Kimberley Brubaker Bradley - Gras unter meinen Füßen ... / The War That Saved My Life

  • ... Das Jahr, als ich leben lernte


    Klappentext/Verlagstext
    Die neunjährige Ada hat die Wohnung noch nie verlassen. Ihre Mutter hat sie weggesperrt und behauptet, Ada sei geistig behindert. Als ihr kleiner Bruder Jamie 1939 aus London aufs Land evakuiert werden soll, um der Bombardierung zu entgehen, entscheidet Ada, dass sie gemeinsam gehen werden. So beginnt ein großes Abenteuer für die Kinder wie auch für Susan Smith, die Frau, die gezwungen ist, die beiden bei sich aufzunehmen. Während Ada sich das Ponyreiten beibringt und lesen lernt, beginnt sie Susan zu vertrauen – und Susan beginnt, Ada und Jamie zu lieben. Aber wird ihre Bindung ausreichen, um sie gemeinsam durch die Kriegszeit zu bringen? Oder werden Ada und ihr Bruder wieder in die Hände ihrer grausamen Mutter fallen?


    Die Autorin

    Kimberly Brubaker Bradley und ihr Mann haben zwei erwachsene Kinder und leben mit Hund, mehreren Ponys, einer eigensinnigen Stute und etlichen Katzen auf einer 52 Hektar großen Farm in Bristol, Tennessee. Brubaker Bradley ist zweifache Newbery-Honor- Gewinnerin und Nr. 1 New-York-Times-Bestsellerautorin mehrerer gefeierter Romane für junge Leser.


    Inhalt

    Die Welt der 9-jährigen Ada liegt zwischen Zimmertür und ihrem Ausguck-Stuhl am Fenster; bis zur Toilette auf dem Treppenabsatz schafft sie es nicht mit ihrem „verdrehten“ Fuß. Da ihrer aggressiven Mutter offenbar viel daran liegt, Ada von anderen Menschen fernzuhalten und selbst das Opfer zu spielen, wird das Mädchen für geistig zurückgeblieben gehalten. Adas jüngerer Bruder Jamie beginnt mit kaum 6 Jahren mit einer Jungenbande in den Londoner Docks herumzustrolchen, so dass Ada immer stärker vereinsamt. Als nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Londoner Kinder aufs Land nach Kent evakuiert werden sollen, wissen beide Kinder nicht, was dieses „Land“ ist. Ada schafft es in einer Gewaltanstrengung bis in den Zug für die Evakuierung. Bei der Verteilung der Stadtkinder auf Pflegefamilien am Zielort bleiben Ada und Jamie übrig und werden der alten Susan Smith zugeteilt, die auch auf keiner Liste steht.


    Jamie gibt gleich die Parolen seiner Mutter aus: Ada bleibt im Haus, geht nicht zur Schule und Schuhe braucht sie daher schon gar nicht. Susan Smith hat allerdings andere Vorstellungen und betont, Kopf und Füße wären so weit voneinander entfernt, dass ein verdrehter Fuß keinen Einfluss auf Adas Leben haben sollte. Ada hat inzwischen aus dem Fenster das Pony auf Susans Weide erblickt, sowie eine jugendliche Reiterin – und weiß sofort; das ist die Freiheit, von der sie nicht zu träumen gewagt hätte. Etwas zu märchenhaft gelingt es ihr durch Versuch und Irrtum, Pony Butter aufzutrensen und sich kurz auf seinem Rücken zu halten. Jamie hat indessen seine Entdeckerkarriere wieder aufgenommen und sich mit den Piloten auf dem nahgelegenen Militärflugplatz angefreundet. Während Ada sich weiter wertlos fühlt, stets verängstigt, Susan könnte sie wieder zurückschicken, und Jamie in der ersten Schulklasse eine Begegnung mit einer Lehrerin der unfähigeren Art hat, rückt der Krieg näher mit Lebensmittelrationierung, Bombenangriffen und einer Flut verwundeter und sterbender Soldaten, die aus Dünkirchen an die nahegelegene Südküste Englands evakuiert werden. In all dem Leid erweist sich „Ich-bin-nicht-nett“-Susan als Naturtalent einer Pflegemutter, die selbst schwer an der Trauer um ihre Freundin Becky zu tragen hat.


