Dirk Rohr et al. - Sei ein Narr! Humorvolle Konfrontation in Beratung, Therapie und Supervision

  • Klappentext


    Am mittelalterlichen Hof war der Narr die einzige Person, die den Herrscher kritisieren durfte - solange es auf humorvolle Weise geschah. Therapie, Beratung und Supervision können eine ähnliche Rolle übernehmen: Die humorvolle Respektlosigkeit gegenüber bisherigen Ideen kann aber Wege aus Spannungen und Konflikten eröffnen.


    Das Buch ist ein Appell an Berater:innen, den Narren im eigenen Inneren Team zu aktivieren: den Mut aufzubringen, Augenzwinkern provokante Hypothesen zu 'erfinden'; eigene Ambivalenzen - und die der Klient:innen - zum Ausdruck zu bringen. Voraussetzung ist, dass dieser spielerische Zugang vollständig auf der Haltung von Wertschätzung und Empathie beruht.


    'Humor eröffnet supervisorische Perspektiven. Wie das handwerklich geschehen kann, wird in diesem Buch so ausführlich dargestellt, dass sich selbst humoristisch (vermeintlich) untalentiert Kollegen und Kolleginnen eingeladen fühlen dürfen, damit zu experimentieren. '


    Fritz B. Simon


    Eigene Beurteilung (Eigenzitat aus Amazon)


    Während meiner eigenen Ausbildung zum psychotherapeutischen Berater im schulischen Bereich um die Jahrtausendwende und auch in den späteren Supervisionen, an denen ich teilgenommen habe, hat es eigentlich immer etwas zu Lachen gegeben. Insofern war der Titel nicht so überraschend - und als Lehrkraft und gelegentlicher Coach kennt man die Bedeutung von Humor in Schulungs- und Trainingssituationen eigentlich ganz gut. Tatsächlich sind ja auch nichtwestliche Lebenshilfekonzepte, wie etwa der Buddhismus oder der Daoismus oft mit humorigen Geschichten verbunden und gerade die Daoistischen Wandermönche der Legenden treten nicht selten als eine Art von Trickster auf um festgefügte und blockierende Ansichten von Hilfesuchenden aufzulösen oder in eine neue Perspektive zu rücken - auch als 'Reframing' bekannt.


    Ausgehend vom Konstruktivismus, der Gestalttherapie und dem Arbeiten mit dem Inneren Team (sowohl der Berater/innen wie auch der Klient/innen) und unter Berücksichtigung von Wertschätzung und Empathie werden viele Möglichkeiten aufgezeigt, durch humorvolle Konfrontation Denk- oder emotionale Muster und Strukturen bei den Klient/innen - aber auch bei sich selbst - zu durchbrechen oder aufzuweichen um so den Raum der Denk- und Handlungsmöglichkeiten auf beiden Seiten zu vergrößern. Dies ermöglicht vor allen Dingen auch den Berater/innen immer wieder in die 'Anfängerhaltung' (jap. Shoshin - Geisteshaltung des Anfänger) zurückzufinden, was auch eine wichtige Komponente der Supervision und auch für die Supervisor/innen darstellt.


    Neben dem eher 'harmlosen' Humor werden auch die Trickster vorgestellt, angefangen bei Hermes und abgeschlossen mit Jan Böhmermann, bevor die Tricksterprinzipien auf Beratungs- und Supervisionshandeln angewendet werden. Hier werden erstmals auch Fallbeispiele mit herangezogen. Und es wird auch auf die Anwendung dieser Technik im Unterrichten des Beratens und Therapieren kurz eingegangen.


    Die Anwendung von Humor in Therapie, Beratung und Lehre erschien mir bereits vor dem Lesen des Buchs als selbstverständlich, aber für den einen oder die andere mag dies - auch auf Grund der jeweiligen Persönlichkeit und Erfahrung - anders sein. Aber obwohl dieses Buch wohl in erster Linie für das letztere Klientel oder Lernende geschrieben zu sein scheint, kommt mir der einführende Teil - bis etwa Seite 92 - zu kleinschrittig vor in seinem Bemühen, teils bis an die Anfänge der Psychotherapie durch den Jung-Mischer Rank zurückzugehen. Darauf aufbauend finden sich dann zwangsläufig im eigentlich interessanten Teil des Buchs viele inhaltliche Dopplungen oder auch öftere Wiederholungen, was das Lesen teilweise sehr ermüdend macht. Wenn es als Lehrmaterial sonst allerdings durchaus tauglich ist.


    Dass dieses Buch an der Universität der Jeckenhochburg Köln geschrieben wurde ist neben einigen Inhalten und Fußnoten ein weiterer Grund zum Schmunzeln.