Christian Mayer - Das Zuckerl

  • Eine Hommage an die fast vergessene Handwerkstradition des Zuckerlmachens

    Wer kennt sie nicht, die sauren Drops, die Heller-Zuckerl, Krachmandeln oder Seidenzuckerl aus der Kindheit? Ach ja und nicht zu vergessen die PEZ-Figuren, Blockmalzzuckerl bei rauem Hals oder die mit Schokolade gefüllten Pfefferminzzuckerl?


    In diesem Buch von Christian Mayer begegnen wir all diesen Köstlichkeiten wieder und dürfen bei der Renaissance des Zuckerlmachens im 21. Jahrhundert dabei sein. Das Zuckerlmachen ist ein Stück österreichischen Kulturgutes und hat eine bewegte Geschichte hinter sich.


    Auf den ersten 100 Seiten erzähIt Christian Mayer die Geschichte des Zuckers, wie er mit Hilfe von Sklaven aus Zuckerrohr gewonnen und nach Europa importiert worden ist und nur für den reichen Adel zugänglich war. Erst die Napoleonische Seeblockade, ein Handelsembargo, das sich auf Überseewaren erstreckt hat, ebnet den Weg mit der Entdeckung der Zuckerrübe zu einem günstigen Süßungsmittel. Zunächst nur in Apotheken verkauft, startet der Siegeszug des Zuckers im 19. Jahrhundert mit dem Anbau und der Verarbeitung in Mitteleuropa. Auch in der Donaumonarchie mischen die Zuckerbarone mit und das Zuckerlmacherhandwerk blüht auf. Wien ist Anfang des 20. Jahrhunderts eine der Zuckerlhauptstädte. In der Zwischenkriegszeit setzt der Niedergang ein und findet mit der Arisierung der vorwiegend in jüdischem Besitz befindlichen Zuckerlfabriken seinen traurigen Höhepunkt.


    Dann im Jahr 2013 hat Christian Mayer seinen Auftritt mit seiner „Wiener Zuckerlwerkstatt“. Gemeinsam mit seiner Frau Maria eröffnet er in der Wiener Herrengasse seine Manufaktur, in der die alte Tradition des Zuckerlmachens wiederaufersteht.


    Mayer berichtet, dass er von früheren Zuckerlmachern, die allesamt bereits hochbetagt sind, Tipps und Tricks erlernen konnte und von dem einen oder anderen, alte Gerätschaften erhalten hat, die er liebevoll restauriert hat und nun wieder für die Herstellung spezieller Zuckerl einsetzt. Es folgt eine Reise durch de wundervolle Welt des Zuckerlmachens.


    Das Buch „Das Zuckerl“ ist in gediegener Aufmachung als Hardcover mit zwei Lesebändchen im Servus-Verlag erschienen. Zahlreiche Fotos von alten und neuen Zuckerln finden sich genauso wie Abbildungen, wie die bunten Zuckerln in Handarbeit hergestellt werden.

    Wem das noch alles viel zu theoretisch ist, kann die Schaumanufakturen in Wien und Salzburg besuchen, um bei einer Führung den Zuckerlmachern zuzusehen, den Duft der Zuckerln einzuatmen und das eine oder andere Glas handgemachter Zuckerl zu erstehen.


    Fazit:


    Diesem liebevoll gestalteten Buch über das historische Handwerk des Zuckerlmachens, das nun eine Renaissance erleben darf, gebe ich gerne 5 Zuckerl.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)