Young-tak Kim – Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden / Gomtang 2

  • Klappentext/Verlagstext
    Lee Uhwan hat seinen Auftrag erfüllt und das Rezept für die berühmte Knochensuppe gefunden. Höchste Zeit, ins Jahr 2063 zurückzukehren. Doch es lässt ihm keine Ruhe, dass er immer noch nicht genau weiß, wer seine Eltern sind. Während er weiter im Restaurant Busan Knochensuppe aushilft und bedient, begegnet er anderen Zeitreisenden aus der Zukunft, darunter Park Jongdae, der im Hier und Jetzt eine neue Welt nach seinen Vorstellungen gestalten möchte und dafür buchstäblich über Leichen geht, und Kim Hwayeong, einem »Treiber«, der den Auftrag hat, ihn zu töten. Im letzten Moment erhält Lee Uhwan unerwartete Hilfe … Doch wird es ihm gelingen, dem Killer auf Dauer zu entkommen?

    Kim Young-tak vermischt verschiedene Genres wie Science-Fiction, Krimi und Thriller zu einer spannenden Zeitreisegeschichte und einem gelungenen Pageturner…


    Der Autor

    Kim Young-tak, geboren 1976, studierte Sinologie an der Dankook Universität in Yongin. Der südkoreanische Filmregisseur und Drehbuchautor eignete sich seine Kenntnisse sowohl im Film- als auch im literarischen Bereich autodidaktisch an. Kim schrieb und inszenierte den Comedy-Film Hello Ghost (2010). Die Komödie war ein lokaler Hit und lockte ein Millionenpublikum in die Kinos. Mit „Knochensuppe“ gelang ihm ein sensationelles Debüt, der erfolgreiche SF-Stoff wird zurzeit für eine 16 Episoden umfassende TV-Serie verfilmt.


    Inhalt
    Der Süd-Koreaner Lee Uhwan war durch ein Loch im Meeresboden 40 Jahre in die Vergangenheit gereist, um das Rezept für die echte Rinderknochenbrühe zu beschaffen und in seine Gegenwart zurückzubringen. Außerhalb der fast familiären Beziehung Uhwans zu seinem Chef und dessen jugendlichem Sohn Sunhee brauen sich im Busan der Vergangenheit jedoch politische Verwicklungen und mafiöse Strukturen zusammen. Bereits im ersten Band der Duologie konnte ich mich gehörig gruseln beim Gedanken an verschwundene Menschen und an riesige eiserne Suppentöpfen, in denen geduldig gerührt wird.


    Seit Lee Uhwan auf der Rückreise den Tod seiner Mitpassagiere verursacht hat, sitzt ihm ein Killer aus der Zukunft im Nacken. Inzwischen ist der pflichtbewusste Ermittler Changgeun dubiosen Vorgängen um falsche Identitäten und Vergabe von Wohnungen im Umfeld des Immobilien-Hais Park Jongdae auf der Spur. Ein Altfall einer Schießerei an einer Schule (aus dem ersten Band) scheint noch immer nicht aufgeklärt zu sein. Das in Süd-Korea angesagte Thema Schönheitsoperationen wird von Young-tak Kim auf die Spitze getrieben mit einer Gesellschaft, in der man sich durch ein völlig neues Gesicht und Entfernen der Fingerabdrücke eine neue Identität schaffen kann. Durch das Verfahren sind unterschiedliche Modelle einer Figur denkbar, die einander gegenübertreten könnten, aber auch Menschen, die ihre Identität einbüßen, ohne eine neue zu erhalten. Man stelle sich Ermittler Changgeun vor, dem ein Verdächtiger ganz ohne Fingerabdrücke gegenübersteht! Mit dem Wissen, dass das Geschehen von heute beeinflusst, wer in einigen Jahren reich und mächtig sein wird, wirken die Ereignisse um Lee Uhwan, Park Jongdae und Changgeun etwas weniger grotesk.


    Am Schnittpunkt von Zeitreise-Technologie, Politik, Immobilienspekulation und Lee Uhwans privater Suche nach Zugehörigkeit wird deutlich, dass letztlich nicht technische Möglichkeiten die Zukunft von Kims Figuren bestimmen, sondern deren persönliche Stärken und Schwächen. Die höchst suspekte Immobilienspekulation lässt sich als Sozialkritik lesen an einem System, in dem jeder morgen selbst einem knallharten Verdrängungsprozess ausgesetzt sein könnte. Alt verliert gegen Jung, Einwohner gegen Zuwanderer, Einzelner gegen Interessengruppe.


    Fazit

    Die Fortsetzung der Knochensuppen-Geschichte wirkt durch den Einsatz grotesker Technologien weit düsterer als der erste Teil. Insgesamt erlebte ich die männerlastige Welt außerhalb der familiären Einheit Lee Uhwan/Lee Sunghe/Lee Jongin/Kanghee als unnahbar. Die Zeitreisetechnik als Gewerbezweig konnte mich amüsieren; die zeitliche Einordnung des Geschehens fiel mir nicht immer leicht. Insgesamt setzt der Autor mit schnellen Schnitten eher filmische Mittel ein, so dass die Figuren des zweiten Bandes für mich wenig Konturen zeigten. Ein Personenverzeichnis wäre auch in diesem Band hilfreich.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor

    Hat den Titel des Themas von „Young-tak Kim – Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden / 곰탕 2 / gomtang“ zu „Young-tak Kim – Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden / 곰탕 / gomtang“ geändert.
  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Young-tak Kim – Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden / 곰탕 / gomtang“ zu „Young-tak Kim – Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden / Gomtang 2“ geändert.