meistens sehr gut gelungen.


    Fazit: Der Auftakt hat richtig viel Spaß gemacht. Man spürt auf jeder Seite, dass man in Hamburg bzw. am Hafen ist und dass die beiden Autoren wissen, wovon sie erzählen. Wie gut, dass eine Fortsetzung geplant ist.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Toter Barkassenkapitän

    An den St. Pauli Landungsbrücken wurde der Barkassenkapitän Domenic Lutteroth erschlagen auf seiner Barkassen aufgefunden. Der Fall sorgt sofort für die mediale Aufmerksamkeit und landet auf dem Schreibtisch der Kriminalhauptkommissarin Jonna Jacobi. Eigentlich wollte sie so kurz vor ihrer Pensonierung kürzer treten, doch nun muss die junge Ehefrau über den Tod informiert werden. Gemeinsam mit Tom Bendixen von der Wasserschutzpolizei beginnt Jonna in dem Fall zu ermitteln und ist fasziniert von dem Kosmos des Hamburger Hafens. Als sie glauben einem Barkassen-Krieg auf der Spur zu sein, verschwindet auch noch die Ehefrau Lutteroths.

    "Tod an den Ladungsbrücken" ist der Auftakt in die neue Reihe "Tatort Hafen".

    Die Handlung wird mit einem flüssigen Schreibstil und wechselnden Perspektiven erzählt. Mit einfließen tolle Beschreibungen rund um den Hamburger Hafen und auch Hintergrundwissen zur Arbeit der Wasserschutzpolizei. Bei den Beschreibungen rund um den Hamburger Hafen hatte ich alles bildlich vor Augen. Die einzelnen Aspekte rund um die Arbeit der WaPo wurden gut in die Handlung eingegliedert, ohne dass sie den Lesefluss gestört haben.

    In der Handlung kamen sehr viele Charaktere vor, wobei einige der Hauptcharaktere noch recht undurchsichtig geblieben sind. Teilweise kam ich etwas mit den vielen Charakteren durcheinander, wenn zu viele auf einmal vorkamen. Da musste ich erst überlegen, wie ich die jeweilige Person einzuordnen habe.

    Der Fall um den toten Barkassenkapitän war interessant und spannend. Der Spannungsbogen blieb hier aber recht flach. Erst am Ende wurde das Tempo ein wenig angezogen, aber alles blieb ohne großartigen Nervenkitzel.

    Gefehlt für ein Krimi hat mir so ein wenig die Ermittlungsarbeit der beiden Kommissare Jonna & Tom. Hier hat sich das Autorenteam etwas in die private Geschichte der einzelnen Charaktere verloren und in die Beschreibungen des Hamburger Hafens. Ich möchte nicht sagen, dass es schlecht ist, es war dennoch interessant und spannend alles zu erfahren und für die Charaktere ist es ja auch wichtig in die Tiefe zu gehen, aber der eigentliche Krimifall ist dadurch etwas in den Hintergrund geraten und der rote Faden ging dabei etwas verloren.

    Mein Fazit:

    Ein ruhiger Krimi für Zwischendurch ohne Blutvergießen und Nervenkitzel. Viel interessanter Lokalkolorit aus dem Hamburger Hafen und interessante Charaktere. Ich bin gespannt was mich in der Fortsetzung erwarten wird. Gebe hier eine Leseempfehlung.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: