Edmund de Waal - Die weiße Straße / The White Road

  • Autor: Edmund de Waal
    Titel: Die weiße Straße, übersetzt von Brigitte Hilzensauer
    Originaltitel: The White Road, erschien erstmals 2015
    Seiten: 464 Seiten
    Verlag: Paul Zsolnay Verlag
    ISBN: 9783552057715


    Der Autor:
    Edmund Arthur Lowndes de Waal, geboren 1964 in Nottingham ist ein britischer Töpfer / Keramiker (seit 2004 sogar Professor für Keramik an der University of Westminster in London), der erfreulicherweise, sozusagen aus Passion, auch Bücher schreibt – hauptsächlich Fachliteratur über Keramik, aber gelegentlich auch etwas über sich selbst…


    Inhalt und Meinung:
    … und so war ich von seinem Debutroman «Der Hase mit den Bernsteinaugen» sehr angetan, und habe ausschliesslich deshalb zu diesem Buch über das Töpfern gegriffen. «Auf den Spuren meiner Leidenschaft», so lautet der Untertitel, und das könnte eigentlich auch schon als Inhaltsangabe genügen. Denn de Waal unternimmt hier tatsächlich diverse Reisen zu den Ursprüngen des Töpferns: nach Jingdezhen zu den weissen Bergen, um Ausgrabungsstätten für Kaolin, also Porzellanerde zu besuchen. Mit im Gepäck sind Schriften des Jesuitenpaters François Xavier d'Entrecolles, der hier im 16. Jahrhundert wirkte und seine Beobachtungen über die chinesische Porzellankunst aufzeichnete und nach Europa schickte.


    Zudem interessant natürlich die heutige Arbeitsweise und Industrie verglichen mit den damaligen Aufzeichnungen und der eigenen Erwartung, eventuell romantischen Vorstellungen. Und so ist das Buch auch keine Reisebeschreibung und kein reines Sachbuch, sondern de Waal verbindet stets eigene Lebensgeschichte mit der Geschichte des Töpferns, ähnlich wie er es bereits bei dem Hasen mit den Bernsteinaugen getan hat. Dort war es eben die Familiengeschichte der Ephrussis, verbunden mit den japanischen Netsuken.


    Die Reise geht weiter nach Europa, nach Dresden und Meissen, später nach Plymouth. Die Leidenschaft des Adels für das zerbrechliche Gut, die Anstrengungen, das weisse Porzellan möglichst weiss zu machen, quasi durchsichtig – das war eine spannende, nicht gerade zimperliche Zeit. Und immer wieder hält de Waal inne, reflektiert, begründet seine Motivation hierher zu kommen, was treibt ihn in seiner Leidenschaft an, was nimmt er mit von diesem Ort (durchaus auch materielle Dinge für spätere Ausstellungen), usw.


    Auch wenn ich mit Töpferei, Keramik und Porzellan «nichts am Hut» habe, und ich mich schon häufig über die Preise für manches Stück wunderte, so ist de Waals Leidenschaft durchaus ansteckend. Ich werde nicht mit dem Töpfern anfangen, sehe diese Kunst aber nun mit anderen Augen. Zudem ist Edmund de Waal ist sehr sympathischer Erzähler, und konnte mich mit einem zunächst unscheinbaren Thema durchaus prima unterhalten. Empfehlenswert für Alle, die vielseitig interessiert und allerlei Themen aufgeschlossen sind.