    Vom eingesperrten Stadtkind, das die simpelsten Wörter für Alltagsdinge erst lernen muss, entwickelt sich Ada zu einem Mädchen, dass durch die Kriegserlebnisse extrem schnell reifen muss. Nicht nur Ada, Jamie und Susan zeigen ungeahnte Talente, sondern auch der 13-jährige Steven, der auf dem Land über sich herauswächst, und Fred, der Pferdeknecht der Thorntons, von dem Ada alles über Pferde lernt und der an einem verkrümmten Fuß nicht Schlimmes finden kann. Schließlich fertigt man Pferden mit missgebildeten Füßen auch einfach Spezialschuhe an.


    Fazit

    Ein historischer Jugendroman mit hinreißenden Figuren, spannenden Abenteuern und gravierenden kindlichen Ängsten, der rückblickend von der inzwischen ein paar Jahre älteren Ada in der Ichform erzählt wird. Kimberley Brubaker Bradleys Themen sind der Zweite Weltkrieg, Hilflosigkeit gegenüber einer behandelbaren Körperbehinderung (Klumpfuß), Pflegekinder, Trauer, Pferde (!) und Ängste aller Art. Die Autorin hat mich als Leser:in erfolgreich eingefangen, weil ich mich gern von Menschen mit unentdeckten Talenten fesseln lasse.


    Altersempfehlung
    Das englische Original wird von dessen Verlag ab 9 Jahren empfohlen, die deutsche Ausgabe ab 11, eine Content Note wegen expliziter Kriegsereignisse halte ich für angebracht.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Kimberley Brubaker Bradley - Gras unter meinen Füßen ... / The War That Safed My Life“ zu „Kimberley Brubaker Bradley - Gras unter meinen Füßen ... / The War That Saved My Life“ geändert.
  • Was für ein Buch: traurig und doch so schön! Mit großer Freude habe ich diesen emotional nicht immer leicht zu lesenden Roman gelesen. Eine bewegende und außergewöhnliche Geschichte eines Mädchens, das aus einer unerträglichen Situation als eine Gewinnerin herauskommt.


    Dieser Roman spricht eine ganze Palette von Gefühlen des Lesers an. Man kann sich gar nicht der fesselnden Handlung entziehen, denn jede Seite hat es in sich. Seit langer Zeit ist es ein Roman gewesen, bei dem ich nicht nur eine Träne vergossen habe. Ich empfand die Geschichte des Geschwisterpaars als sehr intensiv. :pray:


    Der Hintergrund ist düster. Ein kleines Mädchen von 10 Jahren, mit einer körperlichen Beeinträchtigung geboren, wird von ihrer Mutter seelisch und körperlich misshandelt. Was vielleicht noch schlimmer für das Kind ist, ist die Tatsache, dass die Mutter es nicht zulässt, dass das Mädchen sich weiterentwickelt. Auch dem kleinen Bruder geht es nicht gut, doch der wird zumindest nicht geschlagen. Die weitere Entwicklung der Geschichte ist überraschend, und ging einher mit großer Hoffnung meinerseits, dass alles gut werden wird. Doch bangen und mitfiebern musste ich trotzdem. O:-)


    Mitreißend, einfühlsam und berührend erzählt die Autorin diese Geschichte, ohne Pathetik und Kitsch. Die direkte Art der Autorin, sich einem sensiblen Thema zu nähern, hat mir sehr imponiert. Trotz der Traurigkeit ist es ein Lebensbejahendes und Glücklich machendes Buch.

    Ein literarischer Kandidat, den man im Leben gerne wiederholt lesen mag. :thumleft:

    Ein Highlight für mich! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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