Wigald Boning war nie eine Wasserratte. Die Liebe zum Wasser lag in seiner Familie eindeutig bei seiner Schwester, die gerne und sehr gut schwamm und immer noch schwimmt. Wie kommt der erklärte Nichtschwimmer dann dazu, nicht ein ganzes Jahr lang jeden Tag schwimmen zu wollen?
Der Weg zum täglichen Wasserbad ist lang und führt über ein 24-Stunden-Schwimmen und die Durchquerung des Bodensees von Friedrichshafen nach Romanshorn, bei der Wigald Boning auf seinen "Weltrekord für die langsamste Zeit" einer Durchquerung immer noch sehr stolz ist.
Zu schreiben, dass er einfach macht, ist gleichermaßen wahr und falsch. Nachdem sich Wigald Boning dazu entschlossen hat, 365 Tage am Stück durchzuschwimmen, fängt er zwar nicht am nächsten Tag an, aber er lässt auch nicht viel Zeit zwischen dem Entschluss und der Tag folgen. Trotzdem macht er sich durchaus auch Gedanken darüber. Von eher banalen wie dem richtigen Outfit, aber auch der Überlegung, was es mit seiner Familie macht, wenn er wieder ein, in den Augen der meisten Menschen eher verrücktes, Unternehmen startet.
Die ersten Schritte ins Wasser sind deshalb zögerlich, aber mit jedem neuen Tag wird aus dem Menschen mehr der Schwimmer und das Selbstbewusstsein wird größer. Er schwimmt in seinem Haussee, in mehr oder weniger sauberen Flüssen, Gletscherseen oder kurz vor der Krönung von König Charles in der Themse. Wenn es gar nicht anderes geht, taucht er auch mal in seinen persönlichen Pool, eine Wassertonne. Denn es heißt ja "Herr Boning geht baden" und nicht "Herr Boning geht schwimmen".
Außerhalb des Wassers geht das Familienleben weiter. Ich lese von Abschieden und Neuankömmlingen, von beruflichem und privatem Stress und von vielen kleinen heiteren Momenten rund ums Wasser. Und auch wenn ich ein eBook und nicht das Hörbuch hatte, habe ich immer im Kopf die Stimme von Wigald Boning gehört, die mir in seiner unnachahmlichen Art seine Geschichte über ein Jahr im Wasser erzählt hat.
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Verlag: Gräfe und Unzer Edition
