Kristen Perrin - Das Mörderarchiv / How to Solve Your Own Murder

  • Kurzmeinung

    rumble-bee
    Mehr Verpackung als Inhalt. Moderater Krimi.
  • Kurzmeinung

    drawe
    Schönes Setting, aber inhaltliche Schwächen, statt Humor eher Klamauk.
  • Zur Autorin (Quelle: Verlag):



    Kristen Perrin stammt aus Seattle. Nachdem sie dort mehrere Jahre als Buchhändlerin gearbeitet hat, zog sie für ihr Magisterstudium und den PhD nach Großbritannien. Sie lebt mit ihrer Familie in Surrey im Süden Englands, wo sie gerne in Antiquariaten stöbert, mit ihren zwei Kindern im Matsch herumstapft und zu viele Pflanzen sammelt. «Das Mörderarchiv» ist ihr erster Roman für Erwachsene.


    Klappentext:


    Das sensationelle Krimi-Ereignis des Jahres zum Wohlfühlen, Schmunzeln und Miträtseln für alle Fans von Richard Osman und Robert Thorogood: Wie findet man den eigenen Mörder? Man legt ein Archiv an (und lässt andere die Arbeit machen).


    Frances Adams war siebzehn Jahre alt, als eine Wahrsagerin ihr 1965 auf dem Jahrmarkt prophezeite, dass man sie ermorden würde. Ihr Leben lang nahm niemand Frances ernst. Bis sie sechzig Jahre später – wie könnte es anders sein? – ermordet wird! Tante Frances hatte also recht. Und sie hat vorgesorgt. Erstens legte sie auf ihrem herrschaftlichen Landgut in Dorset ein besonderes Archiv an. Jede Person aus dem Dorf, die sie auch nur im Entferntesten für verdächtig hielt, taucht dort auf. Zweitens hinterließ sie ein Testament für Großnichte Annie und Stiefsohn Saxon: Wer den Mord auflöst, erbt alles. Die angehende Krimiautorin oder der fiese Rechtsmediziner?


    Da Annie die schrullige alte Dame nie kennengelernt hat, scheint sie klar im Nachteil. Doch dann findet die clevere junge Frau ein Tagebuch der Tante und liest über ein tragisches Ereignis in den Sechziger Jahren. Annie kombiniert: Unter mehr als einem Dach in
    Castle Knoll schlummert ein tödliches Geheimnis. Nur unter welchen?



    Mein Hör-Eindruck:


    Ein herrschaftlicher Landsitz, ein standesgemäßer alter Rolls Royce und eine schrullige adlige Schlossherrin – das Setting stimmt für alle Liebhaber von Kriminalromanen, die in einem beschaulichen England der vergangenen Tage spielen. Der Klappentext verrät schon die wesentlichen Elemente der Handlung. Es geht zunächst um die Frage, wer die schrullige Tante umgebracht hat. Im Laufe der Ermittlungen rückt jedoch ein zweiter Mord in den Blickpunkt: ein Mord, der vor 60 Jahren begangen wurde und damit in die Jugend der ermordeten Tante fällt.


    Die Handlung spielt sich auf zwei zeitlichen Ebenen ab, die wechselweise erzählt werden. Auf der Ebene der Gegenwart ist es Annie, die Großnichte der Ermordeten, und auf der Ebene der Vergangenheit ist es die Tante selber, die in ihrem Tagebuch ihre Geschichte erzählt. Damit ergeben sich reizvolle Kontraste, da ein Großteil der Tagebuch-Personen auf der Gegenwart-Ebene als ältere und arrivierte Leute auftreten.


    Der Klappentext – und an ihm muss sich der Krimi messen lassen - verspricht vollmundig „das sensationelle Krimi-Ereignis des Jahres“. Das lockt Leser an und weckt Erwartungen, denen der Krimi aber leider nicht standhalten kann. Für mich eine Enttäuschung.


    Die beiden Erzählebenen sind z. B. sprachlich-stilistisch identisch, was nicht zu einem Tagebuch passt. Einige Ereignisse sind sehr konstruiert und überzeugen nicht. So kauft die junge Erbin z. B. in einem Oxfam-Geschäft ein und wählt ausgerechnet einen Rock, den ihre Tante vor 60 Jahren genäht hatte – und in der Tasche des Rocks befindet sich ein verräterisches Zettelchen. Solche unglaubwürdigen Zufälle häufen sich im Fortgang der Geschichte.


    Daneben bleiben einige Handlungselemente offen. So fragt man sich als Leser z. B., wieso die Tante denn mit ihrer Nichte so zerstritten war, dass kein Kontakt bestand? Aber dennoch monatlich Geld an die Nichte überwiesen wurde? Auch die Entdeckung des Bösewichts bzw. der Bösewichte bleibt unklar. Hier verbirgt die Nichte Annie ihre Gedankengänge, sodass der Leser unverhofft mit dem Ergebnis konfrontiert wird. Was wiederum die Folge hat, dass in den Schlusskapiteln die notwendigen Erklärungen nachgeliefert werden müssen.


    Ab und an manövriert die Autorin ihren Roman mit ihren Personenbeschreibungen auch nahe an die Grenze zum Trivialen. Gelegentlich widerspricht sich der Krimi auch selber, z. B. durch falsche Zeitangaben oder Verwechslungen (Übersetzungsfehler?). Bis heute weiß ich nicht, wer nun bei dem tödlichen Unfall ums Leben kam: die Ehefrau oder die Mutter?


    Die Sprecherin macht das Bestmögliche draus. Ihre jugendliche Stimme passt zu den beiden jugendlichen Erzählerinnen.


    Daher :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